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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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Galland, Georg: Der Frans Hals der holländischen Architektur
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https://doi.org/10.11588/diglit.5792#0323

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21. Iahrgang.

Nr. 38.

1885/86.

Aunstchronik

1. Iuli.

Mochenschrift für Aunst und Aunstgewerbe.

Ankündigungsblatt des verbandes der deutschen Runstgewerbevereine

Herausgeber:

Larl v. tntzow u»d Arthur j)abst

wien Berlin, XV.

Therestanumgasse 2S. Aurfürstenstraße S.

Lxpedition:

Leixzig: L. A. Seemann, Gartenstr. Z5. Berlin: W. ks. Uühl, Jägerstr. 72.

Die Kunstchronik erscheint oon Oktober bis Lnde guni wöchentlich, im Iuli, August und September nur aller ^ Tage und kostet in verbindung
mit dem Kunstgewerbeblatt halbjährlich 6 Mark. — gnserate, L 30 j)f. für die dreispaltige jDetitzeile, nehmen außer der Verlagshandlung
die Annoncenexpeditionen von Haasenstein L vogler in Leipzig, wien, Berlin, München u. s. w. entgegen.

Wührcud dcr Sommcrmonate crschciut die Knnstchrouik nnr aller 14 Tage.


Der Frans hals der holländischen Architektur.
von Gcorg Galland.

Wer von deutschen Lesern kennt Lieven de Key
Lievensz? Jch führe hier von diesem jüngst ent-
deckten Baumeister, zunächst mit Bezug auf sein Haupt-
werk, die Fleischhalle zu Haarlem Z einige Notizen
vor, die den Bemühungen des llnterarchivars C. I.
Gonnet, zu verdanken sind. Soviel ich weiß, sind
sie nur im „Opmerker", einer in Amsterdam erschei-
nenden Architekturwochenschrift, die in Deutschland
kaum bekannt scin dürfte, veröffentlicht worden und
zwar als Jnhalt einerZuschrift von Victor de Stuers.

Nach der mir auch von Herrn de Stuers persvn-
lich zugegangenen Mitteilung befindet sich ini städti-
schen Archiv zu Haarlem ein Register von Beschlüffen
der Vroedschap (des Rates), in welchem steht, daß man
sich am 11. Oktober 1601 entschlossen habe, eine neue
Fleischhatte zu bauen und dazu einige Häuser anzu-
kaufen. Am 28. November 1601 wurden der Vroed-
schap zwci Pläne Lievens de Key vorgelegt, welcher
staäs mot8slaar eii steenliornvor zu Haarlcm war.
Der cine Entwurf, desseu Ausführung etwas billigcr
veranschlagt war, zeigtc statt nordischer Giebel-
bekrönungen — antike Frontispize. Der andere war
der bald nachher zur Ausführung gelangte Entwurf
mit höchst originetten Giebelbildungen. Es entsprach
vottkommen der kräftig aufblühcnden Zeit, daß man
damals in Haarlem von den Bauformen, welche die
Rcnaissance Jtaliens vermittelte, nichts wiffen wottte.

Der erste Stein zur Fleischhatte wurde am 6. Juni

1) Abbild. bei Ewerbeck, Renaissance in Holland XI,
Taf. 2—L.

1602 gelegt und am 22. April 1603 bereits die Blei-
bedeckung des Daches vorgenvmmen. Die Bauzeit des
Ganzen betrug mithin, trotz der drei prächtigen Fassaden,
nur etwa elf Monate. Lieven de Key wurde in dieser Zeit
von dem Stadtzimmermeister Claes Pietersz. assistirt.

Das Jnnere der Fleischhalle, in welchem heute
die Hauptwache der Garnison etablirt ist, ist bis auf
den teilweisen Abputz der Gewölbe und Wände un-
verändert geblieben. Merkwürdigerweise wird diese
einfache Halle bei der Betrachtung des reichen Außen-
bildes gewöhnlich vergessen. Wir haben hier einen
länglichen Raum von 30,5 in Tiefe bei 14,1 m Breite.
Sechs freistehende Rundsäulen teilen denselben in zwei
Schiffe. Über den Säulen und den entsprechenden
Kragsteinen an den Wänden erheben sich die flachen
Gewölbe der Decke, die von Stichkappen durchschnitten
sind. Die umfangreichen Wandkonsolen (mit Halb-
säulenkapitälen), die teils aus Backstein, teils aus
Sandstein gearbeitet sind, überraschen durch eigenartige
Form, ebenso die dorischen Kapitäle der Rundsäulen
mit ihren angesetzten Konsölchen, von denen die ge-
mauerten Längsgurte der Gewölbe aufsteigen. Jch
gebe diese kurze Beschreibung der Halle nur als Er-
gänzung der von mir bereits an andcrem Orte ge-
brachten Mitteilungen über vorliegende Bauschöpfung ü-

Die dort gleichzeitig gestellte Frage nach anderen
Leistungen des Nrhebers der Fleischhalle zu Haarlem,
eine Frage, die vor Jahren offen bleiben mußte, glaube
ich jetzt mit einigen wissenswerten Beiträgen beantwor-
ten zu kvnnen.

0 „Die Renaissance in Holland rc." Berlin 1882
S. 66—72 nebst Abbildgn.
 
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