Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schleif, Hans; Rōmaios, Kōnstantinos Ath; Klaffenbach, Günther ; Rodenwaldt, Gerhart [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches <Berlin> [Hrsg.]
Korkyra: archaische Bauten und Bildwerke (Band 1): Der Artemistempel: Architektur, Dachterrakotten, Inschriften — Berlin: Mann, 1940

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48761#0019
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
I. DIE ARCHITEKTUR DES ARTEMISTEMPELS

BAUPLATZ

Die antike Stadt Korkyra liegt auf der hügeligen kleinen Halbinsel Analipsis, südlich der
heutigen Stadt Kerkyra. Der Zugang zu dieser Halbinsel wird von den beiden Hafenbuchten,
dem offenen Handelshafen der Antike, heute Golf von Kastradis, im Osten und dem geschlos-
senen, heute versumpften ,,hylläischen“ Kriegshafen im Westen, bis auf etwa 1 km Breite ein-
geschnürt. Diese Landenge war unter Ausnutzung einiger Hügelchen mit einer Stadtmauer
gegen Norden abgeriegelt. Über der Erde ist heute nichts mehr von der Mauer erhalten außer
einem etwa 20 m langen Stück im Westen (Abb. 1), das vor der Abtragung bewahrt blieb, weil
in byzantinischer Zeit hier an der Innenseite der Mauer eine Kapelle angebaut worden war
(heute Panagia Neranzicha). Die Außenseite (Abb. 2 und Tafel 1b) steht noch fast 6 m hoch
und bildet nach Osten eine stumpfe Ecke, vielleicht zu einem Tore hin. Die glatten Quader-
schichten sind unregelmäßig 30 bis 40 cm hoch und rücken von Schicht zu Schicht jeweils
etwa 2 cm ein. Der obere Abschluß fehlt. Eine Grabung hat hier noch nicht stattgefunden, nur
der Mauerfuß ist an der stumpfen Ecke freigelegt worden, wobei sich zeigte, daß bereits die

zweite Schicht (von unten) eine für Ansicht geglättete
Außenseitehat, daß also die Mauer nur mit einer Schicht-
höhe in die alte Oberfläche eingetieft worden ist. Die
Innenseite ist durch den Kapellenanbau so verändert,
daß sich weder die Mauerstärke noch die ursprüngliche
Wehrganghöhe noch erkennen läßt. Ein kleines Stück des
Kapellenfußbodens wurde auf gebrochen (Abb. 2 unten).
Darunter wurden vier Ouaderschichten der Mauer frei-
gelegt, die alle nach hinten unregelmäßig endigen. Kon-
struktion und Erbauungszeit kann nach diesen nur
flüchtigen Beobachtungen noch nicht bestimmt werden.
Dicht südlich vom Stadtmauerzuge, ebenfalls von Bucht
zu Bucht reichend und demselben Zwecke dienend, aber
mit umgekehrter Front nach Süden errichtet, verläuft
ein Festungsgraben mit einer großen Erdbastion im
Westen, von den Ingenieuren Napoleons I. gegen die
Engländer angelegt (Abb. 1). In einem Winkel der
Bastion hat sich im vorigen Jahrhundert ein heute
schon wieder halb zerfallenes Nonnenkloster angesiedelt.
Die kleine Ebene zwischen Festungsgraben, Stadtmauer-
hügeln und versumpftem Hafenbecken war für Wohn-
bauten zu feucht, hier wurden in neuerer Zeit nur Gärten
und Felder angelegt; lediglich am Hügelrand hatte sich
eine kleine Ziegelbrennerei eingenistet, die hier die Ton-
schichten des Stadtmauerhügels abbaute. Nichts deutete


Grundrös


15
 
Annotationen