Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schleif, Hans; Rōmaios, Kōnstantinos Ath; Klaffenbach, Günther ; Rodenwaldt, Gerhart [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches <Berlin> [Hrsg.]
Korkyra: archaische Bauten und Bildwerke (Band 1): Der Artemistempel: Architektur, Dachterrakotten, Inschriften — Berlin: Mann, 1940

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48761#0066
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DER ALTAR UND DER TEMPELVORPLATZ
Ausgrabung
Im Osten des Tempels wurde schon zu Beginn der Ausgrabung im Jahre 1911 bei Anlegung
des ersten langen west-östlichen Suchgrabens ein gepflasterter Weg und an seinem Ende,
35 m vor der Ostfront des Tempels, ein großer Altar aufgedeckt, dessen Westfront beinahe
senkrecht unter der Mauer des Nonnenklosters 2 bis 3 m tief unter dem Erdboden lag. Um
wenigstens die Nordhälfte des Altars ganz freilegen zu können, wurde mit Erlaubnis des Klo-
sters dessen westliche Hofmauer in einer Länge von 8 m abgetragen und 5 m weiter östlich
wieder neu errichtet. Auf dem Bilde (Taf. 16a) sieht man links am Rande die neue Mauerecke,
während genau über dem Altar an der dunklen Klosterwand die Anschlußfläche der alten Mauer
sich als weißer senkrechter Streifen abzeichnet. Auch die Höhe des ehemaligen Hoffußbodens
ist an der Klostermauer gut zu erkennen und stimmt überein mit der früheren Höhe auch
außerhalb (westlich) des Klosters, wie an dem runden Erdklotz zu erkennen ist, neben dem
Wilhelm Dörpfeld steht und der vor dem Altar zur Schichtenbeobachtung bei der Ausgrabung
stehengeblieben war.
Pflasterweg
Der gepflasterte Weg beginnt vor dem Mittelinterkolumnium der Ostfront in einer Breite von
3,07 m (= 10 Fuß). Der Anfang des Weges am Tempel ist aus der Mittelachse etwa 25 cm nach
Süden verschoben. Auch der Weg selber biegt von der Mittelachse des Tempels um 3° nach
Süden ab. Die Erklärung für diese doppelte Verschiebung lieferte die Aufdeckung der älteren
Stützmauern im Norden, die sich weit in den Tempelplatz vorschieben (s. u. Abb. 56).
Der Weg verläuft etwa 28 m geradlinig und erweitert sich 7 m vor dem Altar zu einem Halb-
kreis, der die Überleitung zu dem quer vor dem Wege liegenden Altarvorplatz bildet. Von dem
Vorplatz, der sich 2,64 m breit vor der ganzen Länge des Altars hinzog, ist nur das nördliche
Drittel erhalten. Ursprünglich scheint der gerade Weg T-förmig mit dem Altarvorplatz zu-
sammengehangen zu haben, erst später sind in die Winkel des T die beiden Quadranten des

gepflasterter weg vom tempel zum altar ff ;


Abb. 46

Halbkreises eingefügt worden. Die Platten des noch erhaltenen kleinen Stückes des nördlichen
Quadranten liegen 3 bis 4 cm tiefer als der Wegrand, dessen große Platten in geraderFlucht
weiterlaufen, soweit sie erhalten sind. Ein großer zeitlicher Unterschied besteht jedoch nicht,
denn Weg, Vorplatz und Halbkreis sind in gleicher Technik ausgeführt. Sie bestehen aus durch-
schnittlich 8 cm dicken Kalksteinplatten von verschiedenster Größe. Nur an den Außenrän-
dern des Pflasters haben die Platten gerade bzw. bogenförmige, in guter Flucht bearbeitete
und verlegte Platten. Sonst sind die Steine unregelmäßig polygonal geblieben, wie sie aus dem
Steinbruch kamen. Der Fugenschluß ist dementsprechend ungleichmäßig und schlecht.
Die größten Platten liegen an den Rändern. Es ist anzunehmen, daß die Pflasterung gleich-
zeitig mit Tempel und Altar, die beiden Quadranten nur wenig später entstanden sind (Abb. 46
und Taf. 1.4).

62
 
Annotationen