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Schleif, Hans; Rōmaios, Kōnstantinos Ath; Klaffenbach, Günther ; Rodenwaldt, Gerhart [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches <Berlin> [Hrsg.]
Korkyra: archaische Bauten und Bildwerke (Band 1): Der Artemistempel: Architektur, Dachterrakotten, Inschriften — Berlin: Mann, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.48761#0104
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Gründe dafür gibt. Schon gleich nach der Auffindung hatte es mich beeindruckt1, wie
ähnlich die Dimensionen dieser Terrakottasima denen der späteren Marmorrandziegel und
der marmornen Giebelsima des Tempels waren. Es ist eine Ähnlichkeit, die nicht einfach durch
angeblich gleiche Fabrikmaße zu erklären wäre2. Noch wichtiger ist die absolute Größe
der Stücke, die sie in Verbindung mit der Schönheit der Ornamentierung als zu dem großen
Tempel passend und seines Skulpturenschmuckes würdig erweist, und schließlich die über-
einstimmende zeitliche Ansetzung. Die folgende Besprechung wird diesen Zusammenhang
näher erklären.

A. DIE DACHTERRAKOTTEN VOM ARTEMISTEMPEL
Fragmente der Traufsima
1. Das eindrucksvolle Stück der Traufsima mit dem angearbeiteten Flachziegel wurde
schon am Ende der Ausgrabungen von 1914 durch einen geschickten korfiotischen Techniker
zusammengesetzt und mit Gips ergänzt (Abb. 73 u. 74). Die Vorderseite besteht aus sieben
Fragmenten, die wahrscheinlich von derselben Tonplatte stammen, obwohl sie sich nicht alle
an den Bruchflächen berühren. Man kann drei Gruppen unterscheiden. Den ganzen oberen
Teil bilden zwei große, genau aneinander passende Fragmente, die fast überall gut erhalten
sind und an beiden Seiten einen einfachen Falz zeigen, der etwas unterhalb des oberen Ziegel-
randes in einem sanften Bogen endet. In der Mitte der Vorderseite ist der oberste Teil der
rundlichen Öffnung für den Wasserausguß erhalten. Links unten sind zwei Stücke vereinigt,
die an der Rückseite Spuren des rundlichen Ansatzes zu dem zugehörigen Flachziegel und an
der Seite eine glatte Fläche ohne Anathyrose zeigen. Die dritte Gruppe, aus drei Fragmenten
bestehend, gibt uns über die Gestaltung des hängenden Unterteils vollständigen Aufschluß.
Daß die erwähnten Gruppen sicher zusammengehören, beweist vor allem der Verlauf des
Volutenornaments in Verbindung mit der Gestaltung der Seiten. Auch wenn sie ursprüng-
lich zu drei verschiedenen Tonplatten gehört hätten, wäre die Ergänzung nicht minder
sicher, da vorausgesetzt werden kann, daß die Stücke aus derselben Form hergestellt wurden.
Für die ergänzten Platten ergibt sich eine Höhe von 80,5 cm und eine Breite der Vorder-
seite von 61 cm (Abb. 75 und die Farbtafel).
Der anschließende Flachziegel (Abb. 74) ist aus vier Fragmenten zusammengesetzt und zum
großen Teil aus Gips ergänzt. Obwohl die Fragmente weder untereinander noch an die Vorder-
platte anpassen, können sie doch nach ihren Dimensionen, den kleinen Ansätzen an der Rück-
seite der Vorderplatte und vor allem durch die Vergleichung mit einem gut erhaltenen Exem-
plar der rückwärtigen Reihen, dessen beide Dimensionen— 59x80 cm— erhalten sind,
ihre richtige Stelle mit ziemlicher Genauigkeit erhalten. Demnach ist die Länge des Ziegels
mit 80 cm und die Breite nach den Ansatzspuren mit 58,3 cm berechnet und ergänzt. Was
nun den wichtigen Winkel zwischen beiden Platten betrifft, so ist die Ergänzung wesent-
lich durch die von Dörpfeld berechnete Dachneigung des Tempels von 1 : 3,25 bestimmt,
nach der das Holzgestell als Auflager zugerichtet ist. Die erwähnten Ansatzspuren ergeben
dieselbe Neigung als gut möglich und sogar sehr wahrscheinlich, aber nicht unbedingt not-
1 AsXt. 1, 1915, IIapap-,80 und 6, 1920/21, 166.
2 Vgl. Schleif oben S. 54 ff. Obwohl m. E. diese Ähnlichkeit der Maße keine Identität bedeutet, verliert sie doch, wie unten
gezeigt wird, nicht an Beweiskraft.

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