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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 5.1870

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Kunst interessirte, Einheimischen wie Fremden. Seine
Gemälde hingen ohne sonverliche Ordnung in einer
Zimmerreihe, die nach dem Garten hinausging. Den
Künstlern gestattete er gern bei ihm zu kopiren. Auch
versuchte er sich selbst im Malen nnd nicht ohne eine ge-
wisse Genugthuung wies er auf seine großen Srilleben
ohne Farbe und ohne Wirkung hin, wobei er mit einer
Milde, die den Spott nicht aufkommen ließ, zu sagen
pflegte: „So präparirte Chardin seiue Hintergründe-
Bon Chardiu habe ich dies Jmpasto gelernt."

Den Werth der Lacaze'schen Galerie, welche hoffent-
lich bald im Louvre den Kunstfreunden zugänglich gemacht
werden wird, schätzt man auf mehr als anderthalb Btil-
lionen Franken.

tlrkrologe.

Navez, Franovis Joseph. der älteste der belgischen Maler
inid ehedem Director der Kmist-Akademie zu Brüssel, geboren
>787 in Charleroi, ist am 12. October gestorben.

Joncs George, ein geachieier englischer Lchlachten-
malcr, Mitglied der k. Kimstakademie zu Loiidon und lang-
jährigcr Konservator derselbcn, ist 84 Jahre alt gcstorben.

l.lunst!i!cratnr nnd Lnnsthandci.

/X Von Christian Roth's plnstisch-auatoiiiischem Atlas

znm Stndium des Modells und der Arnike ist kürzlich im
Verlage von Ebner und Seubert in Stuttgart die erste Hälfte
ausgegeben worden. Dieselbe cnthält 12 Tafeln in Holzschnitt
nebst pvei Erklärungstafeln und Text. Es ist eine bekannte
Thatsache, daß die besten anatomischcn Atlanten nnd Hand-
bücher bei aller Genauigkeit der anatomischen Thatsachen gleich-
wohl manches dem Künstler Wünschenswcrthe nicht bieten und in
der That auch ihrer Anlage nach uicht bieten könneit; denn
dieser beschäftigt sich hauptsächlich mit den Formen und gerade
diese sind in den meisten derartigen Büchern nur sehr unter-
geordnet, theilweise sogar vernachlässigt. Jn der unkünst-
lerischen Behandlung derartiger Werke einerseits und in der
großen Abneigung der Künstler gegen den Secirsaal andrer-
seits liegt wohl der Grund, daß das so überaus nothwendige
Studium der Anatomie im Allgemeinen entweder ganz über-
gangen oder doch zu leicht behandelt wird. Das Roth'sche
Werk dürfte unsers Erachtens den bezeichneten Anforderungen
der Gcgcnwart nachkominen und dcn berührtcn Mängcln ciil-
gegenwirken können. Des Künstlers Athletenstaiue, welcbe
auch in der gegenwärtigen internationalcn Kunsrausstcllung zu
München die Iliifmerksamkcit auf sich zog und über welche sich
schon vor zwei Jahrcn die Akadcmie der bildenden Küiiste in
München wie ihr Direktor Wilhelm von Kanlbach auf das
Günstigste aussprachen, beweist, welche Erfolge ein langjähriges
eingehendes >Ltudium am Cadaver, verbnnden mit steten Rück-
blicken auf die Antike, nach sich zog. Auch Prosessor Kölliker
in Würzburg rühmtc die Wahrheit dcr Darstellung der Mus-
keln im Stadium der Wirksamkcit oder des Lebens, nachdem
cr dic ihm vorgclegtcn Zeichnungen sorgfältig durchgesehen.
Der Verfasser hat seine Absicht, dem Studirenden ein charakle-
ristisches Bild der für die Plastik in Betracht kommcnden Theile >
dcs menschlichen Körpers zu gebcn, vollkommen crreicht und so
cin klares Verständniß der Muskelformen und Skclett-Tbcile
von den Modellen iniabhängig gemacht. Sein Werk hat
übrigcns noch dadurch wescnilich gcwonnen, daß er selber die
Zeichnungen auf Holz hcrstellte und dcn Schinir sorgfälligst
überwachte. Die zweitc Hälfte des Werkcs wird im Lause
dc« Winters erscheincn und der Preis sür das Ganze ctwa
l> Gulden odcr ö'/^ Thlr. betragen. Wir kommen auf das
Ganze ansfnhrlich zurück.

* Die Landaiicr'sche Sammlung in Stuttgart, bestehend
aus >29 Gemäldcn von italienischen, französischen, spanischcn,
deutschen und niedcrländischcn Meistcrn, zum Theil Werken von
bedeutendcrem Rang, wird kllnfligcn Monat öffentlich ver-
stcigert werdcn.

Schuorr's italicnische Lnndschaften. Wir machen unsere

Leser besonders aufmerksam anf die dieser Nummer angeheftete
Anzeige der Verlagshandlung von Alphons Dürr über die
im Preise wesentlich ermäßigte Sammlung von Photographien
nach landschastlichen Zeichnungen von Jul. Schnorr von Carols-
feld, unter Hinweis anf den im Jahre 1867 in der Zeitschrift
über den Meister veröffentlichten Aufsatz von Max Jordan.

