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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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Rosenberg, Adolf: Konkurrenz für ein Lutherdenkmal in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.5792#0018

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2s. Iahrgang.

Nr. 2.

Aunstchronik

l 885'86. ' » 22. Oktober.

Wochenschrift sür Aunst und Aunstgewerbe.

Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Runstgewerbevereine.

k^erausgeber:

Larl v. kützow uud Arthur j)abst

wien Berlin, VV.

Lxpedition:

Leixzig: L. A. Seemann, Gartenstr. z5. Berlin: w. ks. Uühl, Jägerstr. 72.



Aonkurrenz für ein Lutherdenkinal in Berlin.

Aus das im Januar erlassene Konkurrenzaus-
schreiben zur Erlangung eines Entwurfes für ein
Lutherdenkmal in Berlin sind siebenundvierzig Entwürfe
eingegangen, welche im Uhrsaale der Berliner Kunst-
akademie und zwei angrenzenden Räumen zur Aus-
stellung gelangt sind. Da die Einladung des Komitees
„an alle deutschen Bildhauer" gerichtet worden war,
wird man das Ergebnis im allgcmeinen kaum als ein
erfreuliches bezeichnen können, wennglcich die Preis-
richter im besonderen Ursache haben mit der mäßigen
Zahl der ihrem Urtcil unterbreiteten Arbeiten zufrie-
den zu sein. Die von uns oft genug an dieser Stelle
verteidigte Ansicht, daß die Konkurrenzen ganz ver-
werflich vder doch einer Umgestaltung dringend bedürs-
tig sind, scheint mehr und mehr von weiteren Kreisen
geteilt zu werden. Der Aussall der Konkurrenz um
das Reichsgerichtsgebäude in Leipzig hat alles, was
kiinstlerisches Gefühl besitzt, so arg verletzt, daß selbst
die leidenschaftlichsten Konkurrenzfreunde stutzig gewor-
den sind. Auch das Ergebnis der Konkurrenz um die
Humboldtdenkmäler war noch in frischer Erinnerung,
um abkühlend zu wirken. Diese letztere Konkurrenz ist
in der Geschichte des Konkurrenzwesens noch insofern
merkwürdig, als sie den Anlaß gegeben hat, sür alle
Vvm Staate ausgeschriebenen und von seinen Beamten
zu beurteilenden Wettkämpfe die Mit- und Einwirkung
der Öffentlichkeit auszuschließen. Die Thüren des
Ausstellungsraumes werden immer erst geöffnet, nach-
dem die Jury ihr llrteil gesprochen hat.

Das Komitee für das Lutherdenkmal hat sich diesen
Grad von Unfehlbarkeit nicht zugetraut. Das Urteil
soll erst gefällt werden, nachdem die Ausstellung zwei
Wochen lang offen gewesen ist, und man hat es sich
vorgenommen, die öffentlich in der Presse laut werden-
den Stimmen sorgfältig zu prüsen. Das gereicht dem
Komitee nur zur Ehre, ebenso wie die Ausgabe eines
Katalogs, in welchem man neben der Beschreibung der
einzelnen Skizzen, soweit sich eine solche ermöglichen ließ,
sreien Raum sür Notizen gelassen hat, ein bei Konkur-
renzen Lußerst seltener Fall! Nur insofern hat das
Komitee etwas Kritik geübt, indem es die relativ besten
oder doch nach einer Richtung hin beachtenswerten
Entwürfe in dem Hauptraum vereinigt, also die Spreu
etwas von dem Weizen geschieden hat. Wenn man
diese Entwürfe — es kommen etwa zehn in Betracht
— für sich allein ins Auge faßt, kann man mit dem
künstlerischen Ergebnis der Konkurrenz wohl zufrieden
sein. Jst auch kein originaler Gedanke, keine eigen-
tümliche Konzeption zu sinden, so sehlt es doch nicht
an dem Ausdruck der Monumentalität und an dem
richtigen Gefühl für spezifisch plastische Gestaltung.
Diese Entwürfe, die voraussichtlich zur engeren Wahl
kommen werden, zeigen auch durchweg, daß ihre Ur-
heber von dem Ernste der Ausgabe erfüllt waren, und
den letzteren gerade vermißt man an der Mehrzahl
der übrigen Entwürfe, welche in die an den Uhrsaal
anstoßenden Seitenräume verwiesen worden sind. Es
verlohnt sich nicht der Mühe, von diesen grotesken
Ausgeburten zuchtloser Phantafie Notiz zu nehmen.
Wir können nnr unser Bedauern darüber nicht zurück-
 
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