Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2V 39.

Kunstblatt.

Dienstag, 17. Mai 1812.

Thomas Fcarnlcy,

gestorben zu München am 16. Januar 1842.

(Eine Mittheilung aus Norwegen.)

Norwegen bedarf eben nicht, auch nur einen ein-
zigen der wenigen Künstler zu verlieren, die jetzt seine
Ehre und seinen Stolz ausmachen. Ihre Namenreihe
ist bald hergezählt: Dahl, OleBull, Fcarnlcy und,
wir hoffen es, künftig Tide man d. — Um so fühlbarer
wird jede Lücke in ihrem kleinen Ring. Der Keim
dieser Talente ist von Kindheit an durch die ungeschwächtc
Kraft norwegischer Natur genährt und gestärkt worden;
darum sind sie auch durch alle Stadien ihrer Entwickelung
unveränderlich norwegisch geblieben; allein Norwegen
konnte oder wollte ihre Begabung nicht zur Reife bringen,
und so mußten sie auf ferne Bahnen nach dem Süden
ausziehcn; dort erkämpften sie sich aber ihre wahre
Stellung und verherrlichten „Norwegens Fjelde" in
Tonen und in Farben. Aus dem Süden wirkten sic
wieder auf den Norden zurück; man braucht sich nur zu
erinnern, auf welchem Standpunkte die Auffassung und
der Sinn für Malerei hier in Christiania noch vor ein
Paar Deccnnicn stand, und wie cs damit jetzt ist, um
sich einen Begriff davon zu machen, was Dahl und
Fearnlep in dieser Richtung unter uns gewirkt haben.
Ein Glied in jener Kette ist also gebrochen; Fcarnlcy
i>r in seiner besten Kraft, weit von seinem Vatcrlande,
gcitvrben.1 Die Botschaft seines Todes wurde hier mit
allgemeiner und tief gefühlter Trauer vernommen, und
dadurch die richtige Erkenntniß seines Werthes wo möglich
noch mehr unter uns verbreitet. Wir glauben darum
ein vielleicht nicht unwillkommenes und nicht ganz un-
wichtiges Aktenstück für die norwegische Kunstgeschichte
zu liefern, indem wir hier einige uns freundlichst mit-
getheilte Aufzeichnungen über sein Leben und seine Ar-
beiten übersenden.

Thomas Fcarnlcy ist den 27. Dec. 1802 zu
Frederikshald geboren, wo sein Großvater, ein Engländer,
sich in der Mitte des vorigen Jahrhunderts niedergelassen
und eine Che mit einem Fräulein Herforth, aus dc,i»
Familie des Staatsmanns Colbjvrnsen, cingegangcn
hatte. Der Sohn, Thomas Fcarnlcy, war gleichFöinem
Vater Kaufmann an genanntem Ort, heirathete ein
Mädchen aus dem thelemarkischen Geschlechte Paus, und
wurde durch sie der Vater des Landschaftsmalers Thomas
Fearnlep.

Vis zu seinem fünften Jahr wuchs dieser im Vater-
hause auf, von da an kam er zu einem Oheim nach
Christiania, und letzterem Umstande hat man sein Ein-
treten in die Künstlerbahn zu danken. Er wurde bis
zum löten Jahr für den Militärstand erzogen und sollte
in Kurzem Offizier werden, als er sich nach seines Oheims
Wunsch für den Handel bestimmte. Inzwischen hatte er
durch den Unterricht auf der Kriegsschule Vorliebe für's
Zeichnen gewonnen und setzte seine Hebungen hierin so-
wohl privatim als auf der Kunstschule zu Christiania
fort. Ein zufällig entstandener Streit mit einem seiner
Mithandelsdiencr erweckte bei ihm den Wunsch nach einer
Veränderung seiner Lage, und da'er so eben den ersten
Preis bei den Aufgaben gewonnen hatte, die vom Grafen
Sandels an der Kunstschule veranstaltet waren, entschloß
er sich, nach Kopenhagen zu reisen, um sein Glück auf
der Künstlerlaufbahn zu versuchen. Dieß geschah 1821,
in seinem I9tcn Jahr; er erhielt daselbst Zutritt in die
Akademie. Hier wurde er von vielen tüchtigen Männern,
die sich über seine schnellen Fortschritte freuten, mit
Wohlwollen ausgenommen und behandelt; sein Aufenthalt
daselbst sollte jedoch unerwartet abgekürzt werden. Als
Kronprinz Oscar auf seinen ausländischen Reisen 1822
in Kopenhagen war, wurde er auf Fearnlep aufmerksam
gemacht und gab ihm die Bestellung auf ein großes Ge-
mälde, „einen Prospcct von Kopenhagen." Voller Freude
führte Fcarnlcy denselben aus und schickte ihn ab. Da
er nach seiner Rückkehr von einer Fußwanderung über

1 S. Kunstblatt v. i. I. Nr. r», S. ss
Register
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen