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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 1.1885

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Ewerbeck, Franz: Studien zur Geschichte der Frührenaissance in Holland und Belgien, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3679#0221

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206

Studien zur Geschichte der Früh-Renaissance in Holland und Belgien.

die Zeichnung und Behandlung der figuralen
Darstellungen vielfach hölzern und fehlerhaft
erscheint; am wenigsten gelungen sind die Dar-
stellungen der Pferde. — Bei weitem lvert-


Fig, 16. Chorgcstühl zu Dortrccht. Scitciumstcht cincr Wnngc.
voller sind dagcgen die oruamcntalcn Laub-
sriese, Zwickcl und sonstige Füllungcu, iu dcucn
sich liebliche Putteugestalten iu dcu vcrschic-
densten Stellungeu tummeln, ferner die in Köpfc

vder Halbfiguren auslaufeuden kleinen Abschluß-
wangen, welche sast durchweg hoch interessante
Lösungen zeigcn (Fig. 12 bis 16).
Große Verwandtschast mit dem Chorgestühl
in Dortrecht zeigen hinsichtlich der Behandlung
des Ornaments die Chorschranken der Kir-
che zu Enkhuizen an der Zuider See, eine
hohe, durch reich vrnamentirte Pfeiler und
kleine Sclulchcn auf geschlvssenen Platten mit
reichstem Ornament ausgeführte Abschlußwand
aus Eichenholz. Als Autor dicses WerkeS könnte
man denselben Künstler, welcher das Chorstuhl-
werk iu Dortrecht fertigte, Jan Tcrwen, annehmen,
ivenn nicht der Charakter des Ornaments iu
einigen Teilen doch von dem erstcrwähnten Werke
abrviche.
Schließlich sei hicr uvch ein schöner Fries
des Chorabschlusses iu der Peterskirche
zu Leyden erwähnt, welcher durchaus dieselbe
Behandlungsweise der Frühzeit zeigt. —
Alle diese Werke stimmen in ihrer formalcn
Behandlung so sehr mit einander Uberein, daß
wir sür dieselbe eiue gemeinsame Schule voraus-
setzen möchten. Unter deu deutschen Schöpfun-
gen der Frühzeit sind nur einige Werke des
Nieder- und Mittelrheins und der Moselgegcn-
den, welche sich diesem Stile anschließen, wie
das Metzenhausen-Denkmal im Dome zu Tricr,
dasjenige des Grafen Joh. von Eltz und seiner
Gcmahlin in der Karmeliterkirche zu Boppard
und einige andere; die meisteu Werke sind weit
derber im Ornament und Profil und lassen kaum
ein tieferes Studium italienischer Vorbilder er-
kcnnen; dahingegcn fiuden wir denselben Cha-
rakter des Ornaments bis zur Milte des Jahr-
hnnderts an vielen französischen Werkcn wicdcr;
von dieser Zeit an srcilich macht sich ein völli-
gcs Divergircn der niederländischcn von der fran-
zösischen Ncnaissance bemerklich, an dcn nieder-
ländischen Werken cntwickelt sich einc derbe Plastik
in großen Fvrmen, welche der deutschen Fvrmcn-
behandluug cng verwandt ist. Zuvvr jedoch
begegnen wir höchst eigcnartigcn Kunstlcistungcn
gcmischtcn Stilcs