Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5792#0123

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
233

Sammlungen und Ausstellungeiu

234

den Plänen der Architskten Hanck und Adam geschmückteu
Kunstgewsrbehalls in Anwesenheit des Königs, der Königin,
der Prinzen des kgl. Hauses und der maßgehenden höheren
Verwaltungsbeamten. Die Halle ist bald der Mittelpunkt
des Vereins geworden und hat bsreits im. ersten Jahre bei
sachgemäßen Abschreibungen einen klsinen Überschuß ergeben,
wobei zu beachten ist, daß eine Reihe Ausgabeposten, welchs
durch dis Nsueinrichtung geboten waren, im künftigen Jahre
wegfallen werden. Vorträge auswärtiger Rsdner und ein
Lesezirkel wird speziell den Mitgliedern zu gute kommen, die
sich auch zu geselligen Vergügungen zusammen fanden-' nach
außen hin konnts der Verein durch Unterstützungen von
Schülern der kgl. Kunstgewerbeschule und durch einen Zuschuß
zu der „Abendzeichenschule für Handwsrker" sein segensreiches
Wirken bethätigen. Jm Gegensatz zu anderen Versinen, die
Zeit und Krast in unnötiger Agitation zu eigene» Zwecken
vergeuden, hat der Drssdeuer Kunstverein es als erste Aufgabe
erachtet, im Verein mit dem kgl. Kunstgewerbemuseum und
in engster Fühlung mit dem Handwerkerstand zu arbeitsn.
Das Bestreben gelangt am deutlichsten in der durch Ver-
mittelung des Vereins von einzelnen Jndustriellen ausge-
schriebenen Konkurrenzen zum Ausdruck. Es wurden deren
18 aus den verschiedensten Gebieten der Kleinkunst ausge-
schrieben, bei deren Lösung sich in hervorragender Weise
frühsre sowohl als noch aktivs Schüler der kgl. Kunstge-
werbeschule mit Erfolg betäthigten. Dem Bericht ist ein
Verzeichnis der Mitgliedsr des Vereins angehängt, sowie ä
Lichtdrucktafeln beigegeben, welche hervorragende moderns
Arbeiten, eine Gruppe älterer und madernsr Gegenstände
aus dem Bereich des Kunstgewerbsmuseums wie eine Faience-
arbeit der Kunstgewerbehalle geben.

5ammlungen und Ausstellungen.

Il>1. — Berlin. Die vierzehnte SondcrauSstellung im
k-nigl. Kunstgewerbemuseum umfaßt eine sehr reiche Samm-
lung japanilcher Kunsterzeugnisse, aus dem Besitz dss ver-
storbenen Gönners des Museums Dr. Emil Riebeck. Die-
selbe wurde im Anfang dieses Jahres für vr. Riebeck in
Londou erworbsn und enthält im wesentlichen moderne Ar-
beiten, die meisten allerdings von einer Qualität, wie sie
nur äußerst selten in Deutschland iu den Handel kommt. Dis
Arbeiten vsrteilen sich auf alle Zweige der Technik: Bronzen
sind vorherrschend, darunter einige Stücke ersten Ranges, so
das große fast drei Meter hohe von drei Dämonen getragens
Räucherbecken, dessen durchbrochener Deckel stilisirte Wolken
darstellt, über denen ein Adler schwebt (abgebildet Kunst-
gewsrbeblatt II, S. 23), ein Werk, dessen Aufbau ganz euro-
päisches Formengefühl verrät, übrigens keine alte Arbeit,
wie früher irrtümlich angenommon, sondern von dem noch
heute in Tokio lebenden Künstler Kakö gegossen. Eine
andere Bronze von ähnlicher Größe zeigt spezifisch japani-
schen Aufbau und Komposition. Unter dsn Metallarbeiten
kleineren Umfanges finden sich eine Reihe Bronzen mit ein-
gelegter Arbeit in verschiedenem Material: farbigs Metalle,
Eisen, Perlmutter, die Muster in flachem Relief oder in der
Fläche singelsgt, äutzerst fein in Form und Farbe. Ein
überaus prächtiges Stück ist ein Metallrelief auf schwarzem
Lackgrund von ca. zwei Meter Breite und einem Mster Höhe:
ein Pfauenpaar in Blütensträuchen. Hier sind die feinen
Zweige, Blätter und einige Blumen in farbigen Lacken leicht
relisfirt auf den glänzend schwarzsn Grund aufgetragen; zahl-
reiche Blätter und die Mehrzahl der großen Blütenin gefärbter
Bronze, Gold oder Silber aufgelegt. Dies vsrfchiedensarbige
Material ist in wunderbarer Weise zusammengestimmt und
eine farbige Wirkung erreicht, wie wir sis nur selten an
japanischen Metallarbeiten gssehen haben. Die tauschirten
Cisenarbeiten von Komai in Kioto sind durch einige
Schüsseln vertreten, auch von den Bronzearbeiten von Ma-
nuaka in Iokohama, welche dem europäischen Geschmack schon
bedenkliche Konzessionen machen, sind sinige Exemplare vor-
handen. Keramische Produkte beschränksn sich im wesentlichen
auf Arbeiten aus Satsuma, darunter einige ältere Stücke;
die neueren Satsuma-Faiencen werden zum Teil bekanntlich
in Tokio in altertümslndem Stil ganz vortrefflich bemalt und
kommen als alt in den Handel. Besonders erwähnenswert
sind eine Anzahl frei modellirter Thonfiguren, die Gewänder
zum Teil emaillirt, überaus flott gearbeitst und von packen-

