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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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Voss, Georg: Die deutsche Kunst auf der Weltausstellung zu Antwerpen, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5792#0026

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2s. Iahrgang.

Nr. 3.

Aunstchronik

s885'86. ' ^ 29. Gktober.

Mochenschrifl für Aunst und Runstgewerbe.

Ankündignngsblatt des Verbandes der deutschen Lunstgewerbevereine.

Herausgebcr:

Larl v. kntzow und Arthur j)abst

Wien Berlin, ^V.

Thkrestcnnimgasse 25. Aurfürstenstraße 3.

Lrpedition:

Leipzig: L. A. Seemann, Gartenstr. s5. Berlin: W. ks. Aühl, Iägerstr. 72.



Die dentsche Aunst auf der N)eltausstellung ;u

Autwerpen.

(Fortsetzung.)

Die schwächste Seite dcr dcutschen Ausstellung zeigt ^
sich im Historienbilde. Allerdings war bei dem geringen
Raum, den das Komitee der dcutschen Kuustgenossenschaft
noch für uusere Abteilung bcwilligt erhalten konnte, die
Ausstellung großer, in monumenlalem Maßstabe ge-
haltener Geschichtsbildcr, wic sie in Preußen namentlich
im Auftrage des Ministers in dcn letzten Jahren in be-
trächtlicher Menge ansgesiihrt wordcn sind, von vorn-
herein ausgeschlossen. Vielleicht zum Vorteil der deut-
schen Kunst, denn wer möchte hier die kolossalen bunten
Bilder eines Thumann neben den Schöpfungen Bou-
gucreau's oder selbst neben deneu eines Nicaise de Keyser
weniqe Schritte bei einander sehen? Deutschland ist
uun einmal im großen Historienbilde mit wenigen Aus-
nahmen zurückgegangen. Nur Frankreich hat seine altc
Höhe bis heute behauptet. Die jetzt halb vollendete
Ausmalung des Pantheon liefert den sichersten Beweis
dafür. Das alte Dogma von dem innigen Zusammen-
hange der politischen Größe cines Volkes mit der Höhe
seiner künstlerischen Leistungen bekommt überhaupt eine
eigentümliche Jllustration, wenn man die glänzenden
Schlachtengemälde, in denen die Franzosen den großen
Krieg der Jahre 1870 und 71 schildern, mit nnseren
moderncn preußischen Soldatenbildern vergleicht. Das
einzigc dentsche Historicnbild ist hier — mit Ausnahmc
der Gemälde kirchlichen Jnhaltes, die doch unter wesent-
lich anderem Gesichtspunkte betrachtet werden wollen —

Wilhelm Riefstahls bekanntes Werk „Glaubensboten
in den rhätischen Alpen", das an dieser Stelle in dem
Bericht über die vorjährige Berliner Kunstausstellnng
bereits besprocheu ist. Das historische Staffeleibild
kleineren Maßstabes, wie es bei uns namentlich von
Wilhelm Räuber, Adamo und anderen gepflegt wird,
hat leider keiue Vcrtretung gesundeu. Die hier aus-
gestellten Gemälde im Kostüm vergangener Jahr-
hunderte schildern Genrescenen, aus dereu zumeist auch
schlecht gemaltem historischen Flitterkram dcr moderne
Modellbursche an allen Eckeu herausschaut. Nament-
lich die Berliner Schule, welche der Mode des Tages
folgend und wesenllich aus dekorativen Absichten Treff-
liches anf dem Gebiete des Genrebildes im Renaissance-
kostüm lcistet, ist recht unvollständig vertreten. Aller-
dings briugt Berlin Karl Beckers viel bewunderte
Schöpfung „Othello erzählt Desdemona und Brabantio
Vvu seinen Abcnteuern". Aber je mehr hier wiederum
die Farbenschönheit nnd der tiefe Jnhalt des Gemäldes
hervortritt, desto empsindlicher zeigt sich die Schwäche
der übrigen. Nathanael Sichel bringt eine seiner mit
abstvßender Routine gemalten orientalischen Frauen-
gestalten, die in Berlin allerdings stets der Bewunde-
rung dcr Menge sicher sind. Jean LulvLs bringt ein
kleines Konversationsbild im Rococokostüm und damit
I ist die Beteiligung der Reichshauptstadt auf diesem Ge-
biete erschvpst. Reichhaltiger ist dasMünchener Kostüm-
bild vertreten. Von Wilhelm RLuber sehen wir ein
treffliches Reiterstück aus der Zeit des dreißigjährigen
! Krieges. Ein Trupp schwedischer Reiter trifft einen
! auf einem Esel des Weges einherreitenden Mönch, dem
 
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