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Schleif, Hans; Rōmaios, Kōnstantinos Ath; Klaffenbach, Günther ; Rodenwaldt, Gerhart [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches <Berlin> [Hrsg.]
Korkyra: archaische Bauten und Bildwerke (Band 1): Der Artemistempel: Architektur, Dachterrakotten, Inschriften — Berlin: Mann, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.48761#0025
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MATERIAL UND TECHNIK
Alle Steine des Baues, auch die bereits beschriebenen Fundamentsteine, bestehen aus grauem,
neogenem Kalkstein, wie er überall in den Bergen der Umgebung vorkommt (Band II 9f.). Für
die Giebelreliefs hat man besonders gleichmäßige, feinkörnige, mehr sandsteinartige Schichten
ausgewählt, die sich von den anderen Steinen auch äußerlich durch eine gelbliche Tönung unter-
scheiden. Eine dritte Gesteinsart wurde bei den Triglyphen des Pronaos und beim schrägen
Giebelgeison verwendet: ein hellgelber, blättriger Mergelkalkstein, der zwar wegen seiner
Weichheit sehr leicht und gut zu bearbeiten, aber so wenig wetterbeständig ist, daß er, be-
sonders in bruchfeuchtem Zustand, nur an solchen Stellen verwendet werden konnte, wo er
nicht unmittelbar den Witterungseinflüssen ausgesetzt war. Diese Bedingung ist an der
Pronaosfront innerhalb der Ringhalle erfüllt, während sie beim Giebelgeison zu wichtigen
Rückschlüssen auf die Rekonstruktion des Daches führen wird (s.u.). Die marmorne Sima und
Traufe gehören nicht zum ursprünglichen Zustand des Baues, sie wurden erst später, vielleicht
von einer ostgriechischen Insel eingeführt. Es ist nicht zu erkennen, wieweit die Stücke am
Herkunftsort schon vorgearbeitet worden sind. Traufziegel und Stirnziegel könnten in bereits
fertigem Zustand geliefert worden sein, während die Giebelsima höchstens bis zu dem Zustand
vorbereitet gewesen sein kann, in dem sie beim Westgiebel gefunden wurde, d. h. die Profile
waren möglicherweise schon gezogen, aber das Relief des Kymas und des Perlstabs noch nicht
ausgearbeitet. Das ist dann am Bau nur noch über dem Ostgiebel vollendet worden.
Die technischen Einzelheiten müssen vor Beschreibung der Werksteine zusammenfassend
erwähnt werden, um spätere Wiederholungen und die Zerstreuung dieser für alle Werkstücke
einheitlichen Arbeitsspuren zu vermeiden. Ein vollständiger Überblick ist natürlich bei der
geringen Anzahl der Fundstücke und der starken Zerstörung der meisten von ihnen nicht
möglich.
Die sichtbaren Außenseiten aller Bausteine sind gut geglättet. Zweifellos ist der Bau in einem
Zuge errichtet und in allen Teilen vollendet worden.
Die Lagerflächen sind verschieden behandelt. Die Oberfläche, das Unterlager für die nächst-
höhere Schicht, ist meist vollkommen gleichmäßig geglättet. Ausnahmen bilden nur die Tri-
glyphen und Metopen, die nur an der Vorderkante einen durchschnittlich 7 cm breiten glatten
Streifen haben, während dahinter die Oberseite stark vertieft wurde, so daß das Geison erst
auf der Frieshintermauerung volles Auflager fand. Auch die einzige ganz erhaltene Säulen-
trommel hat oben nur einen 13 cm breiten Auflagerring, der die etwas vertiefte rauhe Mitte
umschließt.
Auch an der Unterseite sind manche Steine vollkommen geglättet, z. B. das Kapitell und die
Giebelgeisonblöcke, andere Steine wiederum haben unten Anathyrose mit rauher und wenig
vertiefter Innenfläche. Der Glattstreifen läuft jedoch nicht an allen vier Seiten um, sondern
nur längs der Außen- und Innenkante, so bei den Triglyphen und Metopen und bei einem
Stylobatbruchstück, und selbstverständlich bei den Wandquadern, weil die Steinschichten
der Wände einreihig waren.
An den Stoßfugen berührten sich die Steine nur mit spitzwinkligen Kanten vorn, oben und
hinten, die übrige Fläche war konkav ausgehöhlt. Hier bilden die Giebelgeisonblöcke, wohl
wegen des für spitze Kanten untauglichen Materials, eine Ausnahme; sie haben an den Seiten
normale Anathyrose. Alle Stoßfugen sind senkrecht. Der Fundamentstein an der Nordwest-
ecke der Ringhalle (Abb. 5) hat zwar schräge Seitenflächen; dies sind jedoch unbearbeitet
gebliebene Bruchflächen, weil es im Fundament nicht so sehr auf genauen Fugenschluß ankam.

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