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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 81.1931

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Schmidt, Walther: Contemporary stained glass windows / Über moderne Glasmalerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.7098#0149

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Kunst und Handwerk
A.D. 1851

17

• Most people who see Robert Rabolt's (see page 18) church windows
for the flrst time are reminded of mediaeval art; but a closer study of
his work shows that his Windows were not created in the spirit of the
Middle Ages, but are essentially the expression of a talent which
belongs completely to our own times. For, just as modern architecture,
in relying on the factor of cubic and spacial effects, develops forms
similar in many ways to those of an earlier epoch, so the art of stained
glass to-day, in returning to the application of its own innate laws,
could not fail to create forms which resemble those created during
that period in which this art was at its highest, namely the early-Gothic
period.

• The simplicity of outline, the renunciation of the populär conception
of beauty and the abandonment of naturalism musf all be understood
in this sense, as well as the severe expression of the physiognomies,
due to the absence of detailed drawing.

• If this "primitiveness" had not arisen from vital forces in our own
time, but was a mere imitation of the past, it would have been impos-
sible for Robert Rabolt's church windows to acquire that soulful expres-
sion which is one of their chief characteristics.

A Trotz der raumschließenden Wirkung der Glasmalereien entsteht in
Kirchenräumen, deren Fenster mit Glasbildern überzogen sind, nie der
Eindruck des Beengten. Denn der Stoff, mit dem die Offnungen der
Fenster geschlossen sind, ist der unstofflichste Stoff, den es geben
kann: farbiges Licht. (Siehe Seite 20.)

▲ Leuchtende Farben liegen eingebettet zwischen dem Dunkel der
Verbleiungen und der Mauerflächen, einem Dunkel, das durch den
Kontrast zum farbig gebrochenen Licht samtartig weich erscheint.
Es gibt gotische Kathedralen, deren Wände wie aus gedämpftem Licht
gebaut sind. Das Auge vermag sich in das Spiel der leuchtenden Glas-
scheiben zu verlieren, es erfühlt Weiten, die nicht mit materiellen Di-
mensionen gemessen sind, sondern einer inneren Welt zugehören.
Hier beginnt nun die künstlerische Rolle der figürlichen Darstellung in
der Glasmalerei. Denn gerade die Spannung zwischen dem Erfassen
des Dargestellten und dem Versinken in das rein „Musikalische" des
Farbenspiels verstärkt den seltsamen Reiz der farbigen Glasfenster,
macht sie zur Brücke zwischen einer Welt, in der das Gegenständliche
gilt, und einer andern, die dessen nicht mehr bedarf. Die reinste Wir-
kung dieser Art ergibt sich dann, wenn der Künstler die Innenzeichnung
möglichst unterdrückt, und so mit größter Reinheit das Mosaik der zu-
sammengesetzten Gläser sprechen läßt.

▲ In dieser Richtung stehen die Glasmalereien des Münchner Malers
Robert Rabolt. Die Glasscheiben sind so angeordnet, daß sie aus sich
und unabhängig von gegenständlicher Betrachtung eine selbständige
Formenfolge ergeben, ein Ornament, das beseelt ist. Denn jede sche-
matische Ornamentik ist in der Glasmalerei unerträglich. Die flächige Friedenskirche Nürnberg

.... . . . . . ... , . . ,. ... . . . . . .. . • Executed t Zettler Studios Inc., Munich

Wirkung wird auch erhöht durch die Kleinheit der Glasscheiben und A Ausführung =.Hofglasmalerei F. x. Zettler,

durch die Wahl kräftiger Verbleiungen, beides Besonderheiten, die München

• Design : Adolf Schinnerer, Munich
auch den Arbeiten des Mittelalters eigen sind. A Entwurf: Adolf Schinnerer, München
 
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