Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5792#0065

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
117

118

Konkmrenzen. — Kunstl und Gewerbsvereine. — Vermischte Nachrichten.

czewesen zu sein scheint. Obgleich imr ein geringer Teil auf-
gedeckt worden ist, wurde doch festgestellt, daß der Bau, nach
den kleinen Säulen zu urteilen, welche die Gewölbe tragen,
etwa im l l. Iahrhundert cntstanden ist.

b'z'. Raffaels Horcn. Über dis ursprüngliche Stelle
dieser nur aus Kupferstichen, die von französischen Künstlern
in den Iahren 1803 bis 1806 ausgeführt wurden, bekannten,
dem Raffael zugeschriebenen Kompositionen der zwölf Tages-
und Nachtstunden bringt die 6llrouigus äes ^rts eine
Notiz, wonach aus einem Stich von Montagnani, welcher die
Gewölbedekoration des Saales der Garden iin Appartamento
Borgia des Vätikan darstellt, erhellt, daß die erwähnten
Kompositionen einst an der oberen Partie des Gewölbes in
den beiden läugeren Seiten eines länglichen Vierecks zu je
sechü neben einander disponirt waren. Die ganze Decken-
malerei hat seit langem einer unbedeutenden neueren Deko-
ration Platz machen müssen.

Aonkurrenzen.

8u. Für den Ncubau dcs Vcrcinshauscs dcr dcutschcn
Buchhändlcr in iicipzig war eine Konkurrenz unter dcn Archi-
tekten C.Weichardt in Leipzig, Hans Grisebacki in Berlin,
Kayser L v. Großheim ebenda, Eisenlohr L Weigle
in Stuttgart und Haubenrisser in München ausgeschrieben.
Das am 17. November zusammengetretene Preisgericht, aus
drei Architekten, Hofbaudirektor v. Egle, Baurat Ende, Bau-
direktor Licht, und vier Buchhändlern gebildet, hat den Preis
von 2500 Mark den Architekten Kayser <L v. Großheim zu-
erkannt. Die Konkurrenzpläne sind gegenwärtig aus der
Buchhändlerbörse in Leipzig ausgestellt. Bei den mannig-
fachen Bedürfnissen, denen der Bau genügen ioll, war die
Aufgabe eine ebenso interessante wie schwierige. Das Pro-
gramm stellte es den Konkurrenten frei, das Gebäude, welches
außer verschiedenen größeren und kleineren Versammlungs-
sälen auch Ausstellungsgalerien, eine Restauration,
eine Anzahl für geschäftliche Zwecke bestimmter Räume rc.
unterzubringen hat, als geschlossenes Ganze oder als
Gruppenbau zu entwerfen. Von der letzteren Alternative
hatten die beiden Berliner Konkurrenten Gebrauch gemacht
und den für die malerische Gruppirung der Bauteile vor-
zugsweise geeigneten Stil der beutschen Renaissance an-
gewendet. Denselben Stil und dieselbe Tendenz, nämlich
dem Gebäude den Charakter eines Gildenhauses zu verleihen,
weist auch der Münchener Plan auf, dessen Fassade lebhast
an das Bremer Rathaus erinnert, dessen Grundrißdisposition
aber keine glückliche Lösung der Aufgabe bekundet. An dem
gleichen Mangel leidet das in italienischer Renaissance ge-
haltene Leipziger Projekt, das wie jenes eine unverhältnis-
mäßig große Grundfläche in Anspruch nimmt. Eine wohl-
durchdachte, klare und übersichtliche Anordnung der Räum-
lichkeiten zeichnet das Projekt von Eisenlohr <L Weigle aus,
dessenschlichterAufbau imStile der italienischenHochrenaissance
einen entschieden monumentalen Charakter trägt, aber wohl
mehr an ein Museum als an ein Genosssnschaftshaus denkeu
läßt. Von dem Preisgericht konnten unter diesen Umständen
und in Anbetracht der ökonomischen Vorschriften des Pro-
gramms, welches die Bausumme auf 700 000 Mark ansetzt,
außer dem letztgenannten nur die beiden Berliner Projekte
in näheren Betracht gezogen werdsn. Für den preisgekrönten
Entwurf war hauptsächlich die Erwägung ausschlaggebend,
daß die Gesamtanordnung das Bauterrain in der zweckdien-
lichsten Weise ausnutzt und einen etwaigen Erweiterungsbau
ohne Schwierigkeit zuläßt.

Aunst- und Gewerbevereine.

U. — Berlin. Der „Deutsche Graveurverein" feierte
vor kurzem sein zehnjähriges Stiftungsfest. Jns Leben ge-
rufen zu einer Zeit, als die ersten Regungen zur Neubelebung
des deutschen Kunstgswerbes sich bemerkbar machten, hat der
Verein durch die umsichtigs Leitung ssines Vorstandes und
die Strebsamkeit seiner Mitglieder von Jahr zu Jahr größere
Fortschritte gemacht; ihm ist der Aufschwung zu verdanken,
den die Gravirkunst in Berlin seither genommen hat. Der
Verein zählt heute 125 Mitglieder, sowie eine Anzahl Ehren-
initglieder. Besondere Anerkennung verdient das von dem
Verein herausgegebene Fachblatt, welches, reicher ausgestattet,

als die Zeitschriften mancher andcrer größercr Vereinc,
alljährlich eine Reihs vortrefflicher Abbildungcn in Lichtdruck
und Lithographie bringt. Von dieser Zeitschrift „Deutsche
Grnveurzeituug" liegen jetzt 0 Bände komplet vor. Mit dem
Stiftungsfeste fiel das Jubiläum des Hosgraveurs R. Otto
als zehnjührigen Vorsitzenden des Vereins zusammen; seine
Verdienste um die Entwickelung deS Vereins wurden, außer
durch die Ernennung zum Ehrenmitglisde, durch Uberreichung
einer von den Hofgoldschmieden Sy L Wagner ausgeflihr-
ten silbernen Figur anerkannt.

