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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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Ausgrabungen u. Funde. — Konkurrenzen. — Personalnachrichten. — Kunst- u. Gewerbevereine.



x. — Das Kunsthanbbuch für Deutschlnnd, Österreich
und dis Schweiz, herausgegeben von Robert Springer, ist
soeben in vierter Auflage bei W. Spemann in Stuttgart er-
schisnen. Auf den ersten Blick sisht man, daß das Buch
durch zweckmätzige Anordnung des Materials um vieles
brauchbarer gemacht worden ist, uud bei genauerer Bstrach-
tung ergiebt sich, dah es auch viel reichhaltiger und exakter
in den Angabsn ist als ehsdem. Der Jnhalt gliedsrt sich
in drei Abteilungen: Deutsches Reich, Österreich, die Schwsiz.
Jnnsrhalb disser drei Abteilungen sind nach einander auf-
gesührt die Staatsbehörden, Staatsinstitute, Sammlungen
und Kirchenschätze; alsdann folgen die Lehranstalten (Uni-
versitäten, technische Hochschulen, Kunstakadsmisn, kunst- und
kunstgewerblichs Schulsn und technische Bildungsanstalten);
den Beschluh bilden in jeder Abteilung die Aufführung der
Vebeine und Vereinssammlungen und der Kirchenschätze. Es
sind auch einige Privatsammlungen mit erwähnt; hier wärs
noch eine größere Reichhaltigkeit erwünscht. Dsr Bsarbeitsr
sagt zwar in der Vorrede, „daß nur die Privatsammlungsn
einer Anzahl älterer Familien berücksichtigt seien, die den
Schwankungen dss Bssitzstandss mit Wahrscheinlichksit nicht
nusgesetzt sind"; nach dsr gsringen Zahl der angeführtsn
Privatsammlungen scheint der Vsrfasser aber hierin allzu
ängstlich zu sei». Da das Kunsthandbuch etwa aller vier
Jahre erscheint, so können seine Angaben bei dsr verhältnis-
mäßig großen Stabilität der bedsutendsren Privatsammlungen
dvch uur in wenig Fällen veralte». Durch Einrsihung größerer,
iu der Litteratur häufig citirter Sammlungen (wir nennsn bsi-
spielsweiss dis Gemäldssammlung zu Lützschena, die Sammlung
Felix in Leipzig, die des Or. Schubart in Dresdsn, des
Konsuls Weber in Hamburg) würdedasKunsthandbuchgewiß
noch nutzbarer werden. Nnter den Litteraturangaben vermißten
wir z. B. das Verzeichuis der auf die kaiserl. Gemäldegalsrie
in Wien bezüglichsn Publikationen.

Ausgrabungen uud Fundo.

Aufdeckung der Sphinr. Wie der „Neuen freien
Presss" aus Kairo geschrieben wird, hat Herr Maspero den
Kustos des Museums von Bulaq, vr. Brugsch-Bey, einen
Bruder des Ägtzptologen Brugsch-Pascha, beauftragt, die
Sphinx von dem Wüstensande zu bsfreien. Die Arbeit wurde
am 7. Januar in Angriff genommen; Dr. Brugsch will sis
in drei Monaten zu Ends bringsn. 150 Manu arbeiten an
der Beseitigung der auf 20 000 Kubikmeter geschützten Sand-
masse, zu deren Weiterschaffung eine kleins Eisenbahn nn-
gelegt wurds. Nach Bloßlegung dss Kolosses wird um dsn-
selben herum ein breiter, kreissörmiger Weg freigelassen und
dieser dann mit einer inshrere Meter hoheii Mauer umgeben
iverden, um den Sand abzuhaltsn. Man erwartet, datz die
gegenwartig etwas mehr als zwölf Meter aus dem Sands
hervorragende Sphinx nach ihrer Freilegung eine Hohe vo.
20 bis 24 Meter über dem Erdboden haben werde.

Aonkurrenzen.

P. 0. 8. Fassade von S. Petronio iu Bologua. Wührend
das Konkurrenzausschreiben für die neue Fassade zum Dom
in Mailand noch vorbereitst ivird, ist bereits ein zweites, nicht
minder wichtiges — für die Fassade von S. Petronio in
Bologna — allerdings ausschließlich für italienische Künstler
publizirt worden. Die Entwürie sollen so gehalteu werden,
daß der neue Teil sich in Stil, Örganismus und Material
dem zu konservirenden bestehenden Teil anschließt; sämtliche
Zeichiiungen sind im Maßstabs von l : 50 und in Farben
zu halten und mit einem Erlüuterungsberichte zu versehsn,
der auch die künstlerischen Gründe angiebt, die den Verfasser
bei Aufstellung des Entwurfes gelsitet haben. Zur Einliefe
rung ist eine Frist von 18 Monaten lnach dem 1. Januar
1886)gesetzt und ss figuriren ein ersterPreis von 3000 Lire und
zwsi zweite Preise vou je 2000 Lire. Das Exekutivkomitee ver-
pflichtet sich zwar nicht zur Ausführung eines der prämiirten
Projekte, wird jedoch im F-all einer solchen Auswahl dem
Autor die Leitung der Arbeiten übsrtragen, sofern dsrselbe
seine Tüchtigkeit als Architekt darthun kann. Dis Preisrichter
werden settens des Mimstsriunis des öffentlichen Unterrichts
ernannt. Zeichnungen und Photvgraphien der Fassade im
jstzigen Zustande sind an die bedeutenderen Kunstakademien !

verteilt worden und können dort eingesehen wsrden käuslich
zu erwerben sind sie von der kkotoAiatia cksll' Diuilia zu
Bologna. Dem Konkurrenzprogramm liegt ein geschichtlicher
Abritz über die Basilika bei aus der Feder dss Ör. Cor-
rado Ricci.

