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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 1.1885

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Pabst, Arthur: Weitere Werke des Christoph Jamnitzer
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https://doi.org/10.11588/diglit.3679#0140

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I3N

Weitere Werke des Christoph Jamnitzer.

fahren, welches der Meister auch an dem Lenler des
früher erwähnten Elefanten angewendet hat, wie
denn überhaustt der Gebrauch der Lackfarben an
Stclle des Email in der Silberschmiedeknnst der
Renaissance ein sehr ausgedehnter war. Auch
die an dem Elefanten nnd in den Ornament-
stichen Christophs vfter wiederkehrenden Schellen
finden sich an dem Mohrenkops als Ohrringe
verwendet. Das Gefäß ist 52,5 om hoch und
befindet sich im Schlvß Moritzburg bei Dresden.
Ohne weiteres springt es in die Augen,
daß die sehr eigentiimliche Form des Gerätes
keine zufällige ist, sondern aus cinem ganz be-
stinimten Grunde gewählt sein muß. Rosenberg
dachte mit Rücksicht auf den Ansbewahrungsort
an den heil. Mauritius, der ja häufig als Mohr
gebildet wird, und wvllte das ll' in der Haar-
binde auf die thebäische Legion beziehen. Näher
würde eine Beziehung auf die Familie Tucher
liegen, welche bekanntlich einen Mvhrenkopf im
Wappen führt, wobei das 1 als Anfangsbuch-
stabe des Namens seine Erklärung sände. Auf
die richtige Dentnng hat mich jedoch Herr Ge-
heimrat Dielitz gebracht, welcher mir erklärte, daß
das Gefäß „bestimnit und jede andere Deutnng
ausschließend das Wappen der Flvrentiner Fa-
milie Pucci vvrstellt". Die in der Binde erschei-
nenden drei 1-förnngen Zeichen sind keine Bnch-
staben, svndern ursprünglich Hämmer, haben also
mit dem Namen nichts zu thun *). Zu dieser Be-
ziehung auf eine Florentiner Familie stinimt nun
auch das oben erwähnte Wappen eines Zweiges
der Strozzi-Familie, so daß wir in dem Pvkal
ctwa ein Geschenk der einen Familie an die an-
dere erblicken dürsen. Leider läßt sich eine be-
stimmte Veranlassung, welcher das Stück seine
Entstehung verdanken könnte, nicht nachweisen.
1) Das Wappen dsr Pucci zeigt einen Mohren-
kopf im sllbernen Felde, in der Kopfbinde die er-
wähnten Hämmer. Letztere angeblich (l-itta, lamiAlio
volsbri italiani; luooi <li lkirsniis. lav. 1) weil die
Ahnsn des Geschlechts das ehrsame Tischlerhandwerk
trieben, oder wegen der drei Hammerschläge, welche
Kardinal Lorenzo Pucci beim Öffnen der xorta sants,
im Jubiläumsjahr 1525 that. Später verlor sich die
Erinnerung an die ursprünglichs Bedeutung derZeichen,
man sah in ihnen ein 1 uud legte denselben sogar
das Motto: Ismpori, Isinpors,, Isinxsia. unter, ob-
wohl dsr alte Wahlspruch der Familie „oanclicla pras-
oorclia" lautete.

Die einzige enge Beziehung, in welche die Fa-
milien Pucci und Strozzi zur Zeit des Christoph
Janinitzer traten, ist die Vermählung der Maria
Pncci, Tochtcr des Florentiner Senators Niccolo
Pucci, mit Filippo Strozzi, Sohn des Senators
gleichen Naniens, am 1. Februar 1615. (Intta
l.o.) Jedenfalls haben wir es aber eher mit einem
sür die Pucci gearbeitetcn, Vvn den Strozzi ge-
schenkteni Werke zn thun als umgekehrt. Jn.das
Taselgeschirr dcr Familie Pucci paßte der Pokal
gewiß trefflich hinein, denn sie besaß ein kost-
bares, niit ihrem Wappen gcschmücktes Majolica-
Service, von dcm mir hin nnd wieder Stücke
begegnet sind ^).
Sehr interessant, wenn auch nicht ausfallend
ist jedenfalls die Thatsache, daß sich einc italie-
nische Fanülie von eincni deutschen Meister in
Nürnberg einen Pokal anfertigen läßt: wir
finden sonst oft den umgekehrten Fall, daß
sich deutsche vornehme Familien ihre Tasel-
Services in einer italienischen Majolicasabrik
machen lassen. Daß Christoph Jamnitzer, von
dessen Leben wiv ja so wenig wissen, etwa in
Jtalien gewesen ist, wäre ja nicht unmöglich:
die vereinzelte Arbeit für eine italienische Familie
und die italienische Forni des Vornaniens auf der
Wiener Schüsscl reichen freilich nicht hin, auch nur
eine dahingehende Vermntuiig zu rcchtsertigen.
Schließlich bin ich in dem vorigen Artikel
nicht eingegangen auf eine von Bergau (Wart-
burg VIII, 138) aufgestellte Behauptung, daß
zwei silberne Pvkale des Grünen Gewölbes
(IV, 290 und 294 des neuen Katalogs) in Ge-
stalt eines Himmcls- und Erdglobus von St.
Christoph resp. eincm Atlas getragen, von Chr.
Jamnitzer begonnen resp. vvn Jeremias Ritter
vollendet seien. Diese Pokale haben nach meiner
ilberzeugnng gar nichts mit des Meisters Werkstatt
zu thun: jetzt stellt sich nach Erbsteins Angaben
heraus, daß es Augsburger Arbeiten sind. Eben-
sowenig halte ich die silberne Glocke der Reichen
Kapelle (Abg. Stvckbauer Taf. XIX) für ein
Werk Christophs, weit eher sür eine Arbeit des
Wenzel Jamnitzer.
1) So im British Museum ein dreieckiges Salz-
faß, als Arbeit dss Fra Lanto Avelli bezeichnet lüer-
nal-Ooll.); em Teller bei Herrn Bankier Hainauer
in Berlin; zwei Teller im South-KensingtomMuseum
(Jnv. Nr. 1686/55 und 1693/55).
 
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