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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.5792#0012

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Kunsthistorisches. — Preisvertsilungen. — Psrsonalnachrichten. — Vermischte Nachrichten.

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bälk vom Forum des Nerva und ein reich verzisrter Sttulenfuß
wahrscheinlich von den KaiserPalttstsn den Durchblick auf die
Ruinen der letzteren. Viel einfacher erweist sich die Kompo-
sition des zweiten Blattes: „Römische Baukunst". Das Haupt-
stück bildet das Marmorgebälk vom Forum des Nsrva,
daran reihen sich ein Sarkophag aus der Villa Borghese als
Brunnentrog, zwei Pilaster aus dem Museo Clementino, eine
Prachtvase aus der Villa Albani, ein Kandelaber aus dem
Louvre in Paris auf einem römischen Altar aus dsr Samm-
lung der Usfizien in Florenz. Wir begrühen die trefflich
wiedergegebenen Blätter nicht bloß als Erinnerung an den
verstorbenen Meister, sondern auch als leuchtende Vorbilder
für unsers akademische Jugend. Die Reproduktionen sind
unveränderliche Phototypien aus der bewährten Bruckmann-
schen Anstalt. 0. N.

z'. — Otto Seemanns „Mythologie dcr Griechen und
Nömer" hatte sich gleich bei ihrem ersten Erscheinen wegen
der srischen, anschaulichen, dem Verständnis der heranreisen-
den Jugend angepaßten Bortragsweise allgemeine Ansrkmnung
erworben. Nicht minder hatte die in dem hübschen Buche
mit Glück verfolgte Absicht des Verfassers, den Sinn für die
ästhetische Betrachtung und kunsthistorische Würdigung antiker
Bildwerke durch stete Hinweise auf Lie künstlerische Dar-
stellung der Gottyeiten anzuregen, den Beifall einsichtiger
Schulmänner gefunden. Um in letzterer Beziehung auch den
strengsten wissenschaftlichen Anforderungen zu genügen, hat
der Verfasser sich bei der Bearbeitung der jetzt vorliegenden
dritten Auflage der Mitwirkungvon 4>r.Rud. Engelmann,
als einem namhaften Fachgelehrten, versichert, die denn auch
dem verdienstlichen Werkchen sehr zu gute gekommen ist. Wir
stehen nicht an zu erklären, daß wir kein für den Schul-
gebrauch bestimmtes Handbuch der antiken Mythologie kennen,
das in gleichem Maße geeignet wäre, die Zöglinge höherer
Bildungsanstalten, dsr Gymnasien, Kunst- und Gswerbe-
schulen, in die antike Götterwelt einzuführsn und mit der
künstlerischen Gestaltung der religiösen Jdeale des klassischen
Altertums vertraut zu machen. Daß die neue Auflage in
Bezug auf die sehr reiche und gewählte Jllustration ebenfalls
gewonnen hat, mag nicht unerivähnt bleiben.

Aunsthistorisches.

ü. — Jn Eleusis ist es gelungen, unter dem großen,
von 42 Säulen getragensn Versammlungshause, über dessen
Aufdeckung schon üster berichtet wurde, die Spuren des älte-
sten von den Persern zerstörten Heiligtums aufzufinden. Es
ist ein Quadrat, dessen Seite ungefähr die Hälfte der Seite
des neuen, von Jktinos erbauten Tempels ausmacht; es ent-
hielt fünfundzwanzig Säulen, die in sünf Reihen angeordnet
waren. Der alte Tempel nimmt so genau die Nordostecks
des neuen Tempels ein, daß seine östliche und nördliche
Mauer völlig mit den von Jktinos erbauten zusammenzu-
sallen scheinen. Die Entdeckung ist von Wichtigkeit; man
gedenkt die bis auf den Grund ausgegrabenen Dtauern
wieder auszufüllen, doch so, daß die oberen Teile der alten
sür die Geschichte des Tempels besonders wichtigen Mauern
sichtbar werden.

Preisverteilungen.

8n. Dcr Stiftuiigsrat dcr Pcter-Wilhcliii-Müllcrsliftung
in Franksurt a. M. hat den Ehrenpreis von 9VUU Mark nebst
der goldenen Stiftungsmedaille für höchste Leistungen auf
dem Gebiete der Malerei währsnd der letzten sünfzehn Jahre
dem Professor Adolf Menzel zuerkannt. Die von dem
Stiftungsrat zugezogenen Preisrichter waren Andreas Achen-
bach, Hermann Baisch und Anton von Werner. Dis Stif-
tung wird sortan alle drei Jahre einen solchen Preis nebst
Medaille verleihen und zwar abwschselnd sür Malerei, Bild-
hauerei, Dichtkunst, Musik, philosophischs, historische. und
naturwissenschaftliche höchste Leistungen. Äutzer Angehöri-
gen des deutschen Reiches können auch Deutsch-Österreicher
und Deutsch-Schweizer bedacht werden. Bewerbungen um den
Preis finden nicht statt.

j)ersonalnachrichten.