Aersonalnachrichten.

U. (I. Die Znspektorstelle des Städelschen Znskituts,
welche durch das Ableben von G. Malß frei geworden war,
ist von dem Kuratorium mit dem Sohn des Kunsthändlers
Kohlbach er besetzt worden. Wir werden in kurzer Zeit auf
dieses befremdliche Faktum zurückkommen.

Aunst- und Gewerbevereine.

Uck.— Berlin. Kunstgewerbcverein. — Die statuten-
mäßig zur Neuwahl des Vorstandes auf den 13. Januar be-
rufene Generalversammlung war, wie seit Jahren, beschluß-
unfähig; ein trauriges Zeichsn für den Vercin, daß cr nicht
einmal zu diesem Zweck l 22 Mitglieder (den vierten Teil der
in Berlin wohnhaften Mitglieder — anwesend waren nur
94) zusammenbringen kann. Jn Voraussicht dieses Ereig-
nisses war vom Vorstand zu demselbsn Abend eine Haupt-
versammlung berufen worden, in welcher nunmehr statuten-
gsmäß die Vorstandswahl stattfindsn konnte. Dieselbe ergab
bis auf eine durch den temporärsn Austritt eines Vorstands-
mitglisdes aus dem Verein bsdingte Änderung die Wieder-
wahl sämtlicher Mitglieder. Der Vorstand besteht danach
aus den Herren: Reuleaux, Müller, Schvöer — Vor-
sitzender, resp. Stellvertrster; Hildebrandt, Walls,
Pabst — Schriftführer; Zacharias — Schatzmeister;
Krätke, Otto, Rsimers. M. Schulz, Boigt, Thiele
— Ausschußmitglieder. — Jm verflossenen Jahr wurden in
17 Sitzungsn 11 Vorträge gehalten, eine Anzahl größsrer
Besprechungen gepflogsn, sowie 22 umfassende Vorlegungen
gemacht. Äuch dis Finanzlage des Versins gestaltste sich
günstig, indem eine Hebung der Einnahmen und Ausgaben
stattgefunden hat. 40 neue Mitglieder traten dsm Verein
bei (zehn mehr als im Vorjahrh denen allerdings auch eine
erhebliche Verminderung gegenübersteht, so datz die Zahl
der Mitglieder sich gegenwärtig auf 506 (davon 488 stimm-
berechtigte! beläuft. Das wichtigste Unternehmen des Vereins,
der dem deutschen Kronprinzenpaar zur silbernen Hochzeit
(1883) dargebrachte Spielschrein, welcher einen grotzen Teil
der Mitglisder länger als zwei Jahre bsschäftigt hat, ist nun-
mehr glucklich zu Ende geführt; Mitte Februar wird die
Überreichung urid Ausstellung in der Akademie erfolgen.
Das illustrirte Werk über „die Spiele des Schreins", dessen
Herausgabe der Berein beschlossen hat, ist nahezu voilsndet
und soll gleichzeitig zur Ausgabe gelangen. Ein von Herrn
Max Schulz herausgsgebenes, spsziell dsn Schrein und
dessen Teile betreffendes Werk, über welches demnächst im
„Kunstgewerbeblatt" eingehend berichtet wird, ist bereits im
Buchhandel erschienen.

Sammlungen und Ausstellungen.

R.tzck. Münchencr Kmistverein. Auch abgesehen von einer
etwa zweihunüert Nummern umfassenden Spitzweg-Ausstellung
boten die Säle des Vereins in den letzten Wochen manches
Hochbedeutends und darum hier zu Nennends. Da war vor
allem des greissn Nürnberger Meisters Paul Ritter „Besuch
Kaiser Leopolds I. in Nürnberg 1658". Das Bild zeigt in ver-
hältnismätzig engem Rahnien den Kaiser vor der Ntarienkirche
unter einem Baldachin haltend, von ssinem Hofstaat um-
geben und Lindenasts berühmte Uhr mit dem Männlein-
laufen bewundernd. Ringsum auf dem Marktplatze mit den
freskengeschmückten Giebelhäusern, über welche die Türme
des Rathauses und der Sebaldkirche schaueu, und dem schönen
Brunnen, steht die Menge Schulter an Schulter und hält
Fenster und Dächer besetzt. Und srreichen auch die Figür-
chsn selbst im Vordergrunde kaum die Länge von drsi Centi-
meter, so zeigen sie gleichwohl Porträtähnlichkeit und scharfe
Charakteristik. ohne die ruhige Stimmung des mit äutzerster
Sorgfalt durchgeführten Ganzen zu störsn. — Was Ed.
Grützners „Äuerbnchs Keller" anlangt, so weicht das Bild
in seiner Auffassung wesentlich von der gewöhnlichen ab.
 
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