211
Die Weihnachtsausstellung des Österreichischen Museums.
212
Gefäßen in spanisch-maurischem Stile hat Lobmeyr
ausgestellt, ferner mattblaue emaillirte Vasen und svlche
mit goldberänderten weißen, aus gelbbraunem Grunde
herausgeschliffenenReliefornamenten. Bakalowitzleistet
in farbigem Glase Trefsliches, auch die Formen sind
ausnehmend schvn. Graf Harrach hat ausschließlich
buntes Glas und gefällt sich in reicher Verwendung
heller Emailfarben auf braunem und grünem Grunde,
meist Nachahmungen deutscher Humpen und Gläser
des 16. und 17. Jahrhunderts. Unter den Gegen-
ständen, welche Stölzle brachte, fällt das Tafelservice
aus gesponnenem Glas in venetianischer Art snach Zeich-
nungen Storcks) am meisten in die Augen. Schreiber
L Neffen liefern u. a. eine Dessertgarnitur aus Guß-
glas mit sog. Brillantdesiin nach Art der englischen
Krystallgläser mit diamantirtem Schliff. Ullrich hat
einige hübsche Garnituren, von denen jene mit Mäan-
der und die mit einfachen Linienornamenten am besten
gefallen. Zitzmann erfreut mit Gefäßen aus gebla-
senem Glas in venetianischer Art, welche an Zier-
lichkeit und Anmut mit ihren Vorbildern wetteifern
können.
Neben Lobmeyr haben ini Vestibül, wie bereits
erwähnt, die Porzellanfabrikanten Stellmacher und
HaasL Czizek den Ehrenplatz eingenommen. Ersterer
findet sür den wohlthuend warmen Elfenbeinton seines
überaus schvnen Materials aufrichtige Bewunderung;
ebensoviel Anerkennung zollt das große Publikum den
Porzellanblumen Stellmachers, denen, man mag die
peinliche Nachahmung der Natur billigen oder nicht,
allerdings nachgerühmt werden muß, daß sie über-
raschend gearbeitet sind und die wunderbarste Täuschung
hervorrufen. Haas L Czizek bringen höchst schätzens-
werte Jmitativnen Alt-Meißener Muster; das Material
ist vorzüglich, die Blunien sind zart und duftig gemalt
und auch das Blau unter der Glasur ist wohl ge-
lungen. Poduschka hat prächtig emaillirte Porzellan-
vasen nach ostindischen Motiven, in Zeichnung wie
Farbe gleicherweise hervorragend. Porzellanmalereien
in Alt-Wiener Art haben Stadler sowie Rädler öc
Pilz, treffliche Majoliken die Damen Felgel und
Knebusch beigebracht, welche die von Kosch erfundenen
Emailfarben mit Glück und Geschick anzuwenden wissen.
Schöne Leistungen im Niello und in der Tauschi-
rung bietet, wie immer, C. Lustig. Seine im Auf-
trage des Obersthofmeisters (nach Zeichnung des Prof-
Herdtle) in Niellogoldmosaik ansgeführte Schreibgar-
nitur ist eine ausgezeichnete Arbeit; fast noch besser
gefällt uns das Kännchen mit Untersatzschale in Niello
mit inkrustirten Goldteilchen, in Form, Zeichnung und
Farbe ein vorzügliches Werk. Novaks Tauschirungen
sind gleichfalls der Anerkennung wert, auch seine Ätz-
arbeiten machen den besten Eindruck.
Auch an tresflichen Ciselirarbeiten ist kein Mangel.
Hervorgehoben zu werden verdienen die Kanne in
Messingbronze nach florentinischer Zeichnung von
Ozanna, wie Schreibzeug und Leuchter von Stanck.
C. Lux ist als tüchtiger Bronzearbeiter bekannt; anch
diesmal zeigt er eine Reihe schön modellirter und cise-
lirter Gegenstände, deren feine Behandlung der Ober-
fläche alle Anerkennung verdient. Sehr erfreulich sind
die Leistungen der „Ersten Produktiv-Gesellschaft
der Bronzearbeiter", ferner zu rühmen die Be-
leuchtungsapparate von Mauch u. Buchwald und
die schönen Messinggeräte von Samassa. Getriebene
Metallarbeiten meist sehr erfreulichcr Art bringen
Fellerer, Frank und Sobota, auch die Silber-
waren von Goldberger und Lackner, wie die ge-
treuen Nachbildungen alter Krüge und Teller in Zinn
von Erk wollen wir nicht unerwähnt lassen.
Die galvanoplastischen Arbeiten C. Bauers (u. a.
Kopien in Laxenburg befindlicher Reliefs von Moderno)
lasien ^ür die Zuknnft nach weit Besieres hoffen.
C. Haasbringt darin wiederAusgezeichnetes,so treffliche
Kopicn nach Schale und Kanne des Joh. Eustach v.
Westernach (17. Jahrh., deutscher OrdenSschatz), nach
einem Trinkhvrn in Form eines Drachens (16. Jahrh.,
Ambraser Sammlung), ferner Reliefs, Schließen u.a.m.
Auch die Textilindustrie ist gnt, zum Teil glän-
zend vertreten. Die Spitzen aus dem Erzgebirge, von
denen Bollarth eine reiche Auswahl bietet, dürfen sich,
dank der aneifernden Förderung von höchster Stelle,
den berühmteren Schwestern bereits ebenbürtig an die
Seite stellen. Besonders die nach Zeichnungen St orcks
für die Kronprinzessin, die Herzogin von Koburg-
Orleans, den Grafen Zichy u. a. angefertigten points
äo Vsniso und poinls ä'aiAnills gehören, was Anmut
der Zeichnung und meisterhafte Ausführung betrifft,
zu den besten ihres Genres. Auf dem Gebiele der
weiblichen Arbeiten erhält sich die vor Jahren be-
gonnene glückliche Reform, der Kreuzstich wird nur
mehr für ornamentale Verzierung, der Plattstich hin-
gegen mit richtigem Verständnis für bildliche Dar-
stellung und reichere Formen verwendet. Recht gut
ist wieder die altdeutsche Leinenstickerei vertreten. Viel
Anerkennung findet Stolz mit gewobenen, gold- und
silberdurchwirkten Decken und Schürzen siebenbürgischer
Hausindustrie, ebenso Thieben mit seinen reizenden,
prächtig dekorirenden Mousseline-Madras-Vorhängen.
I. Löwy bringt eine Kollektion schöner Helio-
gravüren und Photographien nach dem neuen ortho-
chromatischen Versahren, welches durch Beimischung
sog. optischer Sensibilisatoren zum Bromsilber dem
Helligkeitswerte jeder einzelnen Farbenspezies völlig
gerecht wird.
DieBuchbinderei istdurch Günther und Francke
Die Weihnachtsausstellung des Österreichischen Museums.
212
Gefäßen in spanisch-maurischem Stile hat Lobmeyr
ausgestellt, ferner mattblaue emaillirte Vasen und svlche
mit goldberänderten weißen, aus gelbbraunem Grunde
herausgeschliffenenReliefornamenten. Bakalowitzleistet
in farbigem Glase Trefsliches, auch die Formen sind
ausnehmend schvn. Graf Harrach hat ausschließlich
buntes Glas und gefällt sich in reicher Verwendung
heller Emailfarben auf braunem und grünem Grunde,
meist Nachahmungen deutscher Humpen und Gläser
des 16. und 17. Jahrhunderts. Unter den Gegen-
ständen, welche Stölzle brachte, fällt das Tafelservice
aus gesponnenem Glas in venetianischer Art snach Zeich-
nungen Storcks) am meisten in die Augen. Schreiber
L Neffen liefern u. a. eine Dessertgarnitur aus Guß-
glas mit sog. Brillantdesiin nach Art der englischen
Krystallgläser mit diamantirtem Schliff. Ullrich hat
einige hübsche Garnituren, von denen jene mit Mäan-
der und die mit einfachen Linienornamenten am besten
gefallen. Zitzmann erfreut mit Gefäßen aus gebla-
senem Glas in venetianischer Art, welche an Zier-
lichkeit und Anmut mit ihren Vorbildern wetteifern
können.
Neben Lobmeyr haben ini Vestibül, wie bereits
erwähnt, die Porzellanfabrikanten Stellmacher und
HaasL Czizek den Ehrenplatz eingenommen. Ersterer
findet sür den wohlthuend warmen Elfenbeinton seines
überaus schvnen Materials aufrichtige Bewunderung;
ebensoviel Anerkennung zollt das große Publikum den
Porzellanblumen Stellmachers, denen, man mag die
peinliche Nachahmung der Natur billigen oder nicht,
allerdings nachgerühmt werden muß, daß sie über-
raschend gearbeitet sind und die wunderbarste Täuschung
hervorrufen. Haas L Czizek bringen höchst schätzens-
werte Jmitativnen Alt-Meißener Muster; das Material
ist vorzüglich, die Blunien sind zart und duftig gemalt
und auch das Blau unter der Glasur ist wohl ge-
lungen. Poduschka hat prächtig emaillirte Porzellan-
vasen nach ostindischen Motiven, in Zeichnung wie
Farbe gleicherweise hervorragend. Porzellanmalereien
in Alt-Wiener Art haben Stadler sowie Rädler öc
Pilz, treffliche Majoliken die Damen Felgel und
Knebusch beigebracht, welche die von Kosch erfundenen
Emailfarben mit Glück und Geschick anzuwenden wissen.
