Die Ausstellung „München 1908".
609. Silbergefäße; von A. v. Mayrhofer, München.
(,/3 d. wirk!. Größe.)
die Spuren des neuen Geistes, — wenn auch — wie
besonders bei dem Airchengerät — ein völliges
Verlassen der bisherigen Wege nicht in naher Aus-
sicht steht. Eine solche Entwicklung kann erst im
Verlauf von Generationen eintreten, wenn die An-
schauungen der Auftraggeber sich allmählich wandeln.
Einstweilen behilft man sich da mit dem alten
Formenschatz, den man in neuester Zeit noch durch
Material aus der Völkerwanderungszeit und dem
frühen Mittelalter — erweitert hat.
Stehen die beiden letztgenannten Werkstätten mehr
noch auf altem Boden, so bewahrt Th. Heiden eine
Mittelstellung; die Verschiedenartigkeit und die große
Zahl der ihm zukommenden Aufträge zusammen mit
den eigenen neuen Versuchen wirken natürlich einem
einheitlichen Eharakter seiner Gruppe entgegen, wenn
sie auch die Vielseitigkeit seines Arbeitsgebiets aufs
vorteilhafteste bekunden.
Einen merkbaren Ruck nach der Seite des Mo-
dernen hat die Firma Aarl Weishaupt getan, in
deren Gruppe die Arbeiten älterer Art kaum inehr
Gastrecht genießen (Abb. 599—605). Sich völlig auf
den Boden der Gegenwart zu stellen, ist eigentlich Sache
der jungen Heranwachsenden Generation, für die Friedr.
poehlmann ein bezeichnendes Beispiel ist. Anseinen
Silberbechern und -Pokalen, Tafelaufsätzen rc. zeigt
er Phantasie und Aönnen. Zn der Beherrschung des
Emails besteht noch eine gewisse Unsicherheit; dagegen
erfreut eine eiserne Aasseite mit Bronzefassung durch
die daraus angewandte Silbertauschierung (Abb. 596
u. 59?).
3« A. von Mayrhofers Arbeiten erkennt
man sofort, von wem der moderne Einschlag bei der
Firma Wollen weder herrührt, auch wenn man
nicht wüßte, daß ersterer für die genaimte Firma
tätig ist. Vielleicht noch mehr persönliche Eharakte-
ristik als in den Gefäßen zeigt v. Mayrhofer in
seinen Schmucksachen. J) Wie er, so ist auch Aarl
Zoh. Bauer sein eigener Entwerfer — wenn er
nicht, wie bei dem Ehrenbecher (Abb. 598), in be-
sonderen: Auftrag arbeitet. Er brachte eine große
Auswahl in Schmucksachen kleineren Umfangs, die
sich durch ungewöhnlichen Geschmack in Wahl und
Gestaltung des Materials auszeichnen (Abb. 6 ^—622);
mehr als andere zieht Bauer auch das Silber in den
Bereich seiner Tätigkeit, und gerade der Umstand, daß
er dies so fein zu behandeln und mit Gold und Stein
— zu denen sich neuerdings auch Niello gesellt —
zu verbinden weiß, sichert ihm immer den Erfolg. —
Auch Max Strobl (Firma Sanktjohanser) ist per-
sönlich für die Entwürfe zu seinen Arbeiten ver-
antwortlich, bei deren Betrachtung allerdings Er-
innerungen an Ravenna, Frühmittelalter, Völker-
wanderung, Merovinger rc. wachgerufsn werden;
seine Sachen — kirchliches Gerät, Frauenschmuck,
Becher, Dosen2) — zeigen wohl zuweilen derbe, un-
geschlachte Formen, sind aber immer charaktervoll
und reif in bezug auf Form und Farbe, namentlich
bei der Verwendung von Steinen, Perlmutter rc. —
1) vgl. Iahrg. ;907, S. 367—375; weitere Arbeiten
v. Mayrhofers folgen.
2) vgl. die Abb. S. zsq u. 365 sowie ksest 6, S. (88—*93.
6;o. Silberbecher; von A. v. Mayrhofer, München.
(Vs d. wirkl. Größe.)
