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Universität Wien / Institut für Österreichische Geschichtsforschung [Hrsg.]
Kunstgeschichtliche Anzeigen — 1913

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Nr. 3/4
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Dvořák, Max: [Rezension von: Marie Luise Gothein, Geschichte der Gartenkunst]
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https://doi.org/10.11588/diglit.51383#0140
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126

Marie Luise Gothein, Geschichte der Garten-
kunst. Herausgegeben mit Unterstützung der königl. Akademie
des Bauwesens in Berlin. Verlag E. Diederichs in Jena, 1914. 4°.
2 Bde. Mit 446 und 505 S.
Mit großer Vorliebe haben sich in den letzten Jahrzehnten
besonders in England Frauen mit Gärten, ihrer malerischen und ge-
schichtlichen Darstellung beschäftigt. Die Vorliebe des vorigen Jahr-
hunderts für lyrische Naturstimmungen und das Feminine der
Biumenpflege mochte ihnen diesen Stoff als besonders geeignet für
eine künstlerische und literarische Ausfüllung ihrer Mußestunden
haben erscheinen lassen. Mit diesen modernen Evelinen hat Frau
Gothein nichts zu tun. Ihre zwei umfangreichen, reich illustrierten
Bände sind das Werk einer profunden Gelehrtenarbeit. Mit unend-
lichem Fleiße und mit großer Ausdauer, wie auch auf Grund einer
erstaunlichen Belesenheit und Vertrautheit mit dem Materiale der
Gesamtentwfcklung der Gartenkunst von ihren geschichtlichen An-
fängen bis auf den heutigen Tag wurde darin gesammelt, was sich an
bedeutsamen Quellen und Denkmälern für die Geschichte der Gar-
tenkunst von ihren Anfängen bis in die Gegenwart erhalten hat. Das
riesige Material wurde mit Umsicht und kluger Berücksichtigung
des Wesentlichen zu einer klar und gut geschriebenen Darstellung
verarbeitet, die eine wissenschaftliche Kultur bezeugt, wie sie in der
Gartengeschichte nicht gar zu häufig ist.
In der Erörterung der eigentlichen Probleme hat sich
die Verfasserin, wie es scheint, mit wohlbedachter Absicht
eine gewisse Einschränkung auferlegt. Sie verfolgte, ohne
sich in kulturgeschichtlichen Einzelheiten zu verlieren, den
formalen Gesamtcharakter des Gartens in seiner geschicht-
lichen Entwicklung, doch unterließ sie es bis auf wenige Ausnahmen,
dessen Zusammenhänge mit der allgemeinen Stilentwicklung zu
untersuchen, wie es für bestimmte Perioden von Wölfflin oder
Riegl vorbildlich durchgeführt wurde. Die Anregungen, die die
Kunstgeschichte aus solchen Untersuchungen empfangen könnte,
wenn man sie auf den ganzen Verlauf der Geschichte des Gartens
ausdehnen würde, wären überaus groß,
Ich weiß, daß manche Gründe für diese Zurückhaltung ange-
führt werden können. Es gibt große Perioden der allgemeinen
Kunstentwicklung, die noch immer fast ausschließlich nur antiqua-
risch erforscht wurden und bei denen wir vorläufig weit davon ent-
 
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