8 -IV. AuS Hannover. Die letzte Geueralversamm-
lung des hiesigen Kunstvereins hat sehr erfreuliche Resul-
tate crgeben. Von den auf der letzten Kunstausstellung
kFebruar, März d. I.) eingelieferten 8l1 Kunstwerkeil
sind 56 Bilder zur Gesamtsumme von 47 756 Mark von
Privaten und für die Verlosung angekaust. Der Reserve-
fonds ist auf ca. 45 000 Mark angewachsen. Die Mitglieder-
zahl hat sich um 842 neueingelretene Personcn vermehrt, so
daß der Kunstverein jetzt 3044 Mitglieder ztthlt. Als Prämie
für die Aktionäre ist das Prachtwerk „Schillers Glocke",
illustrirt von Prof. Liezen-Mayer in München zur Ver-
teilung gelangt. Als nächstjährige Prämie ist ein Albumder
Kasseler Galerie, bestehend aus 21 Blatt Radirungen von
W. Unger (Verlag von E. A. Seemann in Leipzig) be-
stimmt. — Bei der so erfreulichen Hebung des Kunstversins
kann die Beschickung der nächsten Ausstellung, welche am
24. Febr. k. I. beginnt, nur empfohlen werden. — Die Ein-
räumung der sequestrirten Kunstschätze des vormaligen Königs
von Hannover in den an das vorhandene Muscum angebauten
Flügel wird im nächsten Frühling erfolgen.

Vermischte Nachrichten.

Von dcm mnlcrischcn Schmuckc dcs ncucn Wicncr
Rathauses ist seit kurzem ein beträchtlicher in sich abge-
schlossener Teil vollendet. Der Historienmaler Ludwig Mayer
hat in der Zeit von Mai bis August d. I. auf der Galerie
der einen Langseite dcs GemeinderatssaaleS eine Reihe von
Fresken ausgesiihrt. Es sind sieben im Spitzbogen abge-
schlossene Felder von 2,45 ni Höhe, deren Grundlinie 3,40 in
mißt. Die dargestellten Gegenstände sind folgende: 1) der
Handel; ein Jüngling, der auf Warenballen sitzt, wendet sich
gegen einen anderen, den „Verkehr", und weist auf die fort-
zuschaffenden Waren hin; 2) die Wohlthätigkeit; Brot und
Kleider werden an die Armen verteilt; 3) die Wissenschaft; zu
oberst die allegorische Figur der Theologis; im Vorder-
grunde die Jurisprudenz, Medizin und Philosophie; dieses
Bild ist mit dem Namen des Künstlers und der Jahreszahl
1885 bszeichnet; 4) die Erziehung; ein würdiger Lehrer vor
einem Bücherkasten zu oberst; eine Mutter, ihre Kinder unter-
weisend, unten im Vordergrunde; 5) die Künste; allegorische
Mädchengestalten mit charakteristischen Attributen; 6) die
GesundheitSpflege; in Anspielung auf die Hochquellenleitung
wird zu oberst 'eine Quellnymphe erblickt; im Vordergrunde
tummeln sich badende Kinder; 7) die Jndustrie; zu oberst
vor einem schmalen Vorhange die allegorische Figur; im
Vordsrgrunde links kräftige Knaben beim Schmiedehand-
werk, rechts Kinder am Webstuhl. Die aufgezählten Bil-
der sind von Mayer in ihrer Anordnung sehr glücklich den
gegebenen Verhältnissen angepaßt und machen durchaus
einen erfreulichen Eindruck. Der Künstler', der Führichs
und Kuppelwiesers strenge Zeichnung mit der Farbenfreude
Rahls zu vereinigen gewußt hat, bietet in seinen neuesten
Schöpfungen eine malerische Leistung, die der Bedeutung der
Architektur, für die sie bestiinmt ist, völlig entspricht. Die
Gemälde sind in echter Frescotechnik ausgeführt und zeichnen
sich besonders durch ein leuchtendes Kolorit auS. Der
Künstler hat in demselben Saale noch die Wandgemälde
für die Schmalseitcn und für eine Reihe von Bogenzwickeln
auSzuführen.

O Wicn. Die Hauptfigur des Maria-Theresienmonu-
mentes, mit deren Ausführung in Erz bekanntlich die k. k.
Gießerei von Röhlich und Pönninger betraut worden ist,
steht seit kurzein fertig zusaminengestellt und ciselirt in der
genannten Anstalt. Das riesige Werk, über desssn Entstehung
in Prof. Zumbusch' Atelier wir wiederholt kleine Vericht'e
geliefert haben, macht einen wahrhaft imposanten Eindruck.
Die Aufmauerung des Sockels ist bis zur Höhe der Plinthen
 
Annotationen