36H
609. Silbergefäße; von A. v. Mayrhofer, München.
(,/3 d. wirk!. Größe.)
die Spuren des neuen Geistes, — wenn auch — wie
besonders bei dem Airchengerät — ein völliges
Verlassen der bisherigen Wege nicht in naher Aus-
sicht steht. Eine solche Entwicklung kann erst im
Verlauf von Generationen eintreten, wenn die An-
schauungen der Auftraggeber sich allmählich wandeln.
Einstweilen behilft man sich da mit dem alten
Formenschatz, den man in neuester Zeit noch durch
Material aus der Völkerwanderungszeit und dem
frühen Mittelalter — erweitert hat.
Stehen die beiden letztgenannten Werkstätten mehr
noch auf altem Boden, so bewahrt Th. Heiden eine
Mittelstellung; die Verschiedenartigkeit und die große
Zahl der ihm zukommenden Aufträge zusammen mit
den eigenen neuen Versuchen wirken natürlich einem
einheitlichen Eharakter seiner Gruppe entgegen, wenn
sie auch die Vielseitigkeit seines Arbeitsgebiets aufs
vorteilhafteste bekunden.
Einen merkbaren Ruck nach der Seite des Mo-
dernen hat die Firma Aarl Weishaupt getan, in
deren Gruppe die Arbeiten älterer Art kaum inehr
Gastrecht genießen (Abb. 599—605). Sich völlig auf
den Boden der Gegenwart zu stellen, ist eigentlich Sache
der jungen Heranwachsenden Generation, für die Friedr.
poehlmann ein bezeichnendes Beispiel ist. Anseinen
Silberbechern und -Pokalen, Tafelaufsätzen rc. zeigt
er Phantasie und Aönnen. Zn der Beherrschung des
Emails besteht noch eine gewisse Unsicherheit; dagegen
erfreut eine eiserne Aasseite mit Bronzefassung durch
die daraus angewandte Silbertauschierung (Abb. 596
u. 59?).
3« A. von Mayrhofers Arbeiten erkennt
man sofort, von wem der moderne Einschlag bei der
Firma Wollen weder herrührt, auch wenn man
nicht wüßte, daß ersterer für die genaimte Firma
tätig ist. Vielleicht noch mehr persönliche Eharakte-
ristik als in den Gefäßen zeigt v. Mayrhofer in
seinen Schmucksachen. J) Wie er, so ist auch Aarl
Zoh. Bauer sein eigener Entwerfer — wenn er
nicht, wie bei dem Ehrenbecher (Abb. 598), in be-
sonderen: Auftrag arbeitet. Er brachte eine große
Auswahl in Schmucksachen kleineren Umfangs, die
sich durch ungewöhnlichen Geschmack in Wahl und
Gestaltung des Materials auszeichnen (Abb. 6 ^—622);
mehr als andere zieht Bauer auch das Silber in den
Bereich seiner Tätigkeit, und gerade der Umstand, daß
er dies so fein zu behandeln und mit Gold und Stein
— zu denen sich neuerdings auch Niello gesellt —
zu verbinden weiß, sichert ihm immer den Erfolg. —
Auch Max Strobl (Firma Sanktjohanser) ist per-
sönlich für die Entwürfe zu seinen Arbeiten ver-
antwortlich, bei deren Betrachtung allerdings Er-
innerungen an Ravenna, Frühmittelalter, Völker-
wanderung, Merovinger rc. wachgerufsn werden;
seine Sachen — kirchliches Gerät, Frauenschmuck,
Becher, Dosen2) — zeigen wohl zuweilen derbe, un-
geschlachte Formen, sind aber immer charaktervoll
und reif in bezug auf Form und Farbe, namentlich
bei der Verwendung von Steinen, Perlmutter rc. —
1) vgl. Iahrg. ;907, S. 367—375; weitere Arbeiten
v. Mayrhofers folgen.
2) vgl. die Abb. S. zsq u. 365 sowie ksest 6, S. (88—*93.
6;o. Silberbecher; von A. v. Mayrhofer, München.
(Vs d. wirkl. Größe.)
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