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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 2: Antike Schlachtfelder in Griechenland 2): Die hellenistisch-römische Periode : von Kynoskephalae bis Pharsalos — Berlin, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.7618#0228

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214

Der Syrisch-römische Krieg.

„dafs es methodisch erlaubt und richtig sei, aus solchen Schlacht-
schilderungen durch kritische Sichtung eine historisch vortragbare
Erzählung zu gewinnen, den bitte ich das zunächst bei den Appiani-
schen Schlachtschilderungen von Cannae und Naraggara zu versuchen,
und wenn das gelungen ist, so will ich nichts mehr dagegen haben,
dafs es auch mit Magnesia geschehe."

Ich kann mir eine eingehende Widerlegung dieser Kritik an
diesem Orte wohl um so mehr ersparen, als in der vorstehenden
Schlachtschilderung die Einwürfe Delbrücks durch positive Darstellung
des Herganges widerlegt sind. Von Phantastik im besonderen ist in
unseren Berichten schlechterdings nichts zu verspüren. Die Sichelwagen
und Kamelreiter, die Aufgebote der verschiedensten Völker, die indischen
Elefanten usw. gehören ganz genau ebenso zu den Bestandteilen der
Armee eines Königs von Syrien, wie die Legionen, Alen und die Auxilia
zu denen eines römischen Heeres; und ebensowenig hat eine Armee von
70000 Mann mit mehrfach überlegener Reiterei natürlich irgend etwas
Auffallendes (vergl. S. 209 A. 1). Der einzige Einwurf, welcher stichhaltig
erscheint, ist die von Delbrück mit Recht aufgeworfene Frage, weshalb
die syrische Armee bei ihrer Überzahl nicht umklammert habe. Diese
Frage ist in unserer Darstellung dahin beantwortet worden, dafs die
Umklammerung auf beiden Seiten beabsichtigt gewesen ist (S. 186f.),
dafs sie auf der einen auch wirklich vollzogen, auf der anderen aber
durch das Zerreifsen der Kette vereitelt worden ist (S. 190. 194).

Was nun zum Schlüsse die Aufstellung der Phalanx und
der Elefanten betrifft, so liegt hier den Delbrückschen Ein-
würfen die landläufige falsche Vorstellung von den Operationsbedin-
gungen und der Aufstellungsart der Phalanx in der Diadochenzeit zu
gründe. Man pflegt sie als eine viel zu starre, unbehilfliche und
vor allem ungegliederte Linie anzusehen. Sie hat aber auch
damals ihre Gliederung in der Front, ihre wenn auch kleinen
Intervalle zwischen den einzelnen Abteilungen und eine gewisse Frei-
heit in den Bewegungen der einzelnen Haufen gehabt, aus denen sie
zusammengesetzt war1). Das hat ihrer Konsistenz keinen Schaden

J) Für die Phalanx Philipps II, und Alexanders d. Gr. ist das allgemein
anerkannt. Man vergleiche darüber die Bemerkungen von H. Droysen, Heerwesen
118 und Delbrück Kriegsk. I S. 147,3. Für die Zeit der Diadochen kommt es am
deutlichsten in dem Bericht über die Schlacht von Mantinea 207 v. Chr. zum Vor-
 
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