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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 2: Antike Schlachtfelder in Griechenland 2): Die hellenistisch-römische Periode : von Kynoskephalae bis Pharsalos — Berlin, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.7618#0232

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218

Der Syrisch-römische Krieg.

Somit steht also die Quellenfrage fest und damit die anzu-
wendende kritische Methode.

Wir besitzen zwei Bearbeitungen desselben ausführlichen und,
wie schon der Name des Autors lehrt, militärisch guten Schlacht-
berichtes, Bearbeitungen, die zwar beide gekürzt sind, wie das die
konstante Arbeitsart der beiden Autoren mit sich brachte, aber beide
je nach der Individualität, der Willkür, der patriotischen Stellung
der Bearbeiter verschieden gekürzt sind. So läfst sich insonder-
heit beobachten, dafs in dem ersten Teile, der Schlachtaufstellung,
Livius weit ausführlicher und genauer ist, im zweiten dagegen, in
der Erzählung der Schlacht selber, Appian beträchtlich mehr gibt.
Das gilt vor allem für den Kampf im Zentrum und auf dem römi-
schen linken Flügel, wo Livius aus patriotischen Rücksichten den
Gang der Dinge sehr kurz und noch dazu verschleiert geschildert
hat (s. S. 191, A. 2. 194, A. 4).

Es ist eine allgemein beobachtete, in der Natur der Sache
liegende Erscheinung, dafs Berichte, welche verkürzend einen län-
geren Originalbericht wiedergeben, um so unzuverlässiger zu werden
pflegen, je mehr sie zusammenziehen. Besonders ist das für den
flüchtigen Appian von Nissen unwiderleglich nachgewiesen (Krit.
Unters. S. 114ff., für Magnesia S. 195), und anderseits leidet natür-
lich die Treue, wenn, wie hier bei Livius, patriotische Motive mit
unterlaufen.

Auf diesen Voraussetzungen beruht die in unserer Darstellung
befolgte Methode: Beide Berichte sind zur Rekonstruktion heran-
zuziehen. Wo sie übereinstimmen — und das ist in den meisten
Punkten der Fall —, können wir ihnen mit Vertrauen folgen; denn
da haben wir den festen Grund Polybianischer Auffassung vor uns.

bericht selber betrifft, so kann ich allerdings Schwartz nicht zustimmen, wenn er
die Abweichungen Appians von Livius auf diesen Mittelsmann zurückführt. Viel-
mehr glaube ich, dafs Appian sowohl bei der Schilderung des Kampfes zwischen
Antiochos und Attalos (vergl. S. 194 A. 4) als bei der Ankündigung der Schlacht
(vergl. S. 173 A. 4) und in der Darstellung der Rolle des Domitius der Wahrheit
und der Polybianischen Darstellung näher steht als Livius. Überhaupt ist der
Einflufs des Mittelsmannes gerade in den rein militärischen Partien kaum zu
spüren, wie Schwartz ihn denn auch selbst nicht sehr hoch anschlägt, wenn er
(S. 221) sagt, dafs er „iu breiten Massen die nur leicht verfälschte Polybianische
Überlieferung in die Erzählung hineingeleitet habe".
 
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