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Universität Wien / Institut für Österreichische Geschichtsforschung [Hrsg.]
Kunstgeschichtliche Anzeigen — 1913

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Nr. 3/4
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Tietze-Conrat, Erica: Die Linearkomposition bei Tizian
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https://doi.org/10.11588/diglit.51383#0096
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Die Linearkomposition bei Tizian.
Von E. Tietze-Conrat.
Dreiecksaufbau. Parallelschrägen. Bereichertes Dreieck. Rechteckige Um-
fassung. Vertikalenkomposition. Perspektivischer Augenpunkt und inhalt-
licher Mittelpunkt. Die gerade Abschlußwand. Parallele und Schrägen zum
Rahmen im Porträt, beim liegenden Frauenakt. Frontalkomposition. Rahmen-
parallele und Gegensatz zum Rahmen in der Landschaft. Die aufwärtsfliegende
Figur. Der Typus der abwärtsfliegenden Figur. Der Typus des sitzenden weib-
lichen Rückenaktes. Zusammenfassung.
Motto: Jedes Gemählde ist im Grunde weiter
nichts als eine Tafel von einem Buch,
das der Anschauende selber machen
muß; und dies wird gut oder schlecht,
nachdem das Hirn ist. Der Mahler
kann höchstens uns die Hauptkapitel
dazu andeuten. (Heinse.)
Weil Tizian lange und stetig fruchtbar leben sollte, so waren
ihm auch lange Lehrjahre vergönnt, das von der vor angegangenen
Zeit Erworbene für sich zu erleben, in dem Erdreich, das andere
bereitet haben, fest Wurzel zu fassen, um dann in reifem Alter das
völlig Eigene zum Licht zu heben, Giovanni Bellini, Giorgione und
der ältere Palma werden genannt; von diesen sind kompositionelle
Schemata, die Typen der Dargestellten, der Ausdruck der Land-
schaft in Tizians Jugendwerke übergegangen, in die Malerei Gior-
giones hatte der Lernende sich so innig eingelebt, daß er das un-
vollendete Bild der Venus zum ungeteilten Ganzen abschließen
konnte. Am äußerlichsten sind die Zusammenhänge mit Palma;
neben der bestechenden Uebereinstimmung der Typen einiges Kom-
positionelle: Tizians frühe Konversationsbilder in Paris und Ma-
 
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