Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DIE KELTISCH-RÖMISCHE SIEDLUNG VON WALLENDORF: FORSCHUNGSGESCHICHTE

147


Abb. 70. Lage Wallendorfs und des Castellbergs (Auszug aus der TK 25 Bl. 6103 Wallendorf).- M. 1:25.000.

Für die Deutung der Anlage wichtig sind zwei kurze Fund-
notizen aus den Jahren 1852 und 1868: Michel erwähnt die
Entdeckung zweier heute verschollener Silberringe im Jah-
re 1851, die unter Gebäudefundamenten entdeckt wurden924.
Nicht weniger interessant ist die Erwähnung Englings, auf
dem Kasselt seien „Nehalennien und Götterstatuetten“ ge-
funden worden925.
Die erste präzise Beschreibung des Fundortes lieferte
Steinhausen926. Er deutete die archäologischen Strukturen als
Überreste einer „bürgerlichen Siedlung, wohl mit Kultstät-
te“927. Besonders wertvoll ist seine Kartierung der heute weit-
gehend zerstörten928 obertägigen Bodendenkmäler des Pla-
teaus, insbesondere der Abschnittsgräben auf dem Felsgrat
zum Bocksberg929 und der ursprünglich bis zu 300 m langen
Kalksteinwälle, sog. Steinrauschen, im Plateauzentrum {Abb.
74). Letztere deutete er zutreffend als Schutt von zerstörten
römischen Steingebäuden930. Steinhausen versuchte zudem,

die im Umfeld des Berges liegenden antiken Siedlungen und
Gräberfelder durch Befragungen Einheimischer und Aus-
wertungen älterer Fundnotizen zu erfassen. Von besonderem
Interesse sind seine Hinweise auf zwei im Sauertal liegende
römische Gräberfelder931. Es handelt sich zum einen um „ein
sehr ausgedehntes Brandgräberfeld“932, das „in der Schupp-
kaul“, im südlichen Ortsbereich von Wallendorf, entdeckt

924 Publ. Section Hist. Inst. Luxembourg 8, 1852, 183 (die Stücke, ein
Arm- und ein Fingerring, lagen angeblich „sous le sol des traces d‘un bäti-
ment, que la tradition populaire attribue aux Templiers“; weiterhin Erwäh-
nung von mehreren „vases gallo-romaines“ an derselben Fundstelle, 1852
geborgen; der Armring wurde an einen Goldschmied in Diekirch verkauft)
925 J. Engling in: Publ. Section Hist. Inst. Luxembourg 23, 1868, 160.
926 Steinhausen 1932, 358ff.
927 Ebd. 362.
 
Annotationen