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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.5792#0268

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523

Kunsthistorisches. — Kunst- und Gewerbevereine.

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auf der ganzen Akropolis bis zur Tiefe des natürlichen Fel-
sens durchgeführt werden sollen. — Die während des ver-
flossenen Wintsrs von seiten der archäologischen Gesellschaft
an der Stelle des abgebrannten Bazars (der sogenannten
alten Agora) vorgenommenen Ausgrabungen haben zur Auf-
deckung einer ausgedehnten Badeanlage aus spüter Zeit mit
zum Teil noch erhaltenen Mosaiken geführt. Die zahlreichen
dabei gemachten Funde von Skulpturen, Jnschriften u. s. w.
enthalten im ganzen wenig Bedeutendes. — Zum Zwecks der
Feststellung des Grundrisies hat das deutsche archäologische
Jnstitut durch vr. Dörpfeld Ausgrabungen in dem alten
Tempel zu Korinth, sowis im Dionysostheatervon Athen
vorgenommen, deren Ergebnisss demnächst veröffentlicht wer-
dsn sollen. — Or. Schliemann gedenkt in einigen Tagen
Ausgrabungen in Lebadeia und Orchomenos in Angriff
zu nehmen. Schließlich sei der dankenswerten Fürsorge er-
wähnt, welche man seit einiger Zeit den bisher so sehr ver-
nachlässigten altchristlichen und byzantinischen Kunstwerken
zuzuwenden beginnt. Von seiten der Regierung ist ein eige-
ner Ephoros für dieselben eingesstzt worden unb ein Museum
der christlichen Archäologie befindet sich im Werden,
dem eine gedeihliche Entwickelung zu wünschsn niemand, der
für den bislang wissenschaftlich kaum verwerteten Reichtum
Griechenlands an Werken der erwähnten Kunstperioden Sinn
besitzt, umhin wird können.

Aunsthistorisches.

Z»r Kenntnis bcs Landschastsmalers Lodcwyk de Vaddcr.
Mit der Herausgabe meines Münchener Handzeichnungs-
werkes beschäftigt, sah ich mich genötigt, dis auf L. de Vadder
bezüglichen Lebensdaten zu prüfen. Da mir das angegebene
Geburtsjahr 1560 unmöglich vorkam, wandte ich mich an
meinsn liebenswürdigen Freund H. Hymans in Brüssel, ob
er mir nicht die richtigen Daten verschaffen könne, da
de Vadder seiner Kunstweise nach beträchtlich später geboren
sein müsse und als ein unmittelbarer Vorgänger des Jacques
d'Arthois zu betrachten sei. Herr Hymans hatte die Güte,
die Brüsseler Akten durchzusehen, und sandte mir folgende
Ermittelungen:

?arois8s äs lo, Obaxsllo. 8. ll.piil 1605: I-ouis, üls
äs Killss cls Vackäsr st äs NarAusrits Ooex. karraiu:
l-ouis äs Villart; marraius: Os.tsIius äs Vaääsr.

Oiläs äss ksiulrss: Aaitrs Is 15 Nai 1628, I-ouis,
üls äs Oiliss äs Vaääsr äs Lruxsliss.

karoisss äs Laiuts Ouäuis. 1655 äsu 10. ^.UAUst:
ssu iz-elc mot 6 priestr iu äs krslcersu Lsrolcö (d. i.
Dominikanerkirche) 8r Ouäovious äs Vaääsrs vau bz: äs
Visoiimört (Fischmarkt).

Jm Jahre 1653 hatte de Vadder den Jgnatius van der
Stock als Schüler aufgenommen.

München, 18. April 1886.

Wilhelm Schmidt.

Aunst- und Gewerbevereine.

V. — Haniwver. Kunstgewcrbcverein. Was in Deutsch-
land jetzt überall zur Erkenntnis gelangt ist, die zwingende
Notwendigkeit des Studiums der alten Kunstgewerbearbeiten
für die Fördsrung der neuen, hat hier endlich auch zur
Gründung einss Kunstgewerbevereins geführt. Vor allem
war es der gänzliche Mangel an einsr öffentlichen Sammlung
für solche Zwecke, welcher Ende vorigen Jahrss eine kleine
Zahl von vornehmlich auf diesem Gebiete thätigen Männern
veranlaßte, die Gründung eines Kunstgewerbemuseums zu
unternehmen. Aus der Reihe der dazu nötigen Besprechun-
gen, Versammlungen und Vorarbeiten ist der neue „Kunst-
gewerbeverein" entsprungen, der jstzt im alten Rathause eine
Stätte für seine Sammlung gefunden hat. Den Grundstock
bilden die vorzüglichen alten kunstgewerblichen Arbeiten, die
der verstorbens Oppler als Mustsr für sein Ätelier zusammen-
getragen hatte, worunter vornehmlich die Arbeiten in
Schmiedeeisen sehr zahlreich sind. Schenkungen, Gönner und
Mitglieder(bisher ca. 300) haben sich in reicher Zahl gefundsn,
so daß, wenn das vorläufig natürlich noch kleine Museum
eröffnet werden wird, wohl auf einen reichen Bestand an
Arbeitsn, Mitteln und Mitglisdern zu rechnen ist. — Daß
der Vsrein auch in anderer Weise jsde Seits des Kunst-

gewerbes zu pflegen entschlossen ist, wie durch Vorträge,
Preisausschreiben u. s. w., ist selbstverständlich. — Unter den
Beteiligten, an deren Spitze Hase getreten ist, finden sich so
ziemlich alle Namen, die für Hannover hierin Bedeutung
haben, wis Götze, Wallbrecht, Hohl, Schaper, Cullmanii,
Haupt, Narten, Koken rc. An dem glücklichen Erfolg des
Ünternehmens, den wir von Herzen erwünschen müssen, ist
wohl nicht zu zweifeln.

