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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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Kttnst- uiid Gewerbevereine. — Technisches. — Vennischte Nnchrichten.

394

ten Gestalt zu restituiren —, wsshalb man denn annehmen
muh, datz er dies mit den fraalichen zwei Mädchenköpfen
ebensowenig gethan, dieselben also dem Original angehört
haben müssen; dis interessante Kopie wird ihre Stelle im
Louvre, gegenüber dem Original, erhalten.

Aunst- und Gewerbevereine.

8. Archäologische Gescllschast in Berlin. Februar-
sitzung. Der Vorsitzende teilte zunächst die Ausnahme der
Herrsn von Kaufmann, Kempf, Kalkmann, von Luschan und
Humbert mit und legte dann u. a. vor: Studniczka, Beiträge
zur Geschichte der altgriechischen Tracht; Forchhammer, Kunst-
bestrebungen; Rückgang der höheren Gsistesbildung; Hol-
werda, Tod des Pheidias; ders., Os psouniis sLvris in
kurtdsnonis oxistlioäorao; Klein, Bathpkles; Dressel,
Chronologie der Ziegelstempel der Mns lloniitia.; Dümichen,
Geographische Jnschriften altägpptischer Denkmäler; Christ,
Chemische Analysen antiksr Bronzs; Zeitschrift fllr Museologie
23; äoui'nul ok Irsllsnio Ltncliss VI 2; Bericht der athe-
nischen archäologischen Gesellschaft; Ephemeris III, 4; Herr
Engelmann fügte den Vorlagen untsr erläutsrnden Be-
merkungen hinzu: Weizsäcker, Pausanias und die Bildwerke
in den Propyläen; Mengs, Einführung in die antike Kunst;
Schreiber, Kulturhistorischer Bilveratlas; Seemann-Engel-
mann, Mythologie der Griechen und Römer. — Herr Conze
gab einen kurzen Bericht übsr seine letzte Reise nach Per-
gamon, wo dis Ausgrabungen auf der Höhe des Stadt-
berges im Bereich der vermutlichsn Königsburg der Attaliden
und zweier Tempel der römischen Kaiserzeit letzthin sortgesetzt
seien und bis zum nächsten Sommer zu einem Abschluß ge-
führt werden sollten. Hierbei werde auch nicht ganz unter-
lassen, dsr Umgebung von Pergamon einige Aufmerksamkeit
zu schenken; namentlich hätten die Herren Bohn und Fab-
ricius dis schon von Baltazzi und Reinach besprochenen
Ruinen von chlomruä knlnssi zu untersuchen begonnen,

eine Untersuchung, welche als integrirender Teil der perga-
menischen Arbeiten weitsr zu führen sei. Auf eine andere
Stadt im pergamenischsn Gebiete habe Herr Fabricius zuerst
aufmerksam gemacht und eine darauf bezügliche Mitteilung
von ihm und Herrn Bohn werde alsbald in den athenischen
Mitteilungen des archäologischen J-nstituts erscheinen. -—
Herr E. Fabricius berichtete über seine Untersuchung
der Schlang ensäule auf dem Atmeidan, „dein altsn Hippo-
drom, in Konstantinopel. Nach kurzem Überblick über die
Geschichte dieses Dsnkmals, das mit Recht für einen Über-
rest des durch Konstantin von Delphi nach Konstantinopel
gebrachten platäischsn Weihgeschenkss gilt, wurde eingehender
die Jnschrift (Röhl 70) besprochsn, bei deren Nachvergleichung
sich eine Anzahl Abwsichungen von der früheren Lesung er-
geben hat. Dis Überschrift über der Liste der Teilnehmer
am Perssrkrieg ist in der bisher angenommenen Form:
Ä7ro44<!-m Axm srcracrnr' «vccAy^c' 71/r/ckwn ganz un-
möglich, dis erhaltenen Buchstabenreste lassen vielmehr mit
Sicherheit soviel erkennen, daß dieselbe rc>s/ckk rövf s 7ro).k/cou
scwvks ! 7ro4sk'szckor oder ähnlich ergänzt gelautet haben
muß, eine Fassung, die durchaus zu dem stimmt, was Thuky-
dides III, 57 über den Jnhalt der Jnschrift angiebt. Die
eigentliche Weihinschrift hat auf der Basis des Dsukmals ge-
standen und ist bei Diodor XI, 33 erhalten. Jn der Frage
nach der ursprünglichen Form des Weihgeschenks tritt der
Vortragende für die von Strack vorgeschlagene Rekonstruktion
ein, nach welcher man sich die Schlangensäule in der Mitte
zwischen den drei Beinen des Dreifutzes stehsnd zu dsnken
hat. Als Beleg für diese Anordnung wird u. a. auf eine
Anzahl griechischer Weihgeschenkbasen hingewiesen, auf denen
noch heute die Standspuren gleichartiger Dreifüße mit Mittel-
stütze erkennbar sind. — Herr Furtwängler legte zuerst
einen neuen Bericht des Herrn Ohnefalsch-Richter über Aus-
grabungsn in einer der ältesten Nekropolen auf Cypern
iivr. Er betonte, daß auch dieser Bericht gleich den srüheren
jenes Forschers sehr wertvoll sei und hob besonders dis
Photographien mehrerer Becher hervor, die an den berühmten
Becher des Nestor bei Homer erinnern. Darauf ging der
Vortragende über zu vem alten Problem der Rekonstruktion
des Amykläischen Thrones. Er legte die Hauptfehler
der bisherigen Versuchs dar und begründete dann ausführ-

licher seine eigene Wiederherstellung, von welcher er er eine
Zeichnung vorlegte, deren Veröffentlichung in dem dies-
jährigen Mnckelmannsprogramm in Aussicht genommen ist.

