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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 58.1907-1908

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Gmelin, Ludwig: Beschauliches und Unerbauliches aus Architektur und Kunstgewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.9043#0035

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ihnen stecken wird und wir mit ihr ohne werteres

Xll 1 .. nvtt niK klpseN (HC-

von j- zu erfüllen getrachtet; früher war das dre ^ rinnst überhaupt aus diesen Ge

selbstverständliche Grundlage für kunstlerrs ?^ h^ten hinauszutreiben."

- Snvrfibroa)evteit v ,. . , _ v„„ rwfnfW -ntsckreden z>

oeruanoncqe rorunomv^ .

fern H-Mch «ich, immer. Untere durchs-"
gotischen Turmhelme sind sais Dächer) so 1
wie möglich; man brachte
die Sachlichkeit unbedenklich
dem künstlerischen Gedanken
zum Vpfer. Zetzt dagegen
find wir nahe daran, die
restlose Erfüllung der reinen
Sachlichkeit schon für Kunst-
schaffen auszugeben wie der
»Weimarer Prophet", der
»in Zukunft dem Inge-
nieur die Hauptrolle in
den technischen Künsten zu-
weifen will". Schick wen-
det sich mit aller Entschie-
denheit gegen eine solche
Wandlung der Kunst-
begriffe; er stützt sich dabei
außer auf Konrad Lange
ff. oben) auf keinen Ge-
ringeren als Goethe, von
dein er den Ausspruch zitiert:

»Die höchste Aufgabe
einer jeden Kunst ist,
durch den Schein die
Täuschung einer höhe-
ren Wirklichkeit her-
vorzurufen. Ein fal
sches Bestreben aber ist
es, 6eu Schein so lange
zu verwirklichen, bis
endlich nur ein ge-
meines Wirkliches üb-
rig bleibt." Darum ver-
langt Schick vom Künstler:

»er soll fein werk so
gestalten, daß die toten
Waffen und wateria-
licn, aus denen es be-
steht, und in denen nur
das Gesetz der Schwere
wirkt, wie ein belebter
und beseelter (vrganis-
wus, also als eine
höhere,Wirklichkeit'er- ....^danken

scheinen." Im weiteren Verfolg diese ^ur

über die Betonung der Sachlichkeit rn <a^luß
und Kunstindustrie kommt Schick zu cm ^e
"daß, je ausschließlicher deren Lrz 9
nur sachlich sind, desto weniger

bieten hinauszutreiben.

hierin scheint uns der Verfasser entschieden zu
weit zu gehen. Das (>)ko-
-— — ! nomiegebäude eines Guts-
hofes kann z. B. in seinen
Gräßenverhältnissen, in der
Verteilung von Türen und
Fenstern, in den Dachlinien
ästhetisch wohltuend oder
beleidigend wirken und doch
in einem wie im anderen
Fall sachlich alle Forde-
rungen aufs beste erfüllen;
man sieht daraus, daß auch
schon bei reiner Erfüllung
aller sachlichen Forderungen
künstlerisches Empfinden
mittätig sein kann. Wer
sich freilich auf den Stand-
punkt stellt, daß das wesen
der Kunst in der Illu sio n
besteht — „bewußte Selbst-
täuschung" nach Konrad
Lange —, wer den Ver-
hältnissen und sonstigen
Schönheiten eines Bau-
werkes eine geringere ästhe-
tische Bedeutung zuweist,
weil diese teilweise aus
technischen Rücksichten her-
vorgegangen sind, oder wer
in der auf solche Schön-
heiten gerichteten künst-
lerischen Absicht allein
schon ein über das Tech-
nische hinaus gehendes
ästhetisches Woment er-

3\. Lüster tut Vorstandzimmer.
Ausführung von Harr ach >8: Sohn, München.
(*/i2 d- wirkt. Größe.)

kennt, der wird den'zuletzt
zitierten Satz als eine not-
wendige Folge der ästhe-
tischen Ableitungen des Ver-
fassers anerkennen müssen.
Auch „daß jede Kunst-
form an sich etwas
Überflüssiges ist und
sein muß", kann man
zugeben; aber Kunstformen allein sind nicht die
Kunst. Da der Verfasser schon an einer früheren
Stelle darauf hingewiesen hat, daß die Architektur
nicht nur nach ein paar Schmuckformen zu beur-
teilen ist (vgl. S. 20, links, Z. 3 von unten), so dürfen
 
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