X. — vr. Albert Erbstein wurde unter Enthebung von
seinem Amte als Dirsktor dss königl. Münzkabinetts zum
Direktor dss königl. historischen Museums sowie der königl.
Porzellan- und Gesäßsammlung in Dresden ernannt und die
Verwaltung des königl. Münzkabinetts dsm Direktor des
Grünen Gewölbss Dr. Julius Erbstein übertragen.

Vermischte Nachrichten.

I-s. Das Trcppeiihaus des BerliiicrKimstgewerbcmuseuiiis,
welches bisher in seiner völligen Farblosigkeit gegen den
schönen, farbig gehaltenen Lichthof nicht angenehm kontra-
stirte, hat soeben einen prächtigen, farbigen keramischen
Schmuck erhalten, dessen Aufstellung — gleich bei der Er-
bauung des Museums projektirt - sich erst jetzt ermöglichen
ließ. Derselbe besteht einerseits in der Fliesenbekleidung der
Treppenwangen und der Wände des Podestes bis zur Höhe
der Fenster, anderenteils in der reichen architektonischen Um-
rahmung von vier großen, am Fuße dieser Treppe belegenen
Thüren. Beide Arbeiten sind aus den Fabriken der Firma
Villeroy L Boch hervorgegangen und wertvolle Geschenke
derselben an das Kunstgewerbemuseum. Die in ganz flachem
Relief gehaltenen glasirten Fliesen der Wandbekleidungen —
ein Erzeugnis der bekannten Mettlacher Mosaikfabrik —
zeigen ein auch in seinen Farbsn reich und wirkungsvoll ge-
haltenes stilisirtes Pflanzenornament in zwei verschiedenen
Mustern sür die Treppenwangen und für die Langseite des
Podestes, wslche letztere durch zwei brsits tiefgrüne Streifen
gegliedert ist. Eine Arbeit von ganz hervorragender Be-
deutung sind die in der Terrakottafabrik Merzig nach Ent-
würfen der Erbauer des Museums Gropius >L Schmieden
und nach Modellen des Bildhauers Otto Lessing ausge-
führten Umrahmungen der nahezu ll m hohen Thüren und
ihrer gegen 7U oui tiefen Leibungen. Die Umrahmungen
smd in weißer, glasirter Terrakotta ausgeführt, mit Scharf-
feuerglasuren sarbig dekorirt und zeigen verschlungsn durch
Bändor verknüpfte Blattornamente in starkem Relief. Die
Leibungen sind mit reichen, lockeren, durch Bänder gehaltenen
Festons von Blumen und Früchten in noch etwas höherem
Relief geschmückt, welche mehrfach durch Cartouchen unter-
brochen werden. Zwei diessr Thüren sind nach oben mit
einem horizontalsn, reich gegliederten und brsit ausladenden
Gesims abgeschlossen, dis beiden anderen, dicht neben der
Treppe und in gleicher Flucht mit ihr gelegenen tragen über
dissem Gesims noch hohe, im Halbrund geschlossene Sopra-
porten mit krönenden Akroterien. Diess Aussätze sind mit
dichten Frucht- und Blätterkrünzen umrahmt, innerhalb deren
je zwsi fast völlig frei und für jede Thür besonders modellirte
Putten ein von einem vollsn Kranze umrahmtes Wappenschild
halten. Die nach der technischen wie nach der künstlerischen
Seite glsich schwisrige Aufgabs der Herstellung dieser hoch-
bedeutenden Arbeit ist in ihrer weitberühmten Fabrikations-
stätte auf das glücklichste und mit allen Feinheiten gelöst
worden. Die technischen Schwierigkeiten lagen in der Be-
wültigung so großer und komplizirter Massen — die beiden
Stücks, aus denen jede Sopraporte zusammengesetzt ist,
wiegen allein je über füns Centner! — durch das Brennen,
ohne daß sich dieselben im Ofen verziehen und werfen, so-
wie in der Wahl der gseigneten Glasuren. Letztere sind mit
einer unbedeutenden Ausnahme durchsichtig, also echte farbige
Emails, die sich von dem weißen Untergrunde in allen
ihren sorglichst abgetönten Nllancen klar und spiegelnd ab-
heben. Kllnstlerisch bestand die zu überwältigeude Schwierig-
keit darin, die sarbige Gesamtwirkung der in den Um-
gebungen herrschenden Farbenstimmung anzupassen und die
Farben unter einander harmonisch abzutönen. Es erforderte
dies ungemein zahlrciche und mühsame Proben und Versuche
der verschiedenstsn Art, deren erfreuliches Resultat nber auch
nun in dem vollkommenen Gelingen der Arbeit vorliegt; noch
augenfälliger wird dasselbs in die Erscheinung treten, wenn
erst die an die Thüren grenzenden Wandflächen, welche im
Augenblick noch die bisher dem gesamten Treppenhause
eigene Farblosigksit zeigen, eine seinem neuen Schmucke an-
gemessene Färbung erhalten haben werden. Diese ersten
Versuche dekorativer emaillirter Thonreliefs in der Art der
Robbiaarbeiten aus einer deutschen Fabrik dürfen als
 
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