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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 2: Antike Schlachtfelder in Griechenland 2): Die hellenistisch-römische Periode : von Kynoskephalae bis Pharsalos — Berlin, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.7618#0149

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1. Thermopylä.

135

Diesen Zweck hat die Expedition im ganzen erfüllt: die Festungen
Chalkis und Demetrias kamen in Antioclios' Hand, ganz Mittelgriechen-
land aul'ser Attika und Akarnanien fiel ihm zu, der gröfste Teil von
Thessalien wurde in einem Feldzuge gewonnen, der um die Mitte des
Winters eröffnet wurde, und etwa nach Monatsfrist beendet sein mochte.
Nicht vor Ende Januar ging der König für den kurzen Rest des Winters
nach Chalkis in die Winterquartiere, aber schon zu Anfang des Früh-
lings im März war er wieder mit einem Einfalle nach Akarnanien be-
schäftigt. Der Vorwurf üppiger und träger Winterruhe, den unsere auf
Polybios' etwas philiströse Anschauung zurückgehende Überlieferung
dem Antioclios macht, wird durch diese Zeitbestimmung hinfällig1).

Was bei so geringen Truppen weiter hätte geschehen können,
ist nicht zu ersehen, da die beiden mächtigsten Staaten des Landes,
Makedonien und der achäische Bund, die zu gewinnen nicht gelungen
war, bei weiterem Vorgehen die Flanken bedrohten. Eine Stellung
an der Adria, wie Hannibal sie wollte, ging von der Voraussetzung
aus, dafs die ganze Armee des Königs nach Griechenland überge-
gangen, dafs Makedonien gewonnen oder wenigstens durch eine zweite
Invasionsarmee gelähmt sei2) und stand zudem im Widerspruch mit
Antioclios' Strategie. Schon aus Rücksicht auf die Verpflegung durfte
man die Verbindung mit Asien nicht durch weiteres Vorschieben der
Stellung gefährden.

Es sollte sich bald zeigen, dafs man sich schon zu weit vor-
gewagt hatte.

Die Römer ihrerseits begannen den Krieg mit. einem Angriff
auf Thessalien noch während der König in Akarnanien abwesend war.
Seine Besatzungen in Thessalien waren schutzlos dem römischen
Vorstofse preisgegeben. Die festen Punkte wurden mit leichter
Mühe einer nach dem anderen bewältigt und mehr als 5000 Mann
— darunter 3000 von dem asiatischen Heere — dabei gefangen
(Beilage I S. 208), ein doppelt empfindlicher Verlust bei des Königs
schwachen Kräften. Diese auffallende Überraschung war nur dadurch
möglich geworden, dafs die Römer den Feldzug ganz ungewöhnlich

]) Über die chronologischen Bestimmungen s. Beilage III S. 221 f. Für die Er-
zählung selbst ist Hauptquelle Livius 35, 43 bis Schlufs des Buches und 36, 5, 1
bis Kap. 12. Man vergleiche für die Einzelheiten dieser bekannten Ereignisse
Mommsen I, 730 und Niese II, 693 ff.; 698 f.

Hannibals Rede im Kriegsrat Liv. 36, 7, 13. App. Syr. 14, 22.
 
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