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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.5792#0243

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473 Ausgrabungen u. Funde. — Sammlungen u. Ausstellungen. — Vermischte Nachrichten. — Vom Kunstmarkt. 474

dischen Schriften aller Art hat er auch mehrere größere
selbständige Arbeiten publizirt, von denen die „Münchener
Künstlerbilder" (Leipzig 1871, T. O. Weigel. 2 Bde.) in
erster Linie genannt zu werdsn verdienen. Regnet war
wegen seiner Liebenswürdigkeit und Offenheit allgemein
geschätzt.

D Der Bildhauer Karl Schuler ist am 13. April in
Friedenau bei Berlin, vierzig Jahre alt, gestorben. Er hat
sich besonders durch das Denkmal des Prinzsn Adalbert in
Kiel bekannt gemacht.

Ausgrabungen und Fuude.

Pz-. Aufdcckung cincr gricchischcn Orakclslätte. Bei den
im Auftrage der französischen Schule zu Athen im vergan-
genen Jahr durch M. Holleaux vorgenommenen Ausgrabungen
im einstigen Tempelbezirk des ptoischen Apollo beim hsutigen
Dorfe Karditza in Böotien fanden sich außer den Substruk-
tionen und Baugliedern eines dorischen Tempels zahlreiche
Bildwerke aus Stein, Erz und Terrakotta, Vasen und andere
Gebrauchsgegenstände aus Bronze und Thon, sowie viele
Jnschriften. Unter den Skulpturen überwiegen die Torsen
und Fragmente nackter Apollostatuen des bekannten archai-
schen Typus. Ein überlebensgroßer Marmorkopf ist von so
altertümlicher Arbeit, daß man ihn für die Kopie eines in
Holz geschnitzten Originals, somit für eines der ältesten
Marmorwerke der griechischen Kunst halten darf. Gleiches
gilt von einem beinahe eylindrischen Torso mit enganliegen-
den Armen. Aus Bronze fanden sich nebst Statuetten von
Göttern, Menschen und Tieren, namentlich Fragmente von
Dreifüßen und anderen Gefäßen, dann Lampen, Ringe,
Schmuckgegenstände, Waffen — alles schon dadurch wertvoll,
wei! es den ersten Entwickelungsstufsn der griechischen Kunst
und Kultur angehört. Aus litterarischen Quellen besitzen wir
vom Orakel des ptoischen Apollo nur spärliche Nachrichten.
Es geriet schon nach der Zerstörung Thebens durch Alexan-
der d. Gr. in Verfall. Gerade deshalb, weil es nie auch
nur annähernd so berühmt war wie Delphi oder Dodona,
überrascht jetzt die Fülle an Weihgeschenken und anderen
Kunstwerken/die einst dessen Tempelbezirk schmückten.

Sammlungen und Ausstellungen.

G Die Wandcrausstellung dcr Wercschaginschen Gemäldc
ist nun auch nach Berlin gekommen, wo sie am 15. April
im Krpllschen Etablissement sröffnet wurde. Abgesehen von
den palästinensischen Landschaften mit biblischer Staffage
bietet dieselbe keine neuen Moments zur Beurteilung des rast-
los schaffenden Künstlers, und wir können um so eher auf
eine erneute Besprechung der Gemälde verzichten, als eine
solche in völlig erschöpfender Form bereits an dieser Stelle
bei Gelegenheit der Vorführung des Bildercyklus in Wien
erfolgt ist. (S. Kunstchronik, S. 273 ff.) Nur so viel mag
erwähnt sein, datz die „Auferstehung Christi", jsnes Gemälde,
welches in Wien und Pest am meisten Argernis erregt hat,
von der, Berliner Ausstellung ausgeschlossen worden ist.
Außer 82 Ölgemälden ist auch eine große Zahl von Blei-
stift- und Sepiastudien ausgestellt, welche die Thatsache,
daß Wereschagin ein vortrefflicher Zeichner ist, außer Zweifel
setzen.

Vermischte Nachrichteii.

2 Dic Publikation von SempcrS Bauten, Skizzcn und
Entwürfen, deren erste Lieferung wir im 16. Jahrg. dsr Zeit
schrift besprachen, ist leider gänzlich ins Stocken geraten. Sie
scheiterte an der Teilnahmlosigkeit des Publikums. Wie uns
aus guter Quelle berichtet wird, schrieben zwei deutsche Aka-
demien dem Herausgeber, „in ihren Kreisen habe man für
Semper kein Jnteresse". Die Stadt Dresden hatts eine
bedeutende Subvention des Werkes in Aussicht gestellt, be-
gnügte sich dann aber im entscheidenden Augenblicke damit,
eine Straße nach Semper zu benennen. Jedenfalls billiger!
llnter solchen Umständen ist auf eine Fortsetzung des Unter-
nehmens nicht zu hoffen.

x.— PariS. Frau Chenavard, die Schwägerin des
Malers gleichen Namens, hat der Akademie der schönen
Künste drei Millionen Franken und eine bedeutende Kunst-
sammlung vermacht. Die Sammlung bleibt unveräußerlich,
das Kapital soll zur Aufmunterung fleißiger Akademiker in
geeigneter Form verwandt werden.

Übcr -ie Vorbercitungcn zu -cr Bcrliner Jubiläums-
ausstellung, welche auf dem Terrain und im Gebäude der
ehemaligen Hygieneausstellung abgehalten werden soll, wer-
den folgende Einzelheiten bekannt: Der unterhalb der Kuppel
des Vestibüls gelegene Raum des Hauptgebäudes erhält nach
dem prämiirten Entwurf der Architekten Kayser und von
Großheim eine im Barockstil gehaltene Dekoration. Den
Eingang bildet ein mächtigss von Ecksäulen in Doppelstsllung
eingefaßtes Rundbogenportal, an welchem die zwischen den
Säulen befindlichen Felder durch in Nischen stehende Statuen
bslebt werden. Nach den übrigen Seiten hin öffnet sich das
Vestibül in drei zu den angrenzenden Nebensälen führenden
Portalen; in der Höhe runden sich die Wände in hohen
Vouten mit einer vom Bildhauer Lessing übernommenen
Dekoration, in wslcher die plastischen Ornamentteile Malereien
umschließen. Die Wölbung läßt in der Höhenmitte einen
qroßen kreisrunden Ausschnitt frei, und durch diesen blickt der
Beschauer hinauf zu einem unterhalb der Glaskuppel sich im
Bogen ausspannendsn allegorischen Deckengemälde von Wol-
demar Friedrich. Jn den Rundbogennischen des Kuppel-
vestibüls finden vier Gruppen, jede von 6 m Höhe, Aufstellung;
es sind Versinnbildlichungen der Natur und Phantasie,
der Liebe und Harmonie. Die Bildner dieser Gruppen,
Eberlein, Geiger, Hundrieser und Kaffsack, gedenken
mittels Tönung der Figuren und goldiger Färbung der Ge-
wandungen die Polychromie in Anwendung zu bringen. Das
dem Eingange gegenüber liegende Portal des Kuppelvestibüls
führt zu der quadratisch gestalteten Empfangshalle, dem Re-
präsentationsraum der Ausstellung. Die Dekoration dieses
Raumes, welche, wie dis der zu beiden Seiten sich anschlie-
ßenden Nebensäle, nach dem prämiirten Entwurfe der Archi-
tekten Cremer und Wolffenstein ausgeführtwird, schließt
an der Hinterwand mit einer Portalöffnung ab, welche die
Aussicht auf die auf hohem Postament sich erhebende Ger-
mania, eine Kolossalfigur aus Rud. Siemerings Sieges-
denkmal sür Leipzig, gewährt. Jn den vier Ecken der Em-
pfangshalle werden die Statuen der Könige Friedrich II.,
Friedrich Wilhelm II., Friedrich Wilhelm III. und Friedrich
Wilhelm IV. Platz finden, und zwar in den Modellen, welche
die Bildhauer Encke. Brunow, Schuler und Hundrieser
für die Herrscherhalle des Zeughauses geschaffen haben. Die
Wände sind mit rotem Stoff ausgeschlagen und jbieten den
Raum für die umfangreichsten und hervorragendsten Gemälde
der Ausstellung. Jn gleicher Art ist die Ausstattung der
beiden, sich links und rechts nn das Kuppelvestibül an-
schließenden, für die größten Gemälde bestimmten Säle.
Alle drei Räume erhalten in großen Kartouchen plastischen
Ornamentschmuck zwischen Sims und Decke. Vor der Nach-
bildung des Pergamonaltars wird ein Obelisk von Kylk-
mann und Heyden errichlet werden.

x.— Berlin. Am l g.d. M. trat das provisorische große
Lokalkomitee für die nationale deutsche Gewerbe- und
Jndustrieausstellung des Jahres 1888 zusammen. Das-
selbe besteht aus 38Mitgliedern,diean dem genanntenTage alle
erschienen waren. Unter dem Vorsitze des Öberbürgermeisters
v. Forckenbeck verhandelte die Versammlung über den zu
wählenden Ausstellungsplatz und entschied sich für den Trep-
tower Park, als einzigen, den räumlichen Ansprüchen einer
solchen Ausstellung genügender Ort. Hierauf fand eine De-
batte über die Bildung des geschäftsführenden Ausschusses
statt, welche schließlich dem Oberbürgermeister übertragen
wurde. Die Versammlung ging in der Überzeugung aus ein-
ander, datz nunmehr die Ausstellung als gesichert angesshen
werden könne und das große nationale Unternehmen zustande
kommen werde.

l)om Äunstmarkt.

Auktion von Brciikcn-Becha-c in Köln, 1. u. 2. April.
Jnteressante Versteigerung; manche gute Bilder. Katalog im
allgeineinen unendlich besser als die sonstigen deutschen Auk-
 
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