dsr Lebenswahrhsit. Weniger erfreulich sind die Faienceu
aus der Fabrik vou Tanzan in Kioto, welche schon durchaus
unter europäischem Einfluß stehen. Der Besitzer der Fabrik,
augenblicklich in Deutschland, teilte Referenten neulich mit,
daß er die alten Fabrikationsweissn gänzlich aufzugeben ge-
denke, um das Druckverfahrsn auf Faience in Japan ein-
zuführen! An eine Gruppe Elfenbeinschnitzereien, figürliche
als auch Geräte, letztere zum Teil mit Einlagen in anderem
Material, schließen sich Schnitzereien in Holz, Jntarsien,
Möbel u. a. Die Möbel sind durchaus sür europäischen
Gebrauch bestimmt: zierliche Schränkchen, auf welche die
Künstler oft ihr bestes Können verwendet haben. So gehört
ein Kabinett mit glatt polirtem Goldlack und den feinsten
Reliefeinlagen in Elfenbein, Koralle, Schildpatt, Perlmutter
und anderem Material zu den besten derartigen Arbeiten, die
uns vor Augen gekommen, ein Stiick, würdig des Zimmers
einer Fürstin. Von höchster Vollendung sind ein päar zwei-
teilige Schirme, zum Teil lackirt, zum Teil eingelegt, mit
Figuren resp. Tierdarstellungen. Auch hier siud die ver-
schiedensten Lackarten und mannigfaltigsten Einlagen mit einem
Raffinement zu' einer Wirkung versinigt, gegen welchs alle
Vsrsuchs europäischer Chromoplastik zu Schanden werden.
Um diese Schirme darf jede öffentliche Sammlung den Be-
sitzer beneiden. Einige wsnigs, aber vorzügliche Kästchen aus
Goldlack mögen zum Schluß noch als Belegstücke dafür an-
geführt werden, datz auch disse Kunst heute noch in Japan
in gleichsr Vollendung wie früher geübt wird, vorausgesetzt,
daß auch Käufer vorhanden sind, die zahlen. Das gilt übri-
gens von allen Künsten der Japaner, wenn vielleicht auch
nur noch für kurze Zeit.

DieGalerie desStädelschen Jnstituts zuFrankfurta/M.
hat jüngst zwei bedeutende Erwerbungen an Bildern älterer
Meister gemacht: den „Geographen" von Jan van der Meer
van Delst, aus dem Jahre 1669, ein gutes und tadelloS
erhaltenes Werk des seltenen Meisters, zuletzt in der Samm-
lung Boesch befindlich, sowis ein bisher nicht näher bekann-
tes Bildnis von van Dyck. Durch einen Stich von
Vischer, der auch das verscholleue Gegenstück, das Porträt
einsr Frau, gestochen hat, wird die Persönlichkeit fest-
gestellt als Hendrick de Voß. Die Auffassung ist eine sehr
anspruchslose und der Ton auffallend bräunlich, so daß auf
den ersten Blick Zweifel an der Autorschaft möglich sind. Bei
genauer Bstrachtung müssen sich diese jsdoch als irrtümlich
erweisen, da Zeichnung und Behandlung, Charakteristik und
Färbung für van Dyck bezeichnend sind und zwar aus der
ZeitseineszweitenAufenthalts inAntwerpen, kurz vorderüber-
siedelung nach England. Die Erhaltung des Bildes ist eine
gute. — Als Geschenk kam sodann ein weibliches Porträt
von Feuerbach in die Sammlung, die aus seinen meisten
Kompositionen bekannte Römerin darstellend. Kaum ein
zweites Bild des Künstlers dürfte große Zeichnung und
breite Modellirung mit solcher Kraft und solchem Zauber
der Färbunq verbinden, wie diese Jugendarbeit.

(Kunstfrd.)

— r. Reichcnberg in Böhmen. Die von dem nordböh-
mischen Gewerbemuscstm in Reichenberg kürzlich veranstaltete
Schmuckausstellung war von Museen und zahlreichen Priva-
ten ausgiebig beschickt. Sis umfaßte in ungefähr 20V Nummern,
darunter viele Kollektivnummern, Schmuck von der Römerzeit
an bis auf unsere Tage, und zwar antikeu Schmuck, Kata-
kombenfunde, arabischen, indischen und chinesischenVolksschmuck,
Renaissanceschmuck, norwegischen Volksschmuck, meist aus dem
18. Jahrhundert, Schmuck von der unteren Elbe und Weser
aus der nämlichen Periode, endlich Schmuckarbeiten des
17., 18. und 19. Jahrhunderts bis zur unmittelbaren Gegen-
wart. Bemerkenswert unter den ausgestelltsn Gegenständen
waren mehrere antike Hals- und bronzene Armringe mit An-
hängern, Fibeln, Kreuze und eine Nadel aus dem Katakom-
benfundsn, einige chinesische Haarnadeln, ein Reiherbusch-
halter (Forgo) aus alten ungarischsn Schmuckteilen, aus dem
Besitze des Grafen Edm. Zichy, ein anderer Reiher von
sicbenbürger Email, 17. Jahrhundert, eine große Mantel-
schließe mit Jnitialen aus Dithmarschen, zu der reichen
Kollektion von Schmucksachen von dsr Unterelbe und Wsser
des Hamburgischen Museums für Kunst und Gewerbe ge-
hörig, eine Reihe von Schmuckarbeitsn des 17. Jahrhunderts
aus dem Besitze des Dresdener Künstgewerbemuseums, eine
Kette, Schweizerarbeit des 18. Jahrhunderts, ein franzöfi-
 
Annotationen