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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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Die Zulassung von Werken der dekorativen Kunst auf der Jubiläumsausstellung in Berlin
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5792#0171

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329

Kunstlitteratur. — Ausgrabunsten u. Funbs.

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tvelche von seitcn der Kvmmission besonderer Nachdrnck
gelegt wird, gesperrt gedruckt: es soll danach also geradezu
verhindert werden, daß sich neben der Kunstansstellnng
etwa eine kleine Kunstgewerbeausstellnng etablirt. Wird
als nnverrückbare Bedingung zur Anfnahme: hvchster
künstlerischer Wert sowohl nach der Seite dcr Erfin-
dnng als nach der dcr Ansführung gestellt, sv wird
es andererseits doch oft recht schwer werden, dic Grenze
zn finden zwischen aufzunehmenden und abzulchnendeu
Objekten. Daß diese Grenze keine feste sein kann, liegt
in der Natur der Sache; diese Grenze zwischen Kunst
und Knnsthandwerk hat ja nusere Zeit erst willkürlich
gezogeu: sie wird und muß wieder verschwinden. Es
wird sich also im allgemeinen um Entscheidungen von
Fall zn Fall handeln und die Kommission hat damit
eine Arbeit reich an Mühe und — Ärger in sicherer
Aussicht. Um so lebhafter kann man aber uur wün-
scheu, daß ihr alle unnötige Mühe und Schererci er-
spart werden möge: das wird ohne Schwierigkeit zu
vermeiden sein, wenn stch jeder, der etwa Antrage
auf Annahme entsprechcnder Gegenstände stellen will,
das Cirkular recht genau ansieht. Es geht daraus
ohne weiteres znnächst hcrvor, daß nicht der Verferti-
ger einer „kunstgewerblichen" Arbeit ausstellt, son-
dern derjenige, von dem der Entwurf herrührt.
Das wird sich gewiß in vielen Fällen decken,
in cbenso vielen oder noch mehr Fällen aber anch
nicht. Und daß in letzteren allerlei Schwierigkeiten
cntstehen werden, ist vorauszusehen. Trotzdem kann
man diesen Modus nur mit Freude begrüßen; er spricht
den wirklich hervorragenden Werken den Rang selb-
ständiger Kunstwerke zu, er erachtet sie für würdig,
»eben den cdelsten Schöpsungen der Malerei und Bild-
hauerkunst zu stehen. Es ist ein gewichtiger Schritt
vvrwärts, deffen wir uns aufrichtig freucn dürfen.

Aunstlitteratur.

„Lo» Io11r«8 el lo« nrl8« betitelt sich eine neue Zeit-
schrift, welche bei Boussod, Valadon L Co. (Goupils Nach-
folger) in Paris erscheint und deren Januarheft uns vor-
liegt. Sie umfaßt Litteratur, bildende Kunst und Musik und
kann, sowohl was Reichtum des Jnhalts als auch namentlich
was Geschmack und artistische Vollendung der Ausstattung
anbetrifft, als das »on xlus ultra des französischen Kunst-
verlags bezeichnet werden. Unter den Jllustrationen sind be-
sonders die farbig gedruckten Heliogravüren, z. B. nach La
eliaiKS von Detaille und nach Dubufe's L-Iusigus pro-
tdlls st illusigus saorss hsrvorzuheben. Überhaupt ist von
den modernen heliographischen Erfindungen der ausgiebigste
Gebrauch gemacht, aber — wie das die Franzosen vsrstehen
— stets am rechten Ort und mit feinem Geschmack.

-V. 8. Die Ziiventarisiruiig der Bau- und Kunstdenkmäler
Dcutschlands hat in den letzten Jahren erfreuliche Fort-
schritte gemacht. Noch fehlen freilich wichtigs Provinzen, wie
außer den baperischen Landschaften namentlich die Rheinlande.
Jmmerhin dürfen wir hoffen, daß der von Wilhelm Lotz
ruhmreichen Andenkens angeregte Gedanke fortlebeu wirdi
Jüngst sind wieder zwei neue Provinzbeschreibungen be-

