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stattliches Gebäude; die übrigen Gebäude des Platzes
sind schön, doch ohne anszeichnendes Aeußere. Frägt
man nun nach der Richtung, die unter diesen Umständen
der Statue zu geben, so ist wohl einer der anerkann-
testen Grundsätze, daß wo ein architektonisch bedeutendes
Bauwerk an einem Platze steht, dieses den Rücken der
Statue decke, zumal, wenn nach der entgegengesetzten
Seite der Platz offen ist, da immer eine Bewegung nach
Außen, nach dem Unbegrenzten, aber keine nach einem
Gebäude hin bei einer Statue zu suppliren ist, selbst
wenn diese (wie der Melanchthon in Nürnberg) mit
demselben (dem dortigen Gymnasium) in der innigsten
Verbindung gedacht ist. Eine Ausnahme kann hier ein-
treten, wenn zwischen Platz und Gebäude eine Straße
hinläuft, gewissermaßen ein Strom, dessen mächtiger
Zug von dem Gebäude weit ab nach beiden Seiten in's
Freie führt. Dem Stadtplan von Bayreut zufolge scheint
dieser Fall hier einzutreten, denn die breite Friedrichs-
straße führt vor dem Denkmal vorbei hinaus in's Freie.
Bei näherer Betrachtung indeß der Localität zeigt sich,
daß dieser Ausgang der Straße ein fast blinder zu nennen
ist, der durch einen Schlag (kein Thor) auf keine Straße,
sondern nur in Wiesen und Felder führt. Der eigent-
liche Strom aber bricht sich gerade am Platze und führt
schräg über denselben in die Ludwigsstraßc. Diese Fährde
ist nun die eigentliche Arterie von Bayreut; hier geht
der Straßcnzug zwischen München und der Nordgrcnze,
während die Fortsetzung der Friedrichsstraße stumm und
öd zur Seite liegen bleibt. Dieser Umstand mag auch
auf die gewissermaßen instinktartige Ansicht im Volk
gewirkt haben; denn bei dem Gerüst zu den Vorarbeiten
hatte man die Thüre an die Seite der Ludwigsstraße
gemacht und dort hatte man die Kränze, die von München
mitgekommen, aufgehängt.

Die Statue aber steht mir der Antlitzseite gegen
das Gymnasium, und somit mit dem Rücken gegen die
Ludwigsstraße. Der Erfolg ist, daß die täglich Vorüber-
gehenden und Fahrenden die volle Ansicht der Statue
nicht haben, außer wenn sie ihren Weg verlassend, nach
der Seite einlenken, ja, daß die von München Kom-
menden, obwohl sie sie auf einige Entfernung vor Augen
haben, nur ihre Rückenscite sehen. Nach unserer Ansicht
ist damit eine rege Gemeinschaft zwischen dem Denkmal
und dem lebenden Geschlecht, für welches cs errichtet
ist, so vollständig nicht erreicht, als cs durch die Wen-
dung nach der Ludwigsstraße und auf die in sie herein-
blickenden Vaumwipfel des benachbarten Hofgartens seyn
würde.

Wenn man nach der schönsten Ansicht des Denkmals
fragt, so ist es wohl unzweifelhaft die ganz von vorn,
die wir auch für unsere Abbildung gewählt haben, weil
hier die Hauptmotive der Conceptivn klar in's Auge

fallen; doch zeigt auch die Ansicht von der linken Seite
(der Statue) einen wvhlthucnden Zusammenhang der
Linien und Massen. Von Abbildungen ist uns nur eine,
von Wolflc lithographirte, bekannt, die sehr gelungen
ist. Eine verkleinerte Nachbildung in Gyps cristirt nicht.

Kunstgeschichte.

Die Miniaturen und Manuscripte der k. bayerischen
Hofbibliothek in Aschaffenburg, beschrieben und
erläutert von Joseph Merkel, Hofbibliothc-
kar :c. Nebst 14 Blättern mit Umrissen. Aschaf-
fenburg bei Th. Pergay. 1836. gr. 4.

Sowohl in der Kunst- als Litcrärgeschichte jist die
Miniaturmalerei in Manuscripten bisher am stiefmütter-
lich,"reu behandelt worden, obgleich man in jedem Jahr-
hundert deren Stufengang verfolgen kann. Denn nicht
nur die Aschaffenburger Bibliothek, sondern auch die
Bibliothek im Vatican zu Rom, die öffentlichen Biblio-
theken zu Toscana, Mailand und Venedig, zu Paris,
Madrid, London, die Lord Spcncer'schc Bibliothek allda,
die Bibliotheken zu Wien, Berlin, Dresden, München re.
bewahren die vorzüglichsten Schätze dieser Art. Um so
erfreulicher erscheint daher das vorliegende Werk, indem
cs gleichsam den Anfang macht, über Manuscripte mit
Miniaturen Auskunft zu ertheilen, und cs wäre sehr zu
wünschen, daß dieses schöne Unternehmen als Beispiel
dienen, und überall eifrige Nachahmung erwecken möchte.

In der Vorrede gibt der Verfasser geschichtliche No-
tizen über die Miniatur- und Goldmalerei. Darauf
folgen als Einleitung schätzbare Nachrichten aus dem
Leben des Cardinals Alb recht in nächster Beziehung
auf seine Kunst- und Prachtliebe und sein eifriges Be-
streben, die Kirchen mit Kunstschätzen zu bereichern; zu-
gleich sind ältere Gedichte übersetzt und abgedruckt, welche
dieses bestätigen. Dann kommt die Beschreibung des
ausgezeichneten Missale, welches der Cardinal durch den
berühmten Miniaturmaler Nicolaus Glockendon zu
Nürnberg 1524, unter der Leitung A. Dürers, mit
Gemälden ausschmückcn ließ. Es ist in groß Folio, be-
steht aus ungefähr 600 Pergamentblättern und enthält
23 größere und 116 kleinere Gemälde, von welchen auf
der ersten, zweiten und dritten Kupfertafel mehrere sehr
treu nachgebildet sind. Ref. hätte hier noch beizusetzen,
daß Glockendon nach der Versicherung seines Zeitgenossen
Joh. Nendörffer 500 fl. dafür erhielt. Auch hätte
der Brief von Albr. Dürer hier einen Platz verdient,
welchen derselbe wegen dieses Meßbuches 1523 an den
Cardinal Albrecht schrieb. Zuerst wurde er im Allgem.
literär. Anzeiger von 1801 S. 1072 abgcdruckt, und lautet:
Index
J. H.: Kunstgeschichte: Die Miniaturen und Manuscripte der königl. Bayerischen Hofbibliothek in Aschaffenburg, von Joh. Merkel. Aschaffenburg.
 
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