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Universität Wien / Institut für Österreichische Geschichtsforschung [Hrsg.]
Kunstgeschichtliche Anzeigen — 1913

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Nr. 1/2
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Dvořák, Max: [Rezension von: Friedrich Winkler, Der Meister von Flémalle und Rogier von der Weyden. Studien zu ihren Werken und zur Kunst ihrer Zeit mit mehreren Katalogen zu Rogier]
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https://doi.org/10.11588/diglit.51383#0076
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Friedrich Winkler, Der Meister von F1 e-
m alle u ndR ogier van der Wey den, Studien zu
ihren Werk enundzurKunstihrerZeitmitmehre-
renKatalogen zuRogier. Mit 25 Lichtdrucktafeln, Straß-
burg, J, H, Ed. Heitz 1913. 4° („Zur Kunstgeschichte des Auslan-
des“, Heft 103.) S. 204,
Die Erforschung der Anfänge der altniederländischen Malerei
schien seit Jahren auf einem toten Punkt angelangt zu sein. Denn
alles, was darüber geschrieben wurde, blieb in den Grenzen eines
engen Kombinationsspieles. Man konnte leicht den Eindruck haben,
daß man, und zwar in den wichtigsten Fragen, über Vermutungen
nicht hinauskommen werde. Winklers Arbeit, die sich so bescheiden
präsentiert, hat diese Stagnation überwunden und zeigte den Weg,
auf dem man weiter gelangen kann. Sie bereicherte vor allem,
was ja unter allen Umständen und überall ein bleibender Gewinn
ist, die monumentalen Quellen der altniederländischen Malerei
nicht etwa durch zufällige Funde, sondern durch die Gründlichkeit
der Untersuchung, die sich auch auf ein Material erstreckte, das
bis dahin wenig Beachtung fand. Die altniederländischen und alt-
französischen Meister waren nur zum Teil Tafelmaler, ihre über-
wiegende Mehrzahl hatte im handwerksmäßigen Betrieb dekorative
oder kunstgewerbliche Arbeiten zu besorgen, denen sich auch füh-
rende Künstler nicht ganz entziehen konnten. Diesem mittelalter-
lichen Betrieb gegenüber war die Tafelmalerei um die Wende des
14. und 15. Jahrhunderts eine Luxuskunst. Sie wurde nur von wenigen
Meistern gepflegt und von vorneherein auf eine nicht allzugroße
Zahl von Werken beschränkt, die aber um so berühmter wurden,
und als eine nicht nur persönliche, sondern auch allgemein sachliche
Bereicherung der Kunst zu mehr oder weniger treuen Repliken und
Nachahmungen Veranlassung gegeben haben, wie einst die Werke
der großen griechischen Maler und Bildhauer: mit dem Unterschiede,
daß bei den letzteren die zeitlichen und stilistischen Diskrepanzen
der Kopien viel größer und Rückschlüsse auf die Originale viel
schwieriger sind als bei altniederländischen Tafelgemälden, Aus
solchen Repliken vermochte Winkler mit Erfolg einige verlorene
Bilder des Meisters von Flemalle und Rogier van der Weyden zu
rekonstruieren und vermehrte dadurch, da es sich zum Teil um
Werke handelt, für deren Ruhm und Einfluß schon die Häufigkeit
der Nachahmungen spricht, unsere Denkmälerkenntnis ganz wesent-
 
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