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EISENZEITLICHER KULTURWANDEL UND ROMANISIERUNG: DIE ARCHÄOLOGISCHEN QUELLEN
DIE ARCHÄOLOGISCHEN QUELLEN: ZUSAMMENFASSENDE
BESCHREIBUNG UND CHRONO-CHOROLOGISCHE ANALYSE

Quellenerfassung und -kritik
Welche Überreste einer prähistorischen oder antiken Gesell-
schaft der archäologischen Forschung zur Kenntnis gelangen,
ist jeweils von einer schier unüberschaubaren Vielzahl von
Faktoren abhängig. Neben den insbesondere von Schiffer1088
systematisierten natürlichen und kulturellen Transforma-
tionsprozessen, sind hier vor allem die rezenten Bedingungen
für die Auffindbarkeit der Quellen zu berücksichtigen1089.
Die folgende Darstellung der chrono-chorologischen Ver-
teilung der Quellen stützt sich ganz wesentlich auf Fundkar-
ten, die bekanntlich einer „textkritischen Überprüfung“1090
bedürfen. In der Datenbank (urn:nbn:de:0048-rgk00000056)
und den Beilagen 1-6 sind alle dem Verfasser bis zum Jahr
1999 bekannt gewordenen archäologischen Fundstellen der
Eisen- und Römerzeit eingetragen. Lediglich römische Ein-
zelfunde wurden nicht aufgenommen. Der Katalog umfaßt
darüber hinaus alle nicht näher datierten Grabhügel und
Befestigungswerke. Wie unten zu begründen sein wird, ist
die Wahrscheinlichkeit, daß ihre Errichtung in den Unter-
suchungszeitraum fällt, groß.
Unter dem Begriff „Fundstelle“ wird dabei eine lokale, ab-
grenzbare, übergeordnete Einheit verstanden, die aus zusam-
mengehörenden Funden und Befunden besteht. „Fundstelle“
(Abk. Fdst.) bezeichnet also im folgenden immer die ganze
Einheit, also einen Einzelfund, einen Depotfund, eine Fund-
streuung, eine Siedlung, einen Bestattungsplatz, eine befes-
tigte Siedlung, ein Heiligtum usw. Siedlungsbestattungen
bzw. menschliche Knochen aus Siedlungen werden in diesem
Sinn nicht als Bestattungsplätze katalogisiert, sondern unter
„Siedlungen“ subsumiert. Auch in Siedlungen angetroffene
Depotfunde bekommen keine eigene Fundstellennummer.
Allerdings werden sie und andere der Fundstelleneinheit
untergeordnete Strukturen, wie Töpfereien, Schmiedeplätze
oder Verhüttungsplätze, in den Beilagen mit eigenen Symbo-
len kartiert und in den Listen und den entsprechenden Abbil-
dungen (253-268) gesondert zusammengestellt.
Gerade bei schlecht erforschten Fundstellen ist die Abgren-
zung der Einheit gelegentlich problematisch. So können z. B.
zwei römische Siedlungsstellen, die in einem Abstand von
300 m im Acker liegen, zur selben oder zu verschiedenen
(auch zeitlich) Villenanlagen gehören. Hier muß jeweils nach
dem Kontext entschieden werden.
Als Basis der Quellenerfassung dienten die Ortsakten des
Rheinischen Landesmuseums Trier, die Jahresberichte der
Trierer Zeitschrift und die im Fundstellenverzeichnis zitierte
Literatur. Zusätzlich wurde das Eingangs-Verzeichnis (EV)
des RLM Trier berücksichtigt1091. Die Lokalisierung der
Fundstellen erfolgte, soweit möglich, mit Hilfe der Fund-

stellenkarten (TK 25) des RLM Trier. Für die in Luxemburg
liegenden Gebiete standen die publizierten und zwei unpubli-
zierte Blätter der Carte Archeologique im Maßstab 1 : 20 000
zur Verfügung. Die Erschließung neuer oder die Überprüfung
bekannter Fundstellen durch systematische Begehungen oder
Befliegungen konnte angesichts der Größe der Untersu-
chungsregion nicht geleistet werden. Die Prospektion aus der
Luft liefert im Untersuchungsgebiet prinzipiell nur mäßige
Ergebnisse. Anders als im östlich angrenzenden Regierungs-
bezirk Koblenz, in dem Schieferböden dominieren, oder im
Champagne-Westardennen-Gebiet mit seinen kreidehaltigen
Böden, sind die pedologischen Bedingungen für das Erkennen
von Bewuchs- und Bodenmerkmalen in der westlichen und
südlichen Eifel überwiegend ungünstig. Gezielte Prospektio-
nen mußten auf das nähere Umfeld des Castellbergs begrenzt
bleiben1092. Auch auf eine systematische Befragung von Land-
und Forstwirten oder auf die Erfassung privater Sammlungen
mußte aus Gründen der Arbeitsökonomie verzichtet werden.
Eine Ausnahme stellt die Sammlung Langini dar, die auch
zuverlässig dokumentierte Funde aus dem näheren Umfeld
Wallendorfs umfaßt. Die siedlungsarchäologische Auswer-
tung der ebenfalls gut dokumentierten Sammlung Stolz hat
bereits O. Nakoinz in seiner Diplomarbeit geleistet1093. Seine
Ergebnisse und der von ihm erstellte Katalog bildeten für die
Vulkaneifel eine hervorragende Basis.
Das Fundstellenverzeichnis basiert somit im wesentlichen
auf den Daten der Trierer Ortsakten bzw. Jahresberichte und
der Luxemburger Carte Archeologique. Bei der Aufnahme hat
sich allerdings gezeigt, daß diese Sammlungen z.T „interne“
Lücken aufweisen. So sind z. B. in den Fundstellenkarten
(TK 25), dem Eingangs Verzeichnis oder in der Photokartei
des Rheinischen Landesmuseums in mehreren Fällen Fund-
meldungen vermerkt, die in den Ortsakten nicht auftauchen.
Gelegentlich werden auch in der „Sekundärliteratur“ offiziell
gemeldete Funde erwähnt, auf die sich in den Registern der
Denkmalpflegebehörde kein Hinweis findet.
Trotz dieser Einschränkungen kann davon ausgegangen
werden, daß die Karten fast alle bis 1999 gemeldeten Fund-
1088 Vgl. Bernbeck 1997, 70 ff.
1089 Grundlegend: Jankuhn 1977, 24 ff. (mit ält. Lit.)
1090 Ebd. 24 f.
1091 Die Angaben in den Skizzenbüchem konnten dagegen nur gezielt be-
rücksichtigt werden. An dieser Stelle möchte ich Frau Dr. S. Faust, unter
deren Leitung das Eingangsverzeichnis in den letzten Jahren in der EDV
erfaßt wurde, für ihre Hilfe herzlich danken.
1092 Gezielte Luftbildprospektionen im Umfeld des Castellbergs erfolgten
1994 durch O. Braasch. - Feldbegehungen, die wichtige neue Erkenntnisse
lieferten, wurden in den letzten Jahren insbesondere von P. Weber durch-
geführt.
1093 Nakoinz 1998: Ders. 2001
 
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