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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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Konkurrenzen. — Sannnlungen und Ausstellungen.

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Aonkurrenzen.

8n. Dic Konkurrenz für ein neues llurversitätsbil'liothcks-
gebändc in Lcipzig hatte Bewerber auf den Platz gesührt.
Der erste Preis ist mit 40VN Mk. dem Leipziger Architekten
Arwed Rohbach zugefallen. der zweite dein Architekten
Seeling in Berlin (300(1 Mk.), der dritte (1300 Mk.) dein
Architekt'en Hannemann in Leipzig.

O Die Entscheidung der Iuri) in der Konknrrenz uin
das Lntherdenkinal für Beilin ist dahin gefallen, daß der erste
Preis iin Betrage von 5000 Mk. deni Bildhauer Prof. Paul
Otto aus Berlin, z. Z. in Rom (Motto: 93—58) zuerkannt
worden ist. Den zweitsn Preis iin Betrage von 3000 Mk.
erhielt Bildhauer Karl Hilgers in Charlottenburg (Motto:
Paulus) nnd den dritten (2000 Mk) Bildhauer Bernhard
Römer in Berlin (Motto: Jch hab's gewagt). Mit je
1000 Mk. Honorar wurden prämiirt dis Entwürfe des Prof.
Erdman» Encke in Berlin (Brunn alles Heils) und des
Prof. Voltz in Karlsruhe (Motto: In silsntio st sxs).
Außerdem beschloß das Preisgericht, die Leiden Entwürfe
„Mit Gott und „Jhr werdet die Wahrheit erkennen"
dem Komitee zum Ankauf zu empfehlen. Der Spruch des
Preisgerichts wird durch ein ausführliches kritisches Referat
motivirt werden, dessen Redaktion Geheimrat Jordan über-
nommen hat.

0. Lk. Aus der Konkuirenz für das Gabelsberger-Denk-
mal in München ist Prof. Syrius Eberle als Sieger
hervorgegangen und das von ihm eingereichte Modell zur
Ausführung bestimmt. Drei weitere Modelle von den
Bildhauern Bernausr, Rümann und v. Kramer wur-
den von dem Komitee um den Preis von je 000 Mark an-
gekauft.

5ammlungen und Ausstellungen.

n — Krefeld. Knnst- und kunstgewerbliche Aus-
stellnng. Während die allgemeine aufsteigends kunstgewerb-
liche Bewegung unserer Zeit von den großen rheinischen
Städten nur in Köln bisher noch nicht in der Begrllndung
eines den Bestrebungen des Kunstgewerbes gewidmeten
Museums zu Tage getreten ist, besitzt Düsseldorf ein solches
bereits ssit Jahren und neuerdings ist auch Krefeld durch
die Jnitiative intelligenter und wohlhabender Bürger rüstig
nach dieser Richtung vorgegangen. Schon vor mehreren
Jahren hat sich der „Krefelder Museumsverein" gebildet,
welcher sich durch die überaus großen Schwierigkeiten nicht
abschrecken ließ, mit denen es heute verknüpft ist, eine kunst-
gewerbliche Sammlung zusammen zu bringen, sondern mutig
die Hand ans Werk legte. Er begann seine Thätigkeit vor
ungsfähr zwei Jahren mit einer Ausstellung von Gemälden
aus privatem Besitz, durch welche er die Aufmerksamkeit
weiterer Kreise rege machte. Nach dieser Zeit geriet die Be-
wegung äußerlich wieder ein wenig ins Stocken, was wohl zum
Teil an der sür den Beginn eines derartigen fchwierigen
Unternehmens etwas zu schwersälligen Organisation seiner
Verwaltung lag. Einzelne Mitglieder derselben gingen aber
nm so energischer in der Förderung der Vereinszwecke vor:
sie erwirkten zunächst von dcr Stadt die Einräumung eines
unbenutzten Schulgebäudes auf unbestimmte Zeit, begannen
dann ihre eifrigen Bemühungen bei Privatleuten, Händlern,
Fabrikanten uiid nicht zuletzt bei der Regierung Jnteresse
für das Unternehmen zu erregen, und haben als das er-
freuliche Resultat ihrer rastlosen und mühevollen Thätigkeit
die nunmehr vor kurzem erfolgte Eröffnung einer Äus-
stellung von Gemälden und kunstgewerblichen Gegenständen
verschiedener Zeiten und Völker zu verzeichnen. Die Gemälde-
ausstellung soll eine permanente, mit Ankauf und Verlosung
verbundene werden. Die kunstgewerbliche Ausstellung setzt
sich neben dem bereits vorhandenen geringen eigenen Besitz
des Vereins aus Leihgaben von Privatsn sowie von be-
deutenden Firmen der betresfenden Fächer zusammen, und
hat schließlich noch, wohl als ihre wertvollste Bereicherung,
eine bedeutende Kollektion von Gegenständen aus den Be-
ständen des königlichen Kunstgewerbemuseums in Berlin er-
halten. Von dieser, sowie von den übrigen Leihgaben ist
es nur zu hosfen, daß sie recht lange Zeit hindurch ihre an-