8. Archäologische Gesellschast in Berlin. April-Sitzung.
Zur Aufnahme vorgeschlagen wurde Herr Arsenieff, Sekretär
der russischsn Botschaft, ausgeschieden ist Herr Justizrat
Müller. Zur Vorlage kamen u. a.: Schneider, Der troische
Sagenkreis in der ältesten griechischen Kunst; Brueckner,
Ornament und Form der attischen Grabstelen; Morgenthau,
Zusammenhang der Bilder auf griechischen Vasen. — Herr
Weil weist darauf hin, daß in Amaury-Duvals Souvenirs
lParis 1885) Mitteilungen enthalten seien über die wissen-
schaftliche Expedition, welche dieFranzosen 1829 nach Griechen-
land entsandt haben, während ihre Truppen Morea besetzt
hielten. Der Verfasssr des Buches, ein Schülsr Jngres', war
in jungen Jahren als Maler der archäologischen Sektion zu-
geteilt gewessn und hat Mai und Juni 1829 an den Aus-
grabungen in Olympia tsilgenommen. — Herr Conze legte
die Mitteilung Waldsteins in der Pall-Mall-Gazette über die
auf der Akropolis von Athen gefundenen archaischen Statuen
vor und machte auf die Veränderungen in den periodischen
Publikationen des kaiserlich deutschen archäologischen Jnsti-
tuts aufmerksam, unter Hervorhebung der Umstände, welche
die neue Einrichtung zweckmäßig erscheinen lietzen. — Herr
Petersen berichtete als Teilnehmsrüberdie beiden archäo-
logischen Expeditionen des Grafen Lanckoronski nach
dem südlichen Kleinasien, welche in den Jahren 1884
und 1885, im Anschluß an die österreichischen Expeditionen
nach Lykien, das alte Pamphylien und Teile Pisidiens
genauer zu erforschen zur Aufgabe hatten. Unter Vorlage
von Plänen, Kartenskizzen und Photographien ^— die archi-
tektonischen Aufnahmen werden in der Publikation 102Tafeln
süllen — wurden fünf pamphylische Städte: Adalia (Attaleia),
Side, Aspendos, Sylleion und Perge besprochen und an ein-
zelnen Ergebnissen hervorgehoben die Aufnahme der Be-
festigungen von Adalia — außer Resten römischer Zeit (dar-
unter dsr Bogen Hadrians) ein Stück vielleicht älteren Ur-
sprungs; — in Sydes: ein vor dsm Haupthor gelegener,
reich gefchmückter Fontainenbau, das Thor selbst, die mit
Säulenhallen eingefaßten Straßen, ein freier von öffentlichen
Gebäuden umgebener Platz am Meere, das Hafenbaffin, zwei
marktähnliche Anlagen mit Säulenhallen und ein exedraarti-
ger Einbau des Theaters; in Aspendos, von dessen berühm-
tem Theater auf elf Tafeln eine neue Aufnahme gegeben
werden soll, die großen aber späteren Bauten der Unterstadt
und der Markt der Hochstadt mit seinen umliegenden Bauten;
in Sylleion: ein aus der Gräbsrstadt im Südwesten durch
Befestigungen hindurchgeführter, rampenartiger Aufgang und
zwei auf der Burg gelegene ins dritte und vislleicht vierte
Jahrhundsrt hinaufreichende Gebäude noch ungewifser Be-
stimmung. — Jnschriften in pamphylischer Mundart und
Schrift fanden sich nur in Aspendos und Sylleion, geringen
Umfanges, von Grabstelen und Statuenbasen —; in Perge
endlich, wo das Artemisheiligtum vergeblich gesucht wurde,
die aus verschisdenen Perioden herrührenden Befestigungs-
anlagen. — Herr Conze hatts die Restaurationszeichnungen
.und Photographisn Prof. Hausers in Wien ausgestellt, welche
von Herrn Haufer dargeliehen waren, um die von demselben
geleiteten Herstellungsarbeiten am Dome vonSpalato
besser zu veranschaulichen. Der Vortragende gab an der
Hand des in den „Monatsblättern des wissenschaftlichen
Klubs" in Wien gedruckten Vortrages von Haufer einen Ab-
riß der Geschichte der Erbauung, Zerstörung und Wiederher-
stellung des genannten Baues. Nachdem im vorigen Jahre
die Herstellung des Jnneren vollendet sei, wsrde jetzt an die
Arbeiten am Glockenturm dis Hand gelegt.

x. — Der Kunstverein zu Salzburg wird außer der
Verlosung am Ende des Jahres noch eine zweite Verlosung
veranftalten, wozu Lose zu 50 Kreuzsr ausgegeben werden.
Zu diesem Zweck wird eine weitere Sammlung von Bildern
angekauft werden, und zwar nur solche, welche sich in der
Kunstausstellung befinden. Es geschieht dies, um den aus-
stellenden Künstlern einen erhöhten Vorteil zu bieten.
 
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