Von Fr. Bock's Nheinland's Bandeukmalc dcs Mittel-
alters (Verlag von L. Schwann in Neuß) sind bis jetzt im
Ganzen acht Liefernngen erschienen. Das 3. Hest bringt die
Pfarrkirche zu Andernach, das4. die Peterskirche und Werners-
kapelle zu Bacharach, das 5. die Mathiaskapelle zu Kobern und
Kampehofkapelle zu Köln, das 6. die Banwerke Philipps von
Schwaben am Aachener Münster und die Kurie Richards von
Cornwall zu Aachen, das 7. die Stiftslirche zu Schwarzrheindorf,
das 8. St. Gereon in Köln. Den Text znm 5. nnd 8. Hefte
bat A. Reichensberger geliefert. Billigkeit und gute Aus-
stattung sind Vorzüge der Hefte, welche ihnen eine große Ver-
breitung sichern. Die Jllustrationen in Holzschnitt sind mit
den Mitteln einer Anzahl adliger Kunstfreunde hergestellt.

* Joseph Keller. Der früher von uns bereits erwähnte
Stich Keller's nach Raffael's sixtinischer Madonna schreilet
seiner Vollendung entgegen nnd soll, wie wir hören, Anfang
nächsten Jahres zur Ansgabe kommen. Eine kleinere Arbeit
des Meisters, welche vor einiger Zeit bei Julius Buddeus
in Düsseldorf erschienen ist, haben wir nachträglich noch un-
sern Lesern zn empfehlen. Es ist ein trcsflicher Stich von
Deger's „Lkator clolorosn." DaS Bild weist in der treuen
und fein durchgeistigten Wicdcrgabe des Bildes alle jene
Vorzüge auf, durch welche der Gründer und Leitcr der
Düsseldorfer Kupferstecher-Schule zu so hohem Ruhme ge-
langt ist.

Rud. Weigel's Klllistauction am 1. November bringt
die reiche Kupferstichsammliing von C. Wiesboeck in Wien
und die K'unstbibliothek von vr. Duisburg in Danzig znr
Versteigerung. Der Katalog umfaßt über 3000 Nummern.

Pierrc Mignnrd's Porträt dcr Maria Mancini im
Berliner Museum. bekanntlich eines der vorzüglichsten Werke
des Meisters, ist von Nobert Reyher in Kupfer gestochen und
wird demnächst im Verlage von E. H. Schröder in Berlin
erscheinen.

Bon Raffacl's Madonna dcl Baldacchino ist ein großer
Kupferstich in Linicnmanier von Giovanni Focella kürzlich
in Florenz erschienen.

KoltlUtt'MIM.

^ Die Jury über den Wiener Rathhausbau hat ihren
Spruch gcfällt. und sämmtliche eingelaufenen Projekte sind seit
vorigcr Woche im Künstlerhause ofseiitlich ausgestellt. (Daß
dies erst mit dem l. Deccmber geschehen werde, wie nenlich
angcgeben, beruhte anf einem Druckversehen). Das Preisge-
richr bat nach cingchcndcr Prllfung der 64 Konkurrcnzprojekle
folgende Bcschlüsse gcsaßt:

1. Die mit Prcisen zu honorirenden Projekte sind:

Mit Pieisen von 4000 sl.: Nr. 14. „8axa lognuntur"
(Obeebauratb Friedrich Schmidl); Nr. 10. „Ojnln" (Ambroise
Baudry, Aichiickt in Paris); Nr. 7. „v'nrt unit Ie8 xouples"
(Ernst Chardon, Architekt in Paris); Nr, 29. „Zelinka" (Gustav
Ebe und Jiilins Benda in Berlin).

Mit Preisen von je 2000 fl.: Nr. ö. ,.L I'nlli-rnoL äes
nuiions" (E. Demangeat, Archiickt auSParis); Nr. 2l, „Bürger-
sinn" (Otto Thiencmann, Architckt aus Wien); Nr. 3l. „Lnluti
irublieae" (A. Bluntschli, Architekl aus Heidelberg); Nr. 6.
. „Concordia" (Alois Wurm, Architekt ans Wien).

Mit Preisen von je 1000 fl.: Rr. 37. „Was er kann,
schafsl ein Mann" (Karl König. Architekt aus Wien); Nr. 32.
(Ludwig Lang, Architckt aus Baden-Baden); Nr. 15. „lübvri
eives oirtiiuuin reigubliene tuuelnmeutum (F. Ikllmanit, Archi-
lekt aus Prag); Sir. ll. „Nach Art der Allen neu gestaltcn"
(H. Hertcl, Ärchitekt aus Münster in Westfalen).

2. Daö Projckt 14 wird mit 9 Stiinmen gegen cinc als
das unter allen Koukursprojckten dem Programme am meisten
entsprechende und zur Ausführnng am ehesten geeigncte dem
Gemcinderathe zur Annahme empsohlcn.

3. Das Schiedsgericht ist nicht in der Lage, die Kostcn
für dicsen Bau auch nur approximativ anzugcben.

4. Die Projekte 43 und 47 baben dic festgcsetzte Bau-Arca
überschritten und mußten außer Konkurs gcsetzt wcrdcn, stvie-
wol sie berücksichtigungswerthe Arbeiten gcwesen wären.
 
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