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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 2: Antike Schlachtfelder in Griechenland 2): Die hellenistisch-römische Periode : von Kynoskephalae bis Pharsalos — Berlin, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.7618#0142

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Der Syrisch-römische Krieg.

Hannibal, der sich im Lager des Königs befindet, hofft mit 10000 Mann
einen neuen Krieg in Italien selber entfachen, seine Vaterstadt und
den ganzen Westen in den Wirbel eines Vernichtungskrieges gegen
Rom hineinziehen zu können1).

Wenn diese letzten weitgehenden Pläne nicht zur Ausführung
gekommen sind, so erblickt man darin nach der heutzutage herrschen-
den Auffassung nicht eine grundsätzliche Abweisung des Gedankens,
Eom mit allen Mitteln der Gewalt niederzuwerfen, sondern nur Mangel
an Energie, kleinkrämerische Halbheit und den Einflufs einer neidi-
schen Hofkamarilla, welche die Eitelkeit des Königs zu überzeugen
verstand, dafs er sich nicht durch Hannibal verdunkeln lassen dürfe2).
Die Absicht eines Angriffes auf Rom selbst mit dem Zwecke, diesen
Staat niederzuwerfen, habe — so meint man also — im Prinzip auch
dem Könige vorgeschwebt; „der Sturm gegen Rom" sei „von langer
Hand und im weitesten Umfange vorbereitet" worden, nur die kon-
sequente und energische Durchführung sei ausgeblieben.

Indessen ist die tatsächliche Lage doch eine wesentlich andere
gewesen.

Wir müssen, um in das Verständnis von Antiochos' Politik und
Strategie einzudringen, einen kurzen Rückblick auf seine Vergangen-
heit werfen. In der tiefsten Zerrüttung hatte dieser Fürst bei seiner
Thronbesteigung im Jahre 223 das Reich seiner Ahnen vorgefunden.
Das südliche Syrien war an Ägypten verloren, und sogar dicht vor den
Toren seiner Hauptstadt Antiochia war deren Hafenstadt Seleukea
in die Gewalt dieses Gegners geraten. In Kleinasien hatte, abgesehen
von den zahlreichen kleinen Königen, die sich seit geraumer Ze;t
selbständig gemacht hatten, Achäos alle Macht in der Hand, ein Mann,
der von Anfang an ein unzuverlässiger Feldherr gewesen war und sich
bald als offener Empörer die Krone aufs Haupt setzte. Im Osten waren
Baktrien und Parthien schon lange verloren, jetzt regte sich auch der
Abfall in Medien und Persien, ja er griff auf Susiana und Babylonien
über, und die Empörer Molon und Alexander beherrschten bald die

') Ich verweise statt einzelner Belege für diese und die im folgenden er-
wähnten Tatsachen ein für allemal auf die Darstellungen von Mommsen, R. G. Ie,
Kap. IX und Niese, Gesch. d. griech. u. mak. Staaten II, S. 637 ff., bei welch
letzterem auch für die Einzelheiten die vollständigen Quellenbelege zu finden sind.

ü) Mommsen Iü, 728.
 
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