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ARCHÄOLOGISCHE CHRONOLOGIE

65

Parzinger
Hochwald-Nahe
Haffner
HEK
Haffner
Westeifel
1 AI
1 AI
Jüngere Laufelder
Gruppe
1A2
1 A2
Zeitabschnitt 1
1 A3
1 B
Zeitabschnitt 2
1 B
II AI
II AI
Zeitabschnitt 3
II A2a
11 A2
II A2b
II A3
Zeitabschnitt 4
II A3
II B
II B
Zeitabschnitt 5

Abb. 24. Synchronisationstabelle der relativen
Gliederungen der Späthallstatt- und Frühlatenezeit
im westlichen Hunsrück-Eifel-Raum von Haffner
(1976) und Parzinger (1989). In der rechten Spalte sind
zusätzlich die Zeitstufen der Westeifel-Gruppe nach
Haffner dargestellt.

zufolge schwankt nun auch die Datierung des Beginns der
Stufen Lt B und Lt C um ca. 50 Jahre.
Im folgenden sollen daher die chronologischen Grund-
lagen der zu adaptierenden Regionalchronologien und ihre
Synchronisation mit der Hallstatt- und Latenechronologie
überprüft werden. Im Vordergrund steht dabei letztlich die
absolute Chronologie, denn sinnvolle Fragen zum kulturellen
Wandel lassen sich nur dann an das archäologische Material
stellen, wenn konkret abzuschätzen ist, wie genau - in Jah-
reszahlen ausgedrückt - sich die Quellen in den einzelnen
Phasen des Untersuchungszeitraums datieren lassen. Dabei
wird im Zweifelsfall immer nach dem Motto verfahren: bes-
ser eine zuverlässige Grobchronologie, als eine unsichere
Feinchronologie!

Damit sind wir mit der absurden Situation konfrontiert,
daß die Ansätze für diesen wichtigen, an der Schwelle zur
Frühgeschichte stehenden Zeitabschnitt um ein volles Jahr-
hundert schwanken; und dies trotz vorzüglicher Quellenlage
und intensiver Forschungsanstrengungen in den letzten Jahr-
zehnten. Da die Divergenzen nicht nur die absolute, sondern
auch die relative Chronologie betreffen, ist eine überregio-
nale Einbindung und historische Interpretation der archäolo-
gischen Quellen zur Zeit nur eingeschränkt möglich. Paulis
lakonische Einschätzung, „die Anhaltspunkte für die relative
und absolute Chronologie [seien] trotz eines auf den ersten
Blick ausreichenden und meist gut dokumentierten Materials
so beschaffen, daß sie viel eher zu Glaubenssätzen verleiten
als handfeste Ergebnisse zuzulassen“362, kommt einer Bank-
rotterklärung der prähistorischen Archäologie gleich und darf
angesichts der inzwischen grotesk anmutenden Ausmaße der
Datierungsunsicherheiten nicht unwidersprochen bleiben.
In jüngster Zeit ist zudem eine Kontroverse um die Chrono-
logie der Mittel- und Spätlatenezeit entbrannt. Insbesondere
die von A. Miron363, J. Metzler364 und S. Rieckhoff365 vertrete-
ne Frühdatierung der Stufe Lt Dl ist umstritten366.
Aufsehen werden sicherlich auch die jüngst von Ch. Möl-
ler367 vertretenen absolutchronologischen Ansätze erregen,
die krass von der Lehrmeinung abweichen (Abb. 28). Dem-

362 Pauli 1993, 157.
363 Miron 1986; ders. 1991a.
364 Metzler 1995; Metzler u. a. 1999.
365 Rieckhoff 1995.
366 Fischer 1999; Völling 1994, 231 ff. Anm. 398.
367 Möller 2000. - Der Aufsatz konnte nur noch im Rahmen der Tabelle
Abb. 5 berücksichtigt werden. Christian Möller stellte mir das Manuskript
bereits vor der Drucklegung zur Verfügung, wofür ich mich an dieser Stelle
bedanken möchte.
 
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