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Schüler und Zeitgenossen Albrecht Dürers, Hans von
Culmbach, Schäufelein, Christoph Amberger, dann der
Porträtmaler Nikolaus Neufchatcl oder Nutzschädel, der
Glasmaler Augustin Hirschvogel beurkunden in ihren Wer-
ken denselben wissenschaftlichen Geist, dieselbe Genauigkeit
des Studiums. Und wie mußten erst der Kunst derDild-
nerep jene mechanischen und mathematischen Vorbereitun-
gen zu Gute kommen. Peter Bischer, nachdem er viele
Städte gesehen, fand keine darunter, welche ihm so geeig-
net geschienen hätte zum beständigen Wohnen und Wirken
als Nürnberg, und Beit Stoß, ans Krakau in Polen, fand
in der deutschen Künstlerstadt bc» fleißiger Ausübung sei-
ner Kunst ein ruhiges und hohes Alter; so auch die
Nürnberger Bildner Labenwolf, Flötner und Teschler.
Selbst an Musikern zählt der Vf. eine nicht geringe Zahl
auf, die angeregt durch mathematisches Studium den da-
maligen Ruhm der Stadt Nürnberg erweiterten, welche
durch Hans Sachs und Wilibald Pirkheimer zugleich ein
Sitz der Dichtkunst und Beredsamkeit war.

Diese Schilderung jenes regen wissenschaftlichen und
künstlerischen Lebens in Nürnberg, die uns der Verf.
so lebendig entwirft, dient gleichsam als Einfassung und
Rahmen für das in einem andern kleinen Büchlein ent-
haltene getreue Bild des äußern und inner» Lebens un-
sres großen Albrecht Dürer. Unter dem Titel: Taschen-
buch für Deutschlands Kunstfreunde zu Al-
brecht Dürers dritter Säkularfeper 1828, oder
Reliquien von Albrecht Dürer, seinen Vereh-
rern g eweiht, gab Hr. Friedrich Campe in Nürn-
berg in seinem Verlag eine Sammlung der von Dürer hin-
tcrlassenen und auf seine Lebensschicksale bezüglichen schrift-
lichen Dokumente heraus, bis jezt die vollständigste ihrer
Art und als eine willkommene Ergänzung zu Hellers Le-
ben Albrecht Dürers, von welchem der zwepte Theil er-
schienen ist, zu betrachten. Die reichhaltige Sammlung ist
mit dem wohlgetroffenen Vildniß des Künstlers nach dem
in der Münchner Gallcrie befindlichen Gemälde, vonFleisch-
rncnm gestochen, dann mit der Abbildung von Dürersund
Wilibald Pirkheimers Grab, und von dem jezt noch stehen-
den, nun für die Sitzungen des Dürers-Vereins eingerich-
teten Haus, endlich mit zwei) Facsimiles von Dürers und
Pirkheimers Handschrift geziert. Die Dokumente führen
uns von der Geburt bis zum Tod durch das ganze vielbe-
schäftigte Leben des großen Künstlers hindurch, und zeigen
uns sowohl in dem, was er zu seiner eigenen Erinnerung
ausgezeichnet, als in seinen freundschaftlichen und Geschäfts-
mittheilungcn überall den redlichen, biederen, arglosen, gut-
müthigen Menschen, den tieffühlenden Freund, den immer-
thätigen, mit jeder Geschicklichkeit begabten Künstler, be-
sonders aber das fromme, von wahrer Gottesfurcht beseelte

Gemüth, das niemals weder der Mühe des Lebens, noch
dessen, der sie erleichtert, vergißt.

Den ersten Abschnitt machen die eigenen Familiennach-
richten aus, worin er die Angaben über seine Eltern und
Geschwister ausgezeichnet hat, dann folgen seine vertrauten
Briefe an Pirkheimer, aus Venedig geschrieben, voll ju-
gendlich heiteren Muths und in dem vollen Gefühl der
Kraft, welches den noch jungen Künstler inmitten eines
regen Kunstlebens und vieler geschickter Maler, die mit
Anerkennung oder Neid auf seine Leistungen sahen, durch-
dringen mußte. Nach der Sitte seiner Zeit konnte sich Dürer
manchen für unsre feineren Ohren nun zu derben Scherz
gegen seinen Freund erlauben, aber zwischen diesen Ausbrü-
chen muthwilliger Laune leuchtet überall die treue Ergeben-
heit, ja die kindliche Verehrung hindurch, die er für diesen
Jugendfreund, seinen klugen Berather und Helfer in allen
Nöthen, bewahrte. Als den Künstler in seiner Werkstatt,
noch von dem frischesten ArbeitsnmthLcscelt, und von zahl-
reichen Gchülfeu umgeben, zeigen ihn die Briefe an Jakob
Heller in Frankfurt, die in der Verhandlung über ein gros-
ses , nachher leider zu Grunde gegangenes Gemälde viele
merkwürdige Aufschlüsse über seine Art zu arbeiten geben.
Diesen sind andere kurze Geschäftsbriefe an verschiedene Per-
sonen und eine kleine Sammlung von dichterischen Versuchen
angehängt, welche Dürer selbst als Proben eines nicht un-
günstigen Talentes, über das er jedoch mit kindlicher Nai-
vetät scherzt, zusammengetragen hatte. Auch diese fallen
noch inseine glückliche und kräftige Zeit, in der es ihm noch
heiter um das Herz war und sein Geist sich ftey in jedem
Gebiete bewegte. Dagegen finden wir ihn schon ermattet
und berechnend in dem Tagebuch seiner Reise durch die Nie-
derlande von 1520 und 21. Die ängstliche und sparsame
Hausfrau hatte ihn schon gewöhnt auf Erwerb zu denken,
und es scheint fast, als sc» die Reise nach den Niederlanden
größtentheils in der Absicht unternommen worden, die zahl-
reichen Kupferstich- und Holzschnittwerke, die aus Dürers
Händen hervorgegangen waren, in größeren Massen abzu-
setzen. Aber das neue und großartige Leben, das sich um
ihn aufthat, regte sein kindliches Gemüth zu frischer Hei-
terkeit an, und der Umgang mit denen, die ihn liebten und
die er selbst liebgewonnen hatte, so wie der Anblick so vie-
les Schönen und Prachtvollen war ihm wohlthätiger als
die ausgezeichneten Ehren, die überall seiner warteten,
und die er mit der kindlichen Bescheidenheit eines wahr-
haft frommen und von der Eitelkeit der Welt niemals ge-
blendeten Sinnes empfing.

(Der Beschluß folgt.)
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