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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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Andreas Achenbach
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Andreas Achenbach.

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Treppenhauses verhallt war, hielt Maler Deiters mit
sonorem Organ und in frischestem Tempo die Fest-
rede. Dic Einleitung orientirte die der Kunst ferner
Stehenden über die geschichtliche Entwickelung der Land-
schaftsmalerei. Den Originalgehalt empfing der
Vortrag von einer Neihe intimer Mitteilungen über
den Lebensgang und das künstlerische Wachsen des
Meisters. Ohne hier der fesselnden Darstellung im
einzelnen zn folgen, mag doch hervorgehoben werden,
daß Andreas Achenbach seiner Abstammung nach ein
Rheinländer ist. Sein Vater Hermann Jakob Achen-
bach wurde am 21. November 1793 zu Kettwig ge-
boren und verheiratete sich in Kassel mit der Tochter
seines Prinzipals Christine Zilch, welcher Ehe unser
Meister als ältestes Kind, dem noch vier Söhne und
ftinf Töchter solgten, entsprossen ist. Der Großvater
Andreas Zilch kanste von den „unter der liederlicben
Wirtschaft Jorüme's zum Verkanf kommenden Gemäl-
den aus Lem kurfürstlichen Besitze eine größere Anzahl
an, die er bei Ler Restauration dem Landesherrn ohne
irgend eine Entschädigung zur Verfügung stellte. Auf
diese Weise wurde er Miterhalter der Kasseler Ge-
mäldegalerie. Ob es sich bei diesem großherzigen und
der Erinnerung wohl werten Akt wirklich um Bilder
der Galerie gehandelt habe, was zuni mindesten erst
im cinzelnen nachzuweisen bliebe, mögen diejenigen fest-
stellen, deren Stüdien auf die Geschichte derselben ge-
richtet sind. Eine wesentliche Berichtigung enthält die
Nachricht, daß Andreas seine Stndienreise nach Nor-
wegen erst im Jahre 1839 angetreten hat — es wird
meistens das Jahr 1835 angegeben, — während er
schon in diesem letzteren Jahre gleich nach seiner An-
kunft in München einen „Seesturm an der norwegi-
schen Küste" begann, der in Frankfurt, wohin ihn die
Cholera trieb, beendet wurde und in den Besitz deS
Städelschen Jnstituts überging. Der glänzende Er-
folg dieses Werks veranlaßte ihn im Jahre 1837,
demselben noch nicht geschauten Landschaftskreise ein
zweites Bild zu entnehmen, welches jetzt in der Kunst-
halle zu Karlsruhe aufbewahrt wird und einen inter-
essanten Beitrag zu der gegenwärtigen Gesamtaus-
stellung bildet. Der Redner bediente sich anscheinend
der eigenen drastischen Ausdrucksweise des Meisters,
wenn er uns verrät, „daß diese norwegischen Felsen
auf dem Hundsrücken in der Nähe von Simmern ge-
wachsen sind".

Von besonderem Jnteresse ist auch die doch wohl
anf ein Bekenntnis des Meisters zurllckzuführende Mit-
teilung, „daß der Umgang mit Alfred Rethel, dem er
mit warmer Freunvschaft und großer Schätzung zu-
gethan blieb, fiir die charaktervolle Bewegung in seinen
sigürtichen Darstellungen von unverkennbarer Ein-
wirkung gewesen ist". Gegen den Schluß hin heißt

es: „Wie ist es möglich, bei so großer Produktivität
und Schasfenskrast mit Worten ein Bild von dieser
rastlosen Thätigkeit zu geben! Darum haben wir ge-
sucht, eine Reihe seiner Werke hier in der Kunsthalle
zu vereinigen, um von den Anfängen und der Ent-
wickelung des Meisters eine Jdee zn geben."

An die Festrede schloß sich die Beglückwünschung
durch die Deputationen. Der Vertreter des Herrn
Kultusministers, Geheimrat vr. M. Jordan, fand, wie
er uns von jeher zu bewundern gewöhnt hat, für seine
Mission den glänzendsten Ausdruck, der durch die
Schönheit seiner Form an innerer Wärme niemals
einbiißt. Nachdem er der Würdigung der eminenten
künstlerischen Verdienste des Jubilars seitens der könig-
lichen Staatsregierung Worte verliehen, betonte er,
daß an den Rnhm eines Andreas Achenbach die Ehren,
welche der Staat zu vergeben hat, nicht mehr hinan-
reichen, und übergab dem Jnbilar eine kaiserliche Kabi-
nettsordre, durch welche angeordnet wird, daß das
Bildnis des Meisters gemalt und in der National-
galerie aufgehängt werden soll. Demnächst sprach der
Herr Oberpräsident Excellenz von Bardeleben im
Namen der Rheinprovinz. Die Deputation des Magi-
strats und der Stadtverordneten, geführt von Herrn
Oberbürgermeister Becker, überreichte dem Meister das
Diplom als Ehrenbürger der Stadt Düsseldorf. Der
Vorstand des Rheinisch - Westfälischen Kunstvercins
brachte seine Wünsche unter der Mitteilung dar, daß
soeben der Beschluß gefaßt sei, das letztvollendete Werk
des Meisters, welches über der Rednerbühne prangte,
für die städtische Galerie anzukaufen. Der Kiinstler-
unterstützungsverein gratulirte durch seinen von Direk-
tor Bendemann geführten Vorstand. Jm Namen der
Garnison sprach Herr General von Petersdorf. Es
ist immer ein wohlthuender und wohl kaum sonst
noch irgendwo in dem Maße gewährter Anblick, hier
in Düsseldorf die militärischen Kreise in nngezwungener
Harmonie mit den künstlerischen verkehren zu sehen.
Nun folgten die hiesige Akademie (Profs. Karl Müller,
Wislicenus und Janssen), Senat und Akademie zu
Berlin (Prof. Karl Becker), die Akademie der bilden-
den Künste daselbst (Direktor Anton von Werner), die
Akademie zu Kassel (Direktor Kolitz), Weimar (Prof.
Hagen), Vorstand der deutschen Kunstgenossenschaft zu
München (Stieler), die Frankfurter Künstlerschaft (Beer),
das Städelsche Jnstitut zu Frankfurt a. M. (Jnspektor
Mals). Die k. k. Akademie zu Wien nnd die Gcnossen-
schaft der dortigen Künstler überreichten ihre Adressen
durch Maler Deiters. Diese Aufzählung erhebt keines-
wegs Anspruch auf Vollständigkeit. Der Gesang dcs
Liedes von I. Otto „DaS deutsche.Herz" beendcte die
allseitig ansprechende und stimmungsvolle Feier.

11m 3 Uhr fand im Kaisersaale der Tonhalle das
 
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