Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 1.1885

DOI Artikel:
Bücherschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3679#0147

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
136

Bücherschau.

Mit Schmerzen vermissen wir ein Verzeich-
nis der Werke der Meister. Für Clvdivn hcitte
wenigstens dcr Versnch gewcigt werden svllen.
Waren wir damit ciuch gegen den heutigen Fäl-
scher nicht gesichert, sv hätten wir znm minde-
sten einigen Anhcilt, nm die Arbeiten seiner
Brüder und seiner Ncichcihmer abzusvndern. Wie
die Dinge liegen, bilden wir nnr mit aller Re-
serve ein Bronzerelicf ab, das sich im Kunst-
gewerbemuseum zu Bcrlin besindet; es trägt
nicht nur den Namen, sondern auch den Stil des
Clodion. (Vergl. S. 138.) Allein vb es ihm
selbst gehvrt, kvnnte nur ein erfahrener Spezial-
forscher entscheiden. Peter Jessen.
XII.
Linsache kunstgewerbliche Sntwürfe, nnter
Mitwirknng Vvn Lehrern der grvßherzvg-
lichen Knnstgewerbeschule Karlsruhe höraus-
gegeben vvn der Nedaktivn der bad. Ge-
werbezeitung; Karlsrnhe, Verlag vvn A.
Bieleselds Hofbuchhandlung. Serie I, Blatt
1—50. Preis 6 Mk.
§6.— Wird unser Kunstgewerbe vhne Frage
durch große, befruchtcnd anregende Aufgaben am
nachhaltigsten gefördert, so ist es dvch anderer-
seits unbestreitbar, daß es eine sichere und ge-
sunde Entwickelung nur auf die Prvduktion für
den breiteren Bedarf gründen kann. Jn der
knappen Bemcssnng der Herstellungspreise, die
wir in den während der letzten Jahre überall
veranstalteten Kvnkurrenzen für wohlseile Woh-
nnngsausstattungen festhalten sahcn, mag man
hier nnd da über das Ziel hinausgeschossen
haben; jedenfalls aber sprach aus all diesen
Unternehmungen ein sehr richtiger Gedanke.
Man hat sich mit dem bequemen „Billig und
schlecht" pathetisch gegen sie ereifert, dabei aber
nur zu sehr übersehen, daß von der Anregung
zn billiger Arbeit in einfachen Formen der ein-
zige Schntz gegen die äußerlich bcstechcnde, lie-
derliche Nachahmnng der reicheren Erscheinnng
teuerer Stücke zn erhoffen ist, wie sie sich ohne
derartige Einwirkung unter heutigen Verhält-
nissen unfehlbar entwickeln mußte und in der
That rings um uns fröhlich gedeiht. Eine ge-
sunde Reaktion hiergegen eingcleitct zu haben,
ist das unbcstreitbare Vcrdienst jener Konknr-
renzen, und wenn diese Reaktion anch in höhere
Regionen hinaufgreifen nnd das alles über-
wuchernde Ornament hier und da ctwas bän-

digen svllte, so wird der wirkliche Freund unscres
Knnstgewerbes das am weiiigsten bedauern. Die
Erkenntnis, daß nach dieser Seite hin eine Ein-
schränkung not thnt, ist vielmehr bereits cine sv
allgemeine geworden, daß eine Unterstütznng der
einmal in Fluß geratenen Bewcgung, wie sie
die vorliegcnden „einfachen kunstgewerblichen Ent-
würfe" zu bietcn bcabsichtigen, ihrer ganzen
Tendenz nach in weiten Kreisen einer srcnnd-
lichen Anfncihme gewiß sein darf. Aber nicht
bloß der Gedanke des vvn Karlsruhe ansgehcn-
den Unternehmens, sondern auch die Ansfiihrnug
desselben macht das Wcrk trvtz dieses oder jenes
Einwands im einzelnen der besten Empfehlung
wert. Dcr Begriff des Einfachen ist hier er-
hcblich weiter gefaßt, als es bei einigen
jener Kvnknrrenzen der Fall war, — gelegent-
lich sogar weiter, als es statthaft erscheint.
Einen Zierschrank mit Säulen und Pilastern
wird man in einer einsachen Wohnnngsausstat-
tung sv wenig suchen wie einen Salontisch, der
anf reich gegliederten und geschnitzlen Balustern
ruht, und auch der glasirtc Ofen mit mannig-
fachem plastischen Ornament, den C. Hamnier,
und daS an sich sehr gefällige Firmenschild mit
reich entwickeltem Blatt- und Rankenwerk des
schmiedeeisernen Arms, das E. Crecelins bei-
steuert, können schwerlich noch alS einsache Stllcke
gelten. Von vereinzelten derartigen Ausnahmen
abgesehen, entspricht indes der Jnhalt thatsäch-
lich dem Titel der in klarcr und korrekter Zeich-
nung dargestellten Entwürfe, die überdies dcm
Besteller und der auöführenden Werkstatt ohne
Schwierigkeit und ohnc Einbuße an der Wirkung
guter VerhÜltnisse nnd geschickter Gliederung
mehrfach noch eine weitere Vereinfachung gestatten
werden. Vor allen gilt dies von den Arbeiten
in Holz, dcm eigentlichcn Mobiliar, auf das
etwa die Hälfte der vorliegenden Blätter ent-
fällt. Hier findet man in dem Kredenzschrank
von C. Schick, in dem Salontisch von F. S.
Meyer, in dem in der Karlsruher Kunstgewerbe-
schule cntwvrfenen Büffetschrank und in manchem
anderen Blatt eine Neihe vvn Arbeilen, dic auch
in noch schlichterer Aussührung solide Erschei-
nung mit dem Neiz vriginellen Gepräges ver-
binden werden; wobei wir allerdings Originali-
tät nicht im Sinne derer verstehen, die in die heu-
tige einfache Wvhnungsausstattung den Bauern-
schemel, die Zinnschüssel und den irdenen Napf
einführen wollen und damit recht gute Ab-
sichten nnd nicht minder guten künstlerischen
 
Annotationen