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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 1.1885

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Beiträge zur Geschichte der Kunsttöpferei, [3]: zur Geschichte der Porzellanfabrik in Frankenthal
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https://doi.org/10.11588/diglit.3679#0122

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112

Veitrnge zur Geschichte der Kunsttöpferei.

80N U8LA6 8N kg.yon äg prgpnrgr 1s Xodolät,
ä'ötrs xsint sur I'smnllls nvso äs I'kuils äs 1u
sxigus (Ssticköl, Lavendelöl)." Dc>s letztere
Geheimnis, hcißt es in eincm gelegentlich dcr
Verhandlnngen crstatteten Gutachten, crscheine
nm so wichtiger, als man in den Stand gesetzt
würde, „die Schönheit des blauen Porzellans
der Fabrik zu Sbvres, womit sie bisher vor-
ziiglich allcr anderen gepranget, wo nicht zu
iibcrtrefsen, doch solcher ganz nahc zu kommen."')
— Und auch weiterhin scheint man sich stets
technischer Vcrvollkommung bcstrebt zu haben;
so machte der Jnspcktor Feplner, wie cs in
cincm Bericht von 1799 heißt, „manche Erfin-
dung, dic königsblaue Farbe, dic schwarze Farbe
untcr der Glasur, mehrfarbiges Gold changeaut,
und die crhabcne Verguldnng ü guulrs ooulsurs
in Matt und Glauz der Fabrik zu eigen"; auch
verbesserte er die Porzellanmasse.
Aber es schwebte ein eigener Unstern über
der Fabrik: fortwährende Schwicrigkeitcn inner-
halb des Personals, allerlei Unvrdnuugen, Kassen-
unterschlagungcn und ähnliches wechselte mit ein-
auder ab. Auch der finanzielle Ertrag ließ
audauernd zu wünschen übrig, obwohl man aÜes
versuchte, nm dcn Absatz zu heben. Man ver-
anstaltete wiederholt, z. B. 1773 und 1780,
Porzellan-Lottcrien; man ließ öffentliche Vcr-
steigerungen in Mannheim, Frankfurt a. M-,
Amsterdam, Hamburg rc. vornehmen, errichtcte
Niederlagen in München, Aachcn, Livorno, Bascl,
Frankfurt a. M., Amstcrdam, setzte die Preise
herab rc. Trotzdeni waren die Zuschüsse der knr-
fürstlichen Kasse im Jahre 1780 insgesanit be-
reits auf 156649 Fl. angelausen. 2n dcm
Kriege mit Frankreich hatte die Fabrik viel
zu leiden: wicderholte Kontributionen wurden
ihr auserlegt, 1797 wurde sie sür französisches
Nationaleigcntum erklärt und endlich, nachdem
sie durch eincn gewissen van Rccum nach Mann-
heim verlegt war, durch dcn Kurfürstcn Max
Josef am 27. Mai 1800 aufgelöst. Von dem
Personal wurdeu einige Maler, Bossirer, Bren-
ner und Dreher nach Nymphenburg an die dor-
tige Fabrik vcrsctzt, die librigen entlassen. Das
im Magazin zu Mannheim besindliche und 1794

1) Dsn sür die Fabrikation des blauen Porzellans
so nnchtigen Kobalt bezog man damals hauptsnchlich
aus Schweden. Doch war das mit groher Gefahr
verknüpft; denn dort war dessen Ausfuhr aus Nück-
sicht auf die einheimische Fabrikation bei Todesstrafe
oerboten.

von Frankenthal dahin gebrachte Porzellan wurde
1798 daselbst versteigert oder nach München ge-
bracht. Diese Reste bildcu daselbst jetzt eincn
wertvolleu Teil der Porzcllansanimluugeu des
bahcrischen NationalmuscumS.
Zur Fabrikation dcs Frankcnthaler Por-
zellans wurde insbesvndere Passauer (Obcrzcller)
und Alzeier Erde, seit den 90 er Jahren auch
Steine und Erde aus Limogcs verwandt. Trotz
der viclcn, oben angcdcuteten Schwicrigkeitcn
fand es doch eine weite Verbreitung und stand
hoch im Wertc. Einem gedruckten Vcrzcichnissc
„des laufcnden PrciscS iiber alle Gattungen
Porzellanwaren" vom 2. Juni 1777 sind eine
ganze Neihe interessanter Angaben über dic Gat-
tungen von Porzellan, wclchc verfertigt wurdeu,
die Malerci nnd über dic Preise dcr eiuzelnen
Gattungen, zu entnehmeu, welches a. a. O. teil-
weise abgedruckt ist.
Außer. Kaffee-, Thee- und Tafelservicen,
überhaupt Speisegeschirr, wurdeu fabrizirt Kruzi-
sixe, Wcihwasserkessel, Ilhrgehäuse, Lcuchter, Vasen,
Tabatisres, Etuis:c.; „Pusirte" Waren mit natür-
licher Staffage in Farbe und Gold und zwar ein-
zelne Figuren und Gruppen, von denen wir, als
Jllustratiouzu den heutigen Preisen, einige Preis-
angaben mitteilcn, darunter die vier Jahres-
zeiten" 6 Fl., „Dic spanischcn Biusikanten" in
drei Figuren 15 Fl., „Die Geburt dcs Bacchus"
16 Fl., „Die Europa" 16 Fl., Jagdgruppe mit
Jäger, Pferd, Hund und Hirsch 18 Fl., Venus
liegend, mit zwei Sathrn 20 Fl., „Apollo und
Daphne" 20 Fl., „Vcrmählung des Mars nnd
der Veuus" 25 Fl., „Die Grazicn" 30 Fl.,
„Diana und Endhmion" 30 Fl., „Alceste" 45 Fl.,
Concordia oder dic große Phramide 60 Fl.
Diesen Preisen entsprcchend war auch der Wert
der auf Lager befindlichcn Wareu immer ein
sehr bedeutender; im Jahre 1780 z. B. wurde
er auf 150000 Fl. geschätzt.
Soviel aus diesen Mitteiluugen; wir fügen
nur noch den Wunsch bei, daß die angesührte
Arbeit recht bald gleich gute Nachfolger sinden
möge. Die Archive fast aller Länder sind jetzt
in der liberalsten Weise zugänglich gemacht, die
großen neucren Forlschrittc in dcr kunstgcschicht-
lichen Erkenntnis sind außer der besseren und
eindringenderen Methode vor alleni archivali-
schen Studien zu danken, möchten dvch die letz-
tcren nnumehr sich auch recht eindriuglich aus
die Erforschung der Geschichte des Kunstgewerbes
richten.
 
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