Technisches.

— Reinigung von Wandmalereien. Folgendes Ver-
fahren wurde im iiorigen Jahre bsi den im Neuen Museum
in Berlin im Treppenhause befindlichen Kaulbachschen, in
Stereochromie gemalten Bildsrn erfolgrsich in Anwendung
gebracht. Es handelte sich darum, die auf diesen Gemülden
im Laufe der Zeit festgesetzte, die Bilder stark verdunkelnde
Staubschicht zu entfernen. Zu diesem Zwecke waren vor
den Gemälden Hängegerüste angebracht, von welchen aus
Ströme komprimirter Luft auf die Bilder geleitet wurden.
Die Luft wurde von einer auf dem Boden stehenden Luft-
druckmaschine durch einen Guttaperchaschlauch zugeführt. Den
Anfang hatte man mit dem Bilde „Turmbau zu Babel" ge-
macht. Das Vsrfahren hat vollkommen befriedigt und das
Bild erscheint nunmehr wieder in seiner ursprünglichen
Farbenfrische. Jn München hat man mit ebenso vorzüg-
lichsn Erfolgen die Reinigung von bemaltsn Fasfaden mit
einer Druckspritze unter Anwendung von filtrirtem Regen-
wasser vorgenommen, wobei der Strahl bis auf eine Ent-
fernung von 50 vm direkt auf die Bildfläche geleitet wurde.
Beids Verfahren haben das für sich, datz durch dieselben
jede Einwirkung harter Jnstrumente und solcher Werkzeuge.
wie Schwämme, Lappen, welche Fasern in den Poren der
Gemäldeoberfläche zurücklassen und Ladurch selber in einem
gewissen Grade verunreinigend wirken können, ausgeschlossen
ist. Freilich kann man auf diese Weise nur sehr solide und
vollkommen haltbare Malereien behandeln. da alle nicht ganz
festsitzenden Farbteilchen sofort mit fortgerisssn werden mützten.
Viele der nsueren Wandmalereien z. B. in der Albrechtsburg
in Meißen, im Rathause in Landshut in Bayern, könnten
sicher eine solche Behandlung nicht ertragen, da auf diesen
Bildern verschiedene Farben, besonders Rot, nicht bloß bei
Berührung mit einem Taschentuche, sondern beim Anblasen
mit dem Munde abgehen!

(Keims techn. Mitteil. f. Malerei.)

Vermischte Nachrichten.

llz-. Zur Sicherung -es Louvre. Obwohl die fran-
zösischen Kammern im Jahre 1884 ein Gesetz votirt haben,
wonach der Louvre ausschließlich zur Aufbewahrung der
nationalen Kunstsammlungen verwendet werden soll, und ob-
wohl seither manches geschehen ist zur Durchführung diesss
Gesetzes (u. a. wurden die Wohnungen und Bureaus des
Pariser Militärgouverneurs, des Seinepräfekten u. a. mehr
aus dem Palaste wegvsrlegt), so hat sich Unterstaatssekretär
Turquet bei einer neulich vorgsnommsnen genauen Revision
der Räume doch überzeugen müssen, datz die unermstzlichen
Schätze des Louvre, für deren Erhaltung Frankreich der
ganzen gebildeten Welt verantwortlich ist, doch bei weitem
nicht vor Feuersgefahr geschützt sind. Jn dsn an die Säle
der Sammlung Campana anstoßenden Nebenräumlichkeiten
wurden 14 verschiedene Niederlagen von Brennholz, zu je
1—5 Stsres, nebst massenhaften Hobslspähnen, Papierab-
fällen u. s. w. — kurz ein vollständiges Heizmagazin ent-
deckt, welches dort instaUirt worden war, um die Heizung
der Wohnungen der Konservatoren (die nebenbeigesagt nach
obigem Gesetze auch geräumt werden solltsn) zu sichern, weil
das Dienstpersonal nicht hinreicht, um den täglichen Bedarf
an Brennmaterial stets aus den Kellern heraufzuschaffen.
Jn einem großen Saale neben dem Marinemuseum fand
man eine vollständigs Tischlerwerkstätte, deren Boden fuß-
hoch mit Hobelspänen bedeckt war. Der geringste Zufall hntte
hier den furchtbarsten Brand entfachen können. Es sind
dort beständig Arbeiter beschäftigt, die für den Admiral Paris
(den Direktor des Marinemuseums!) Schiffsmodells sertigcn
und sonstige Reparaturen besorgen. Der Unterstaatssekretär
hat sofort die strengsten Weisungen zur Abstellung dieser
Mißbräuche gegeben.

IV. Restamativn im Palazzo Vecchio zu Florenz. Jm
sogenannten Saal Clemsns' VII, welcher gegenwärtig dem
 
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