Schöne Leistungen im Niello und in der Tauschi-
rung bietet, wie immer, C. Lustig. Seine im Auf-
trage des Obersthofmeisters (nach Zeichnung des Prof-
Herdtle) in Niellogoldmosaik ansgeführte Schreibgar-
nitur ist eine ausgezeichnete Arbeit; fast noch besser
gefällt uns das Kännchen mit Untersatzschale in Niello
mit inkrustirten Goldteilchen, in Form, Zeichnung und
Farbe ein vorzügliches Werk. Novaks Tauschirungen
sind gleichfalls der Anerkennung wert, auch seine Ätz-
arbeiten machen den besten Eindruck.
Auch an tresflichen Ciselirarbeiten ist kein Mangel.
Hervorgehoben zu werden verdienen die Kanne in
Messingbronze nach florentinischer Zeichnung von
Ozanna, wie Schreibzeug und Leuchter von Stanck.
C. Lux ist als tüchtiger Bronzearbeiter bekannt; anch
diesmal zeigt er eine Reihe schön modellirter und cise-
lirter Gegenstände, deren feine Behandlung der Ober-
fläche alle Anerkennung verdient. Sehr erfreulich sind
die Leistungen der „Ersten Produktiv-Gesellschaft
der Bronzearbeiter", ferner zu rühmen die Be-
leuchtungsapparate von Mauch u. Buchwald und
die schönen Messinggeräte von Samassa. Getriebene
Metallarbeiten meist sehr erfreulichcr Art bringen
Fellerer, Frank und Sobota, auch die Silber-
waren von Goldberger und Lackner, wie die ge-
treuen Nachbildungen alter Krüge und Teller in Zinn
von Erk wollen wir nicht unerwähnt lassen.
Die galvanoplastischen Arbeiten C. Bauers (u. a.
Kopien in Laxenburg befindlicher Reliefs von Moderno)
lasien ^ür die Zuknnft nach weit Besieres hoffen.
C. Haasbringt darin wiederAusgezeichnetes,so treffliche
Kopicn nach Schale und Kanne des Joh. Eustach v.
Westernach (17. Jahrh., deutscher OrdenSschatz), nach
einem Trinkhvrn in Form eines Drachens (16. Jahrh.,
Ambraser Sammlung), ferner Reliefs, Schließen u.a.m.
Auch die Textilindustrie ist gnt, zum Teil glän-
zend vertreten. Die Spitzen aus dem Erzgebirge, von
denen Bollarth eine reiche Auswahl bietet, dürfen sich,
dank der aneifernden Förderung von höchster Stelle,
den berühmteren Schwestern bereits ebenbürtig an die
Seite stellen. Besonders die nach Zeichnungen St orcks
für die Kronprinzessin, die Herzogin von Koburg-
Orleans, den Grafen Zichy u. a. angefertigten points
äo Vsniso und poinls ä'aiAnills gehören, was Anmut
der Zeichnung und meisterhafte Ausführung betrifft,
zu den besten ihres Genres. Auf dem Gebiele der
weiblichen Arbeiten erhält sich die vor Jahren be-
gonnene glückliche Reform, der Kreuzstich wird nur
mehr für ornamentale Verzierung, der Plattstich hin-
gegen mit richtigem Verständnis für bildliche Dar-
stellung und reichere Formen verwendet. Recht gut
ist wieder die altdeutsche Leinenstickerei vertreten. Viel
Anerkennung findet Stolz mit gewobenen, gold- und
silberdurchwirkten Decken und Schürzen siebenbürgischer
Hausindustrie, ebenso Thieben mit seinen reizenden,
prächtig dekorirenden Mousseline-Madras-Vorhängen.
I. Löwy bringt eine Kollektion schöner Helio-
gravüren und Photographien nach dem neuen ortho-
chromatischen Versahren, welches durch Beimischung
sog. optischer Sensibilisatoren zum Bromsilber dem
Helligkeitswerte jeder einzelnen Farbenspezies völlig
gerecht wird.
DieBuchbinderei istdurch Günther und Francke