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Christus erscheint hier nicht auf die sonst übliche Wei-
se, als Gärtner, sondern als aus dem Grabe erstanden
mit der Fahne, dem Zeichen des Sieges über den Tod.
Den freundlichen Blick'vor sich zur Erde gesenkt , hebt er
die Rechte segnend empor über Magdalenen, die knieend
zu seinen Füßen liegt. Die Stellung der lezteren mit dem
züchtigen Blick auf den Erlöser ist voll des Ausdruckes
frommer, inniger Ergebenheit, wie sie dieselbe ihm, dem
göttlichen Lehrer und Meister stets -und bis zum Grabe
bewiesen hat. Die Gesichtszüge sind von feiner edler
Bildung.

Hr. Strirner hat, was die Nachahmung zu leisten
vermag, geleistet, und ist in der Bezeichnung des Aus-
drucks der Empfindung dem Originale nichts schuldig ge-
blieben.

5. Maria mit dem Christkinde, St. Doro-
thea und Katharina. Von Joh. v. Melem.

Maria, die Gekrönte, sizt unter-eiuem Thronhimmel,
das Christkind auf ihrem Schooße, welches nach einer (
Frucht greift, die die Mutter eben aus St. Katharinens
Händen zur Rechten empfängt; St. Dorothea zur Linken
liest in einem Buche. Hinter dieser Gruppe befinden sich
mehrere musicirende Knaben in einer Landschaft, die den
Schluß bildet.

Dorothea's und Katharinens Züge sind jugendlich, et-
was voll, aber lieblich gestaltet, und es leuchten daraus Un-
schuld und Frömmigkeit hervor. Zwischen beyden zeichnet
sich Maria durch würdevolle Haltung, mütterlichen Ernst
und edlere Formen aus, so ist auch dem Charakter des
Kindes eine eigene Würde und Besonnenheit, seinem We-
sen entsprechend, beygemischt.

In der Ausführung vereiniget sich alles durch Zart-
heit und Kraft zu einem sehr ansprechendem Ganzen, dessen
mannigfaltiges Detail mit Sorgfalt und Liebe zur Voll-
endung gebracht ist, und wobei) Hrn. Strirner's Be-
mühungen durch Hrn. Lauter kräftig unterstüzt wurden.

6. D_er lehrende Bischof Servatius. Von
Martin Schon.

Servatius, ganz von der Seite genommen, sizt einer
Frau gegenüber, mit einem Knaben an der Seite. Dem
leise geöffneten Munde des Lehrers scheinen Worte zu ent-
strömen, deren Sinn das Weib mit unverwandtem Blicke
in das vor ihr stehende Buch ernst und nachdenkend zu
verfolgen scheint, indessen sich der Knabe an der Mutter
hält und den bärtigen Alten offen und unbefangen ins
Auge faßt. -

So vergegenwärtiget uns Hrn. Strirners wohl
gelungene Nachahmung mittelst einer klaren und fleißig

durchgeführten Behandlung den geistigen Charakter des
Originals.,

Sämmtliche Drucke sind von seltener Schönheit, und
wetteifern an Reinheit, Kraft, Harmonie und Klarheit
um den Vorzug.

H e r k u l a n u m.

Herkulanum ward nebst Pompeja unter den Aschen
und Lapillcn begraben, welche der Vesuv im Jahre 79
während der Regierung des Titus auswarf. Nach Ver-
lauf von etwa 17 Jahrhunderten befahl König Karl HI-,
daß man Ausgrabungen in Schachten und Stollen unter-
nehmen sollte, um dadurch die Gegenstände wieder ans
Tageslicht zu fördern, welche die unglücklichen Bewohner
bey jenem traurigen Uufall'zurückzulassen gezwungen waren.
Es wurden wirklich die größten Kunstschatze zum Er-
i staunen der ganzen gebildeten Welt entdeckt und hervor-
gezogen. Der schöne Aristides, die Reiterstatuen der
Nonius Balbus Vater und Sohn, Büsten der berühmte-
sten Männer, eine große Anzahl Götterbilder, eine
Reihe Statuen der ersten Kaiser und ihrer Familien
u. s. w. alles in Marmor; dann der schlafende und der
betrunkene Faun, der Merkur als Wagenlenker, mehrere
Pferde-Tänzerinnen .u. s. w. in Bronze, und endlich
Hausrath, Werkzeuge und Zierathen jeder Art und Ge-
stalt, aus Gold und Silber, von einer zarten, ausgesuch-
ten, bis dahin unbekannten Arbeit. Durch alles dieses
ward die unerwartetste und bewunderungswürdigste Um-
wälzung des Geschmacks und der Mode in dem erstaunten
Europa veranlaßt. Die Zeitumstände verhinderten später die
Nachgrabungen fortzusetzen, bis endlich der jetzige König,
Franz I-, Nebenbuhler des Ruhmes seines erhabenen
Großvaters, den Befehl ertheilte, sie wieder anzufangen,
und sie nicht nur unter der Erde fortzusetzen, um blos kostbare
Gegenstände zu gewinnen, sondern, die Stadt völlig vom
Schutte befreyend, welcher sie etwa 50 Palmi hoch be-
deckt, auch die Monumente, Gebäude u. s. w. aufzn-
decken. So wird denn das schöne Herkulanum, neben dem
wollüstigen Portici wiedererstehend, der jezt lebenden Welt
die, Geheimnisse und die Bildung der Alten 'verkünden.

Der Direktor dieser Nachgrabungen ist der Architekt
Carl Bvnucci, welcher ein Werk über Pompeja lie-
ferte, das in wenigen Jahren, seit es zuerst erschien,
bereits die vierte Auflage erlebte, soo Dnkati sind dazu
monatlich ausgesezt, womit man ungefähr 70 Arbeiter
anzustellen.glaubt, und gleich mit dem neuen Jahre 1828
soll die Arbeit begonnen werden.

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