gonnen wordsn. Richard Haupt giebt im Auftrage der
provinzialständischen Verwaltung die „Bau- und Kunstdenk-
mäler Schleswig-Holsteins" heraus; von Georg Schäferist
der erste Band der „Kunstdenkmäler im Großherzogtum
Hessen" erschienen. Haupt führt die Kreise dsr Provinz Hol-
stein in alphabetischer Reihe vor, läßt auf Altona z B. Apsn-
rade folgen. Ob es nicht zweckmäßiger gewesen wäre, die
geographische Ordnung festzuhalten, lassen wir dahingestellt.
Größere Bedenken wecken die Kunstbeschreibungen. Es geht
doch nicht füglich än, vön eiüer KirchS eittfäch ztt sügeü» ste
sei „im Äußeren im Zeitgeschmack gegliedert" oder ein
Kirchensockel sei „etwas unordentlich". Wir greifen auf gut
Glück noch andere Beschreibungen heraus, vön denen man
schwerlich behaupten wird, daß sie durch klare Verständlich-
keit sich auszeichnen: „Maria jungfräulich auf dem Monde
stehend, ohne Arme, gut gotisch, oder Iohannes, schlichte
Figur in überreichem Gewande; Kruzifix lebe d schlecht;
zwei Leuchter von schlechter, zwei von gotischer Form." Wir
erlauben uns für die Fortsetzunq des geiviß gut gemeinten
Werkes solgende Wünsche auszusprechen: die vom Verfasser
als unbedeutend bezscchneten Kunstwerke möchten eiüsach ivea-
bleiben, die ästhetischen Bemerkungen auf eiu engeres Maß
zurückgeführt, die Jllustrationen von dem dilettantenmäßigen
Charakter befreit werden. Was die eingeklebten Photogra-
phien betrifft, so dienen sie zu allem anderen eher als zum
Schmucke des Buches, Nutzen aber stiften sie wegen ihrer Nn-
deutlichkeit und Kleinheit nicht den geringsten. — Die Be-
schreibung der hessischen Denkmäler ist öffenbar einer gut-
geschulten Haud anvertraut worden. DemBerfasser des Textes
standen, wie die tresflichen Jllustrationen beweisen, tüchtige
Architekten zur Seite, er selbst hat nicht bloß die einzelnen
Monumente genau betrachtet, sondern sich auch in der Ge-
schichte der Kirchen, Pfarrdörfer, Gemeinden fleißig umge-
sehen. Auch hier aber wünschten wir eine knappere Fassung
des Textes und ein strengeres Zurückdrängen der subjektiven
Eindrücke. Wenn sin Kelch z. B. beschrieben wird, genügt
Angabe des Alters, des Stiles, der Gliederung. Daß der-
selbe eine „geschmackvolle Arbeit in maßvollen Formen des
edleren Barockstiles" ist, bringt, da keine Abbildung vorliegt,
den Leser wirklich nicht weiter. Ausdrllcke wie „Fmposanz",
„architekturloser Bau" u. s. w. werden sich hoffentlich in
unserem Sprachschatze nicht einbürgern. Von diesen Mängeln
abgesehen, liefert der vorliegende erste Band, die Denkmäler
des Offenbacher Kreises enthaltend, schätzbare Beiträge zur
vaterländischen Kunstgeschichte. Es tritt namentlich die Kunst-
thätigkeit der beiden ietzten Jahrhunderte in ein helleres Licht.

Ausgrabmtgeil und Funde.

b'. 21. Konstantinopel. Auf dem vierteu Hügel, südöst-
lich von der Moschee Sultan Mehemeds II., welche bekannt-
lich an der Stelle der alten Apostelkirche erbaut wurde, fand
man vor kurzem acht bpzantinische Steinsarkophage. Sie
liegen zum Teil innerhalb der Ruine eines zur Moschee ge-
hörenden Jmarets (Armenküche), zum Teil unter dem Dnche
eines Olmagazins. Der größte dieser Sarkophags, der mit
Skulpturen geschmückt ist, trägt eine sechszeilige Jnschrift, die
wegen der Verwitterung des Steiues schwer zu eutzisfsi-u isi.
Am Anfange der fünften Zeile liest man das WortL.VWI-IL..
An dsr Stelle, wo sich die Sarkophage noch jetzt bcfinden,
ist die Stätts des Heroon, des von Constantin d. Gr. und
Justinian erbauten Campo santo der byzantinischen Kaiser
zu suchen. Untsr den Trümmern des Jmaret steht noch eine
koloffale Granitsäule aufrecht. Auch in der anstoßenden
MedreM (Seminar) werden die Arkaden, welche den Hos-
raum umschließen, von antiken Säulen (zum Teil vsrcls rni-
lioo) getragen, die vermutlich shemals der Apostelkirche oder
dem Heroon angehörten.

§. N. Konstantiiiopel. Bor einigen Monaten lenkte sin
Zufall die öffentliche Aufmerksamkeit auf eine Moschee, in
welcher schonPaspati(Lz-iiantillaiUsIs1ai,Konstaiitinopel1877,
S. 363 ff.) eine byzantinische Kirche erkannt hatte. Es ist
die Kemankesch-.Kara-Mustapha-Pascha-Dschami im Quartier
Salma-Tomruk in Stambul, unweit der Cisterne des Aspar
und des Adrianopelsr Thores. Ein.es Tages wich der Fuß-
boden der Moschee untsr den Füßen des Jmam, und dieser
fiel in ein unterirdisches, gewölbtes Gemach hinab, deffen
 
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