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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.5792#0251

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Sammlungen u. Ausstellungen. — Vermischte Nachrichten. — Zeitschristen.

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von ihm gemaltes Bild, welches dis Königin-Witwe Marie
von Hannover darstellt, reizt den Beschauer immer aufs neue
zur Betrachtung. Neben diesem fesselte das Porträt der
jugendlichen Prinzessin von Hanau, welches der Meister eben
vollendet hatte. — Unter den Landschaftern war Andreas
Achenbach dies Jahr mit einer prächtigen großen Marine
vertreten: „Dampssr im Sturm". — Klaus Meyer in Mün-
chen, der aus Hannover gebürtig ist, hatte eine „Neuigkeit"
geliefert: drei in einem Zimmer zusammen hockends Frauen,
von denen die eine eben eine Neuigkeit erzählt. Neben Klaus
Meyer lieferten im Genre Bedsutendes: Jakobus Leisten,
Vincent Stoltenbsrg-Lerche, L. Bokelmann, Hugo
Oehmichen und Th. vanderBeekin Düsseldorf; W. Roegge,
Ernst Ludolf Meyer und I. Laupheimer in München;
M. Rentel in Weimar. — Chr. Kröner in Düsseldorf hatte
ein, wie gewöhnlich, prüchtigss Wildbild gesandt. Jhm
schließen sich an: Prosessor Hsrm. Baisch in Karlsruhe, und
Galerisdirektor C. Roux in Mannheim. Unter den Land-
schaften war des Guten so sehr viel, daß eine Aufzählung
auch nur dsr besten Kunstwerke zu weit führen würde. An
Verkäufen sind bisher für 40 VW Mk. vermittelt worden,
woraus erhellt, daß Hannover ein günstigsr Platz für den
Kunstmarkt ist.

6. v. Ein Bild Jan van Eycks, aus dem Besitz Lord
Heytesbury's, zieht auf der diesjährigen Ausstellung alter
Meister in Burlington-House zu London die Aufmerksamkeit
der Kenner in besonderem Maße auf sich. Waagen hat das-
selbe zusrst dem genannten Meister zugeschrieben (s. OaUsriss
ok ^rt iu Oreut-Lrituin, 8uppl., p. 389). Es ist von ganz
kleinen Dimensionen und stellt den h. Franziskus, der dis
Wundenmale empsängt, und feinen schlafenden Begleiter in einer
Landschaft vor. Außer dem Kopfe des letzteren, der übermalt
ist, zeigt das Werk vortreffliche Erhaltung. Die beiden Hei-
ligen sind offenbar Porträts von ganz individuellem Typus,
der auf spanische odsr portugiesische Abkunft hindeutet. Daß
das Bild auch höchst wahrscheinlich in Spanien gemalt wor-
den sei, oder daß sein Schöpfer wenigstens jenes Land ge-
kannt habe, verrät sich dadurch, daß rn der Landschast die
nur in jenem Lande vorkommende Pflaumenpalme dargestellt
ist. Ein weiteres Anzeichen sür den genannten Ursprung
des Werkes ist, daß der schlafende Mönch das schwarze Ge-
wand der Laienbrüder, der h. Franziskus das gewöhnliche
braune der Chorbrüder vom reformirten Orden der
Franziskaner trägt, dsr (wie der bekannte Kenner flandrischer
Kunst, James Weale, bemerkt) erst zu Ende des 15. Jahr-
hunderts in den Niederlanden eingeführt wurde, während
er im Süden seit langem bestand. Nun wissen wir ja aber, daß
Jan van Eyck 1428 im Auftrag Philivps des Guten von
Burgund nach Lissabon ging, um das Bildnis seiner Braut,
Jsabella von Portugal zu malen, und daß er nach Vollen-
dung seiner Aufgabe Spanien bsreiste. Allein auch an einem
urkundlichen Nachweis für die Autorschaft des gsnannten
Meisters fehlt es nicht: unser Bildchen ist nämlich mit geringen
Abweichungen im Detail eine Wiederholung jenes Werkes
der Turiner Galerie, welches H. Hymans mit größter Wahr-
scheinlichkeit als das eine der beiden im Testamente des
Anselmo Adornes seinen zwei Töchtern vermachten Bilder
von der Hand Jan van Eycks nachgewiesen hat, ohne damals
über den Verbleib seines Pendants irgend Näheres vorbringen
zu können (s. Kunstchronik 1884, Sp. 222). Übrigens gebührt
das Verdienst, das Bild Lord Heytesburys mit der Ent-
deckung von Hymans in Verbindung gebracht zu haben, dem ge-
lehrten Stadtarchivar von Brüssel, A.J. Wauters, indem er es
zusrst mit jenem verloren gsglaubten Pendant identistzirt hat.
(S. Lobo äu b'g.rlsinsnt, 7. Aug. 1883.)

vernnschte Nachrichten.

