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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 5.1870

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Die Domsakristei zu Köln
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4918#0033

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Umfassungen, sondern auch um die Pfeiler geführt ist,
und ebenso bei der alten Sakristei ganz herum giug, findet
sich bei unserm Neubau uur im obern Theile rund ge-
führt, in der uutern Hälfte dagegen ist es durch die
Pfeiler unterbrochen. Jn den aus den Strebepfeilern
entwickelten Fialen und der zwischen denselben als Bekrö-
nung auf den Umfassungsmauern angebrachten Galerie
haben die letzteren einen Abschluß bekommen, der bem
ganzen Bau nicht zu sonderlicher Zier gereicht. Die
Galerie erscheint als eine zwecklose Dekoration, und
zudem steht sie wegen ihrer Höhe in schreiendem Mißver-
hältniß zu den Galerien der Domkirche selbst. Die
Fialen stehen wie verlorene Posten auf den einzelnen
Pfeilern und Ecken nnd nirgend zeigt sich eine organische
Entwickeluug derselben aus den Bautheilen, von denen
sie getragen werden. Vergebens sucht man an dem neuen
Bauwerke eine Erinnerung an die alten, so schön durch-
dachten und sich so harmonisch an die Architektur des
Doms anschließenden Formeu der zerstörten Sakristei,
überall findet man neue, aber wenig glücklich ersonnene
Motive und Formen. Zu alle dem kommt noch, daß bei
der Wahl des Materials keine Rücksicht auf Farbenton,
Struktur und Dauerhaftigkeit genommen worden, sondern
daß man ein schlechtes Gestein gewählt hat, welches
wohl als Füllmaterial zu verwerthen ist, keineswegs aber
zur Errichtung eines monumentalen Baues in Anwen-
dung kommen darf. Das Domkapitel, welches einen
Theil dieses Neubaues zum Aufbewahrungsort für die
kostbare Dombibliothek benutzen will, wird im Jnteresse
der ihm anvertrauten literarischen Schätze wohl daran
thun, das bezügliche Lokal vorher von einem Sachver-
ständigen sorgfältig untersuchen zu lassen; es möchte sonst
zu spät beklazen müssen, daß die nnersetzlichen Pergament-
codices durch die Feuchtigkeit der Manern erheblichen
Schaden gelitten hätten.

Köln. E.

Korresponderrz.

Dresden, Anfang November.

6. Jn den letzten Monaten fand hier die alljährlich
von der k. Akademie der bilvenden Künstc veranstaltete
Ausstellung statt. Der Katalog zählte, mit Einschlnß
der Schülerarbeiten der Akademie, 925 Werke auf. Doch
sah man diese Werke nie beisammen, denn einerseits
gingen dieselben erst im Verlaufe der Ausstellung ein,
andererseits wurden die besten Bilder, welche der Kunst-
verein angekauft hatte, derselben schon einige Wochen vor
ihrem Schlusse wieder entzogen, um als Lockvögel in der
Provinz für den genannten Verein Propagandä zu machen.
Es mag diese Neuerung den Jnteressen des Kunstvereins
dienen, dem Totaleindruck der Ausstellung kommt sie
nicht zu gute.

Die Historienmalerei bot nur ein hervorragendes und

bemerkenswerthes Werk in einem großen Oelgemälde von
Schnorr v. Carolsfeld. Sicherte schon derName des
Meisters dem Werke die allgemeinste Theilnahme, so
wurde dieselbe durch die trefsliche Behandlnng des be-
deutungsvollen Gegenstandes noch erhöht. Das Gemälde
zeigte „Luther in Worms vor Kaiser und Reich". König
Maximilian II. von Baiern bestellte es im Jahre 1860
mit ausdrücklicher Bezeichnung des Gegenstandes, für das
Maximilianenm zu München. Der Umstand, daß nach
dem Tode des Königs der Bau des Maximilianeums ins
Stocken gerieth, verzögerte auch die Ansführung des
Bildes; mit der Wiederaufnahme des Münchener Projekts
ist jedoch auch letzteres von Schnorr mit der ihm eigenen
geistigenRegsamkeit unv genialen Leichtigkeit des Schaffens
in kürzester Zeit vollendet worden. Anselm Feuer-
bach hatte man in bessern Leistungen kennen gelernt, als
das Bild „Orphens und Eurydice" war, mit welchem er
auf der diesjähngen Ausstellung erschien. Die Farbe
war zu gran und stumpf und die Gefichtszügc der beiden
Gestalten hatten etwas Porträthaftes, was ven Beschauer
besonders in dem Orphens störte, in dem man einen
edlern, antikern Typus, einen geistigern Ausdrnck der
Physiognomie suchte. Unter den übrigen größeren Figuren-
bildern, die ihre Gegenstände der Dichtnng oder allge-
niein wiederkehrenden Lebensbezügen entnommen hatten,
sind noch die Arbeiten von C. Schick nndP. Thnmann
hervorzuheben. Einige recht ansprechende kleine Genre-
bilder hatten P. Koerle und I. Nörr geliefert; im
Uebrigen war die Genremalerei hauptsächlich nur durch
einheimische Künstler, wie C. Franz, F. Wendler, C.
Wagner n. s. w. vertreten. Gute Porträts fanden wir
von I. Scholtz, A. Gliemann, Th. Große, M.
Müller, Hoffmann und L.Pohle. WardieHistorien-
und Genremalerei der Zahl nach schwach vertreten, so
hatte sich dagegen die Landschaftsmalerei um so zahlrcicher
eingefunden; anch trat der lokale Charakter der Aus-
stellung anfdiescm Gebiete noch am mcisten zurück, indem
unter ihren Vertretern viele auswärtige nnd zum Theil
namhafte Künstler sich befanden. Wir nennen von
Münchenern: E. Schleich, A. Lier, I. G. Steffan,
D. Langko; von Düsseldorfern: A. Weber, I. Will-
roider, A. Kappis, W. Klein, G. Pulian, W.
Bode und K. Ludwig, in dessen „See aus dem
Böhmerwalde" eine poetische Stimmung klar und kräftig
zum Ausdruck gelangte. Eine verwandte ernste Stimmung
klang aus einer größeren Landschaft von A. Hörter, die
in ihrer schönen Auffassung und Behandlung an Lessing
erinnerte, aus dessen Schule der Künstler hervorgegangen
zu sein scheint. Aus Weimar hatten Graf Harrach und
Hummel Bilder eingesendet, ausBerlin H. Eschke und
O. Goldmann. Von sächsischen Künstlern sind Fr.
Preller, E. Leonhardi, I. A. Herrenburg und H.
Gärtner zu nennen. Letzterer war so ziemlich der ein-
 
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