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Universität Wien / Institut für Österreichische Geschichtsforschung [Hrsg.]
Kunstgeschichtliche Anzeigen — 1913

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Nr. 1/2
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Tietze-Conrat, Erica: Ueber Handzeichnungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.51383#0053
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Ueber Handxeichnungen.
Von E. Tietze-Com-ai.
Die folgenden Erörterungen sind durch den Aufsatz F, M.
Flaberditzls „Ueber Handzeichnungen“, der im 4. Heft der graphi-
schen Künste 1913 erschienen ist, angeregt worden; sie stellen nur
den Versuch dar, die Zeichnung gegen die anderen Flächenkünste
abzugrenzen und die ihr allein zukommenden Eigenschaften zu
charakterisieren. Daß dieser Versuch mehr in Form einer parallelen
Darstellung als einer kritischen Behandlung geschah, folgt aus
der freien Disposition von Haberditzls Aufsatz, die sich dem sonst
üblichen Verfahren entzog.
Die große Mannigfaltigkeit der Zeichnungsarten bringt Ueber-
gangsstücke zu den verschiedenen Zweigen der reproduzierenden
Künste einerseits und zum Gemälde andererseits. Die Mehrzahl der
Zeichnungen zeigt eine Reduktion der Farbenskala und die Verwer-
tung des Papiers wie das graphische Blatt; noch kommt manches
dazu: die Federzeichnung ähnelt in der Wirkung dem Stich oder
der Radierung, die Kohlenzeichnung der Lithographie, andere Tech-
niken der Zeichnung und graphischen Kunst erstreben die möglichste
Uebereinstimmung der Erscheinung. Das wesentlich Trennende in
den Komplexen von Eigenschaften, die das KunstwerkZeichnung und
das Kunstwerk graphisches Blatt ausmachen, ist eine ethische Kom-
ponente: die Einmaligkeit der Erscheinung, die die Zeichnung be-
sitzt, Durch sie wird auch die Stellung der Zeichnung zwischen
Künstler und Publikum bestimmt; und diese eigenartige Stellung
ist wieder rückwirkend auf künstlerische Komponenten, auf die
selbstverständliche Subjektivität der formalen oder inhaltlichen
Ausdrucksweise. Die Einmaligkeit der Erscheinung nähert die Zeich-
nung dem Gemälde. In wenigen (polaren) Fällen, unterscheidet sich
die Zeichnung von dem Gemälde nur durch die Verwendung des
 
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