regende und sördernde Wirksamkeit üben können. Kaum ein
Zweig des Kunstgewerbes dürfte in der Ausstellung ganz
unvertreten sein — die hauptsächlichsten sind es mit mehr
oder minder großer Vollständigkeit. Namentlich die Erzeug-
nisse der Töpferei sind in sehr reicher Auswahl vorhanden
und finden sich durch alle Stockwerke des Ausstellungs-
gebäudes verteilt. Sie umfassen von der unglasirten Urne
an alles bis zum prunkvollen Rococoporzellan und den Pro-
dukten der neuesten Zeit; neben dem rheinischen Steinzeug
von Raeren, Siegburg u. s. w. findet sich die italienische
und spanisch - maiirische Majolika, sowie schöne moderne
schwedische Faiencen. Sehr interessant sind Bauernschüsseln
aus der Gegend von Hüls und St. Tönis, ein rotcr Thon
mit dicker Glasur und Email und mit sehr gut gezeichneten
Figuren sowie mit Jnschriften, eine davon aus dem Jahre
1064. Jm Erdgeschoß befinden sich hauptsächlich Holz-
schnitzercien und Ärbeiten in Schmiedeeisen; untcr den erstc-
ren ist ein im Besitze des Museums befindliches, sehr schön
geschnitztes Bauernbett hervorragend, ferner unter einer
grotzen Zahl von Truhen, die im Kreise Mörs bis um die
Mitte unseres Jahrhunderts hergestellt wurden, eine gotische
und eine solche von 1705 mit reichem Eisenbeschlag;
Rahmen, Füllungen u. dergl. m. sind ebenfalls in reicher
Anzahl vertreten. Jm ersten Stock sind namenllich orienta-
lische Produkte in ebenso reicher wie vortrefflicher Auswahl
und aus allen Gebieten'der dortigen Kunstfertigkeit aus-
gestellt, welche von den ersten Jmporthäusern hergeliehen
sind. Ein Raum dieses Stockwerks ist für die permanenle
Kunstausstellung und ein anderer für Gipsabgüsse bestimmt.
Sehr vorzüglich sind auch die Ausstellungen verschiedener
Berliner und Frankfurter Kunstschlosser im zweiten Stock,
bei deren Arbeiten das Deltametall vielfach eine reizvolle
Anivsndung gefunden hat. Des weiteren enthält dies Stock-
wsrk noch die Äusstellung der Ehrenfelder und Petersdorfer
Glasindustrie, während die Treppen und Gänge des Ge-
bäudes mit Teppichen, Tierfellen und ähnlichen Dekorations-
stücken geschmückt sind. Neben der wertvollen Kollektion von
Geweben, welche Krefeld bsreits in seiner Webeschule besitzt,
ist also hier eine zweite Samnilung zu Nutz und Frommen
des Kunstgewerbes angebahnt; es ist derselben nur ein
ferneres fröhliches Gedeihen zu wünschen, wofür alle VorauS-
fetzungen vorhanden zu sein scheinen.

'I'. Kunstausstellung in Hclsingfors. Vom 1. August bis
4. Oktober fand in der Hauptstadt von Finnland eine finnische
Kunstausstellung statt, welche auf dem Gebiete der Ärchitek-
tur, Skulptur und Malerei während der letzten zehn Jahre
entstandene Werke enthielt. Die Zahl der Ausstellsr belief
sich auf 79, und der Katalog, welcher mit 3l autographi-
fchen Zeichnungen illustrirt ist, umfaßt 307 Nummern, von
welchen 198 auf Malersi, 47 auf Skulptur und <>2 aus Archi-
tektur entfallen. Beim Beurteilen dieser Ziffern ist die
Jugend der finnischen Kunst — erreicht doch die Malerei, als
der älteste der auf der Ausstellung vertretsnen Kunstzweige,
kaum ein Alter von sünfzig Jahren — sowie auch die
Armut des Landes und die geringe Bevölkerung (2 Millionen
auf einem Umkreise, weit größer als die britifchen Jnseln
zusammen) zu beachten. Medaillen (Gold-) wurdcn zuerteilt,
unter den Archikten: F. A. Sjoström (gestorben am Tage
der Eröffnung der Ausstellung) und Th. Hoijer (beide
Schüler F. W. Scholanders in Stockholm), unter dcn Bild-
hauern: W. Runsberg und I. Takanen (beide Schüler der
Akademie in Kopenhagen; Takanen gestorben in Rom am
30. Septbr. d. I.). Unter den Malern: A. Ddelselt
(studirte an der Akademie in Antwerpen und Aeols äos
deaux-arts in Paris unter Gsröme; srhielt die Gold-
medaillen dritter und zweiter Klasse der Salons in Paris
1880 und 1882), B. Lindholm, Landschaftsmaler (studirte
bei H. Gude in Düffeldorf und Karlsruhe), Hj. Munster-
hjelm, Landschaftsmaler (studirteinDüsseldorf bei A. Müller,
Osw. Achenbach und H. Gude), G. Berndtson (studirte
an der Leols äes beÄNx-nrt-s in Paris unter Gerome),
V. Westerholm, Landschaftsmaler (studirte an der Akade-
mie in Düsseldors) und A. von Becker (studirte bei Cou-
ture, Hvbert und Bonnat in Paris). Die Ausstellung wurde
Anfang August von dem Kaiser Alexander, Großfürsten von
Finnland, auf seiner Reise durch Finnland besucht.
 
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