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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 2: Antike Schlachtfelder in Griechenland 2): Die hellenistisch-römische Periode : von Kynoskephalae bis Pharsalos — Berlin, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.7618#0072

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Der zweite Makedonische Krieg.

finden konnte, wird der freiwillig gewählte Schauplatzseiner Operationen.
Er will jetzt selbst eine Entscheidungsschlacht herbeiführen. Das
sagt sein Verhalten so deutlich, dafs es der ausdrücklichen Versicherung
unserer Quellen kaum noch bedurft hätte1).

Es fragt sich, ob der Widerspruch, der hier vorzuliegen scheint2),
in Wirklichkeit vorhanden, ob Philipp seiner bisherigen Strategie
mit diesem neuen Verfahren untreu geworden ist.

Was hatte doch Philipp mit seiner Defensive im letzten Jahre
eigentlich erreicht? Aus seiner Stellung am Aoos war er mit Verlust
hinausgeworfen, Epiros und Thessalien hatte er, wie es schien, dauernd
verloren; das ganze stolze Gebäude der hellenisch-makedonischen
Symmachie, welches sein Vorgänger Antigonos mit so viel Kunst und
Ausdauer aufgeführt hatte, war über Nacht zusammengestürzt. Was
Philipp in Griechenland und Kleinasien noch besafs, glich den Resten
meerumspülten Landes, die der nächste Sturm wegreifsen mufste.
Philipp war jetzt fast völlig eingekreist, die Hälfte seines Macht-
gebietes verloren, er konnte kaum noch frei atmen. Und auch seine
Mittel in Makedonien selbst gingen auf die Neige3)- Man war auf
dem Punkte angekommen, wo eine strikte Fortführung des bisherigen
Systems zur Unmöglichkeit wurde.

Die dauernde Räumung Thessaliens insonderheit hätte dem
Könige eine seiner wirkungsvollsten Waffen, die thessalische Reiterei,
gekostet. Er mufste einen energischen Schlag wagen, um sein altes
Machtgebiet wiederzugewinnen, Thessalien zu halten, Korinth und
Chalkis zu retten, seine Partei in Griechenland wieder ans Ruder zu
bringen, neue Menschen und Geldmittel in die Hand zu bekommen.
Er konnte das Gebiet, aus dem er einen grofsen Teil seiner
Ressourcen zog, nicht dauernd zu sehr zusammenschrumpfen lassen.
Wie Friedrich der Grofse die Schlachten von Leuthen, Rofsbach,
Zorndorf und andere in der zweiten Hälfte des grofsen Krieges um
den Besitz von Schlesien, Sachsen, Brandenburg im Rahmen eines

1) Liv. 33, 6, 3: defungi quam primum et ipse certamine cupiens. Ebenso
Polybios, wenn auch nicht so prägnant. Yergl. unten S. 63 A. 1.

2) Man vergleiche, was darüber S. 5ff. ausgeführt ist.

3) Pol. XVIII 11, 10: y.ajä yfjv nltiaruv avioTg (den Makedonien^ x°QVY'üv
ly.3tSanrifiivü>v. Nach den Verlusten der letzten Kriegsjahre mufste Philipp im
Frühling 197 die ältesten und jüngsten Jahrgänge bis zum sechzehnten Jahre
hinab einstellen. Liv. 33, 3, 2 f.
 
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