Aus München schreibt man der Kölnischen Zeitung: Len-
bachs Jungfernrede heißt seit gestern das Stichwort der
Unterhaltung in Künstler- und kunstfreundlichen Kreisen.
Der berühmte Porträtmaler, der stch selbst bezeugte, daß er
noch niemals früher öffentlich gesprochen, ließ sich von feiner
Begeisterung sür die Erbauung eines Künstlerhauses in den
schönen Anlagen am Maximiliansplatze bestimmen, vor die
zu einer gemeinsamen Sitzung versammelten Mitglieder der
beiden Gemeindekollegien zu treten und ihnen einen Vortrag

übsr dis Ausgestaltung seines Lieblingsgedankens zu halten.
Und er bestand die Probe gut, denn feine Rede kam aus
warmem Herzen und fesselte deshalb, wenn sie auch nicht zu
überzeugen vermochtc. Sein Grundgedanke war: die Künft-
lerschaft will nicht ein Geschenk von der Gemeinde mit dem
Bauplatz in den Anlagsn erhalten, sie will vielmehr der
Gemeinde mit dem Künstlerhause in den Anlagen ein Ge-
schenk machen. Das Künftlerhaus soll das schönste Haus in
München werdsn und darum ein Schmuck der Anlage, welche
die Stadt jetzt schon als ihren schönstsn Schmuckplatz erachtet.
Der Praknker weiß nun leider, daß so schöne Gedanken in
ihrer Verwirklichung meist eine andere Form gewinnen, und
darum sind wohl nur wenige unserer Stadtväter mit ge-
ringeren Zweifeln und Bedenken aus der Sitzung als in die-
selbe gegangen, ganz abgesehen von der Kostenfrage, die sinem
Prachtbau gegenüber, wie ihn Lenbach im Sinne trägt und
schilderte, doch sehr ins Gewicht fällt. Die Fehler, die beim
Bau der Künstlerhäuser in Wien, Berlin und anderwärts
begangen wurden, will man hier vermeiden; zum Bessermachen
gehört aber neben der künstlerischen und technischen Fähigkeit
vor allem auch Geld, und dessen ist im Verhältnis zum Be-
darf noch so wenig flüssig, daß man sich mit der Entscheidung
der Platzsrags wirklich nicht zu übereilen gezwungen ist. Bei
dieser Gelegenheit sei erwähnt, daß der Aprilscherz, welcher
Lenbach ein Bildnis Eugen Richters als Seitenstück zu seinen
berühmten Kanzlerbildern malen ließ, in hiesigen Künstler-
kreisen um so größere Heiterkeit erregt hat, als Lenbach aus
seiner Abneigung gegen den „berühmten Parlamentarier" kein
Hehl macht.

x. — Der Aprilscherz der Kölnischen Zeitung, welcher
einige merkwürdige Gemälds von Wsreschagin, v. Uhde,
O. Achenbach, Grützner und Menzel in der Schulte-
schen Ausstellung in Köln vorführte (vergl. Nr. 27 der Kunst-
chronik), ist von einigen Lesern der Kunstchronik sür bare
Münze genommen, weshalb wir nachträglich auf die Schellen-
kappe des betreffenden Kunstkritikers aufmerksam machen.

x.— Nationale Ausstellung zu Berlin 1888. Während
die Großindustriellen Rheinlands und Westfalens sich bisher
ablehnend gegen die Nationalausstellung verhalten haben,
hatte der Centralgewerbeverein für Rheinland-Wsstfalen sich
für die Unterstützung des Unternehmens ausgesprochen und
fich an den Vorstand des Vereins zur Wahrung der gemein-
famen wirtschaftlichen Jnteressen in Rheinland und Westfalen
unter Darlegung seiner Gründe für die Beschickung der Aus-
stellung mit der Anfrags gewandt, ob der genannte Verein
geneigt sei, für die Förderung des Unternehmens einzutreten.
Das Antwortschreiben des Vorstandes lautet zwar verneinend,
giebt aber zu, daß die Ausstellung sür das Kunstgewerbe
von Nutzen sein werde und daß er, sofern der Central-
gewerbeverein nur die Jnteressen des Klein- und Kunst-
gswerbes im Augs habe, seinen Bemühungen für das Zu-
standekommen und die Beschickung dsr Ausstellung nicht in
den Weg trsten werde. Man kann die Haltung des Vor-
standes in dieser Frage nur billigen und wünschen, daß der
geplanten Ausstellung ein rein kunstindustrieller Charakter
verliehen werden möge, insofern die Großindustrie Mittel
und Wege zur Genüge besitzt, um für ihre Erzeugnisse den
Markt zu gewinnen.

Zeitschriften.

I-'^rt. Nr. 52«.

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