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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.5792#0184

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355

Korrespondenz. — Kunstlitteratur.

356

lich, ob dieses Ergebnis ein besseres sein würde, wenn ^
die Kunstgenossenschaft selbstLndig vorginge. Zwei Aus- I
stellungen neben einander würde ein noch größeres Un-
ding sein. Die schaffenden Künstler von einiger Be-
deutung in Dresden sind nicht imstande, einen ge-
nügenden Grundstock für die Ausstellung zu liefern,
und ob die auswärtigen Künstler auf die Seite der Um-
stürzler treten werden, erscheint ebensalls fraglich. Nun,
da ja bekanntlich nichts so heiß gegessen wie gekocht
wird, so wird sich auch hier ein Ausweg finden lassen.
Jedcnfalls strebt man mit allen KrLsten danach, eine
Ausstellung zustande zu bringen, die kurz nach Schluß
der Berliner Jubiläumsausstellung eröffnet werden
könne.

Wie schon früher berichtet worden ist (IX, 325),
geht Professor JohannesSchilling mitdem Plane um,
sich cin Mnscum zu crrichtcn, in wclchcm er die jetzt
verstreuten Modelle zu seinen Werken sammeln will.
Da die Regierung 1884 das Gesuch um ein Darlehen
von 150000 Mark zu diesem Zwccke abgeschlagen hat
— der Landtag bewilligte aber Meister Schilling ein
Ehrengeschcnk von 30000 Mark, — so hat sich dicscr
gegenwLrtig an den Rat der Stadt Dresden gewendet,
uni durch dessen Vermittelung doch noch zu seinem
Museum zu kommen. Wir gestehen, daß wir diesem
Strebcn wenig sympathisch gegenüber stehcn. Wcnn
einenl lebenden Dresdener Kllnstler eine solche Ehre zuteil
werden soll, so ist Altmeister HLhnel doch der erste
hierzu. Viel eher würden wir aber für ein Museum
der neneren Dresdener Skulptur eintreten, in dem
natürlich auch die hervorragendercn Werke Schillings
ihren Platz finden würden — aber alle nicht, denn
z. B. das, was Schilling sür Leipzig gemacht hnt, gc-
reicht ihm und der Dresdener Kunst wenig zur Ehre.
Hierselbst denkt auch kein Künstler daran, diese Werke
in Schutz zu nehmen. Dic Entschuldignng aber, dic
kürzlich ein hochangesehener Meister und Kollege vor-
brachte, jener sei überlastet gewesen, weist doch recht
deutlich darauf hin, wie gut es wLre, andere hiesige
und zwar feiernde Künstler mit größeren Auftrögen
zu bedenken. VorlLufig hat der Dresdener Stadtrat
in dcr bercgten Sache noch keinen Entschluß gefaßt.

Jn der Erzgießerei von Pirner und Franz hier
wird angenblicklich der Georgsbrnnnen gegossen, zu
lvelchem Pros. HLhnel das Modell des heil. Georg
der Stadt geschenkt hat. Der Brunnen wird noch im
Laufe des Sommers neben der Sophienkirche hier auf-
gestellt werden; die Gestalt des in edelster Weise auf-
gefaßten jugendlichen Heiligen ist bereits fertig. — Von
Hermann Hultzsch geht ebenfalls ein größeres Werk
seiner Vollendung entgegen: eine Gruppe sür den Kur-
platz in Bad Elstcr, darstcllcnd die Quellnymphc,
welche eine Kranke mit heilendeni Tranke labt. —

Bildhauer Büumer hat von der Tiedgestiftung den
Auftrag erhalten, einen monumentalen Brunnen fllr
die Stadt Zittau anzusertigen. Derselbe wird in seiner
Ausführung einen malerischen Anblick bieten, da an
ihm Syenit und Bronze zur Verwendung kommen
sollen. Er besteht aus einem BrunnenhLuschen, an
welches sich vier Wasserbecken schließen. Obcnauf thront
die Zittavia, in vier Nischen stehen allegorische Figuren,
darstellend Handel, Gärtnerei und Weberei, sowie ein
Knabe mit dem Wappen der Stadt und der Lanze, die
auf das alte Blutrecht der Stadt hindeutet.

Aunstlitteratur.

Steinbrecht, Untersuchungs- und Wiederher-
stellungsarbeiten amHochschloß derMarien-
burg. Sonderabdruck aus dem Centralblatt der
Bauverwaltung, Jahrgang 1885. Mit Abbildungen.
Berlin. Fvl.

Der mit der Wiederherstellung der Marienburg
beauftragte Regieruugsbaumeister Steinbrecht erstattet
in obiger Schrift Bericht über seine THLtigkeit und
seine Forschungsergebnisse während der letzten Jahre.
Wie bekannt, hatte in denselben der Staatszuschuß für
die Wiederherstellungsarbeiten eingestellt werden müssen,
so daß Steinbrecht Muße genug gefunden hatte, weitere
Einzeluntersuchungen vorzunehmen. Dieselben sind vom
besten Erfolg begleitet gewesen. Die bisher noch gar
sehr ins Dunkel gehüllte Bangeschichte der Marien-
burg beginnt sich immer mehr zu lichten, und an die
Stelle der geistreichen und scharfsinnigen Bermulungen
Quasts treten nunmehr die auf gründlichster bautech-
nischer Durchforschung aller Räume beruhenden, siche-
ren Thatsachen. — Referent hat hierüber bcreits ein-
mal, im Sommer 1884, in diesen Blättern berichten
können; es gilt jetzt nun dasjenige, was seitdem ent-
deckt worden ist, kurz darzulegen.

Der Westabschluß der Kirche, über den man bis-
her durchaus ununterrichtet war, ist nunmehr endgültig
festgestellt. „Er wird von einer etwa 2,50 in dicken
Mauer gebildet, welche in der Höhe des Kirchfuß-
bodens mehrere HohlrLume (in der Mitte ein Sank-
tuarium, südlich davon eine sinstere, nur mit
einigen Gucklöchcrn in der Richtung nach dem Altar
zu ausgestattete und nur durch einen engen, dunkeln
Gang zugLngliche Büßerzelle) enthält, dann in der
Höhe des Gurtgefimses zurückspringt — eine Empore
bildend —, und endlich ganz im Oberteil von einer
großen, sehr tiefen Nische durchbrochen wird. Unten
in der Achse der Kirche springt ein viereckiger, gewölbter
ciborienartiger Bau vor, auf zwei Säulen und zwei
entsprechende Kragsteine gestützt. Auf ihn setzt sicb in
Höhc dcr Empore unvermittelt eine im Achtseit ge-
 
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