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Schleif, Hans; Rōmaios, Kōnstantinos Ath; Klaffenbach, Günther ; Rodenwaldt, Gerhart [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches <Berlin> [Hrsg.]
Korkyra: archaische Bauten und Bildwerke (Band 1): Der Artemistempel: Architektur, Dachterrakotten, Inschriften — Berlin: Mann, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.48761#0056
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ein Mindestabstand von 2,89 m aus dem Triglyphen 7 und der Metope 3 und ein Höchst-
abstand von 3,14 m aus dem Triglyphen 1 und der Metope I konstruieren. Aus diesen Maßen,
deren Wert als Durchschnittsmaße besonders wegen der kleinen Zahl meßbarer Metopen
recht zweifelhaft ist, ergibt sich für keine der vier Möglichkeiten ein besonderer Vorteil.
Bei einer Säulenstellung ohne Eckkontraktion kommen im Fries die breiteren Metopen über
die Eckjoche, im anderen Falle irgendwo über die Normaljoche.
Daß auch die Dachdeckung nach den Achsweiten der Säulenstellung unterteilt war, ist nicht
zu errechnen, da die geringen meßbaren Ziegelreste mit keiner der obigen Jochbreiten in
genaue Übereinstimmung zu bringen sind.
Der Artemistempel ist der älteste bisher bekannte dorische „Pseudodipteros“ (vgl. Band II174).
Um 530 v. Chr. folgt ihm als zweiter der Apollotempel G in Selinunt mit 8x 17 Säulen, ohne
Eckkontraktion, mit Fluchtenbindung der Cellaecken an die Achsen der 3. Säulen der Ring-
halle, mit dreischiffiger Cella, Adyton und Opisthodom, mit 2x10 Innensäulen von nur etwa
einem Drittel Durchmesser der Ringhallensäulen.
16 Säulen an der Langseite hat das Heraion in Olympia (6 an der Front) und der erste Marmor-
Parthenon (6), aber bei beiden ist zu bemerken, daß ihre Grundrißproportionen in gewisser
Abhängigkeit von vorangegangenen Bauten bzw. Bauprojekten entstanden sind, die Erbauer
also bei der Bestimmung der Säulenzahl vielleicht nicht frei projektieren konnten. Das
Heraion hat auch schon Eckkontraktion.
17 Säulen haben außer dem Apollotempel in Selinunt (8) dort noch C (6), in Syrakus der
Apollotempel (6) und das Olympieion (6), in Athen der Parthenon (8) und schließlich der
jonische Tempel in Lokri (7).
In Abb. 39 sind 8x 17 Säulen ohne Eckkontraktion gezeichnet. Dabei kann es mit ganz gering-
fügigen Achsen Verschiebungen—die an den Fronten allerdings der errechneten Eckkontraktion
nahezu gleichkommen — erreicht werden, daß die 4 Außenfluchten der Cella in die Achsen der
dritten Säulen aller 4 Säulenreihen fallen.
Giebel
Der sicheren Ergänzung des Giebels stellen sich an den Ecken Schwierigkeiten entgegen, einmal,
weil vom Horizontalgeison so gut wie nichts erhalten ist, und zweitens, weil die genau be-
rechenbare Breite des Giebelfeldes eine ,, kanonische“ Ergänzung mit gemeinsamem Anfangs-
punkt für Horizontal- und Schräggeison an der Ecke des Giebels verbietet.
Die Höhe des Giebelfeldes (s. S. 27), an der Mittelplatte gemessen, setzt sich zusammen aus
dem Maß von der obersten Spitze des Balkens mit dem Doppelbandmuster über dem Kopf der
Gorgo bis zu deren rechtem Knie = 2,88 m und der Basisleiste mit dem Mäander = 27 cm, zu-
sammen 3,15 m; dazu kommen noch etwa 2 bis 3 cm Gefälle der Basisfläche vom Auflager des
Knies, das gerade noch erhalten zu sein scheint, bis zur vorderen Oberkante des Mäander-
streifens.
An der Platte Ila (mit dem liegenden Mann) ist unter der Mäanderleiste noch eine 2 cm vor-
springende glatte Sockelstufe angearbeitet, die unter allen anderen Giebelfeldplatten auch
ergänzt werden muß, dort aber eine selbständige Quaderschicht bildete. Von dieser 29,4 cm
hohen Schicht war jedoch, an einer deutlichen Verwitterungsspur auf der Front von Ila
kenntlich, ein 6 cm hoher Streifen in einer Einlassung oder einem Falz versenkt und nicht
sichtbar1. Als sichtbarer Teil ist daher nur eine Stufe von 24 cm der Giebelfeldhöhe hinzuzu-
1 Vgl. Wiegand, Porosarchitektur 14, Horizontalgeison Nr. 6 Abb. 16b, 24, 96.
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