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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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Heft 8 (3. Dezember)
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Rosenberg, Adolf: Zum siebzigsten Geburtstage Adolf Menzels
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Vom Christmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.5792#0070

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127

Vom Christmarkt,

128

Maler Friedrichs des Großen, den wir den unsrigen
nennen dürfen.

Es war ihm beschieden, durch preußische Helden-
kraft, an deren Verherrlichung er selbst in trübster Zeit
mit unverdrossenem Mnte gearbeitet hat, das Jdeal
seiner Jugend verwirklicht zu sehen, und die Größe
des Vaterlandes wirkte so mächtig und begeisternd aus
ihn, daß der Fünfziger nach den Ereignissen dcs großen

Jahres noch einen neuen, kühnen Aufschwung nahm,
Möge es ihm beschieden sein, sich noch lange dieser
Kraft nnd uns durch sie zu erfreuen! Was ihm das
Geschick an Gunst, was ihm seine Zeitgcnossen an
Ehren erwiesen haben, hat Meister Menzel redlich
durch seine Arbeit, durch die Früchte einer unermüd-
lichen und auf immer höhere Ziele gerichteten Thätig-
keit crworben. Adolf Nosenberg,

eheimniswebend u.
vielgeschäftig ist
das Treiben, wel-
ches die ersten
weihnachtlichen
Empfindungcn in
uns erklingen läßt,
Es beginnt bereits
unter der Decke
des Alltagslebens
sich zu regen, um
mit wachsender
Spannkraft in
Wünschen und
Verlangen stetig
anzuschwellen, um
endlich, auf dem
Gipfel seiner
Macht anlangend,
heiliger Stille den Platz zu räumen. Auch auf dem
BLchermarkt ist's erwacht: schon sliegen seine Boten,
die Weihnachtskataloge durch das Land. Aber lange
vorher und weniger angenehm empfindet es der
in sein Museum gebannte Schriftsteller, Maler und
Zeichner, der, oft mehr dem vielseitigen Drängen
folgend als dem eigenen Triebe, sich eilen muß,
die letzte Hand ans Werk zu legen, Keine der
Gaben des Festes aber wirken so befreiend auf
unser Gemüt als diejenigen, welche unser ästhetisches
Wohlgefallen, die Freude am Schönen und Erhabenen
hervorrufen: als die Werke Ler Poesie und der Kunst.

Vom Lhristinarkt.
I,

„Das Leben ist nie schön, sondern nur die Bildcr des
Lebens sind cs, niimlich im bcrklärcndcn Spicqcl dcr
Kunst und der Poesie,"

Jndeni wir uns in ihre Jdee, in „die ewige Form",
versenken, oder, nach einem sinnvollen deutschcn Worte^
ganz in sie verlieren, daß es ist, als ob dcr Gegen-
stand allein da wäre, ohne jemand, der ihn wahr-
nimmt, und man nicht mehr den Anschaucnden von
der Anschauung zu trennen vermag, so gelangen wir
zu jener schmcrzlosen Gemütsverfassung, die schon die
Alten als das hvchstc Gut und als den Znstand dcr
Gvtter priesen. Jn diesem Sinne wollen wir unser
Motto verstanden wifsen: aus dem Leben, aus der
Natur tritt uns die Jdee nicht so leicht entgegen wie
aus dem Kunstwerke. Wer freilich, verwöhnt durch
das Überhandnehmen der Jllustrirungssucht, wie die
Phantasielosen, welche noch nicht zu der Erkenntnis
gelangt sind, daß die Werke der Kunst ihnen die Mittcl
bieten können, ihren Mangel möglichst zu ersetzen, wer
in den Bilderwerken nur blättert und in ihnen nur zer-
streuende „Augenblicksbilder" erkennt, der empfindet
das Schöne nur halb, noch weniger kennt er den Trost,
den die Kunst gewährt; denn ihres Geistes hat er
keincn Hauch vcrspürt,

„von ihr, die in das All gestellt
als Zeugnis einer bessern Welt,
für Augen, die vom Erdenlauf
getrost sich wenden zum Himmel aus."

Auch in diesem Jahre fehlt es auf dem Gebietc
der Kunst nicht an neuen Erscheinungen, die uns ganz
zu fesseln imstande sind und darum mit hoher Freude
begrüßt zu werden verdienen. Zuvor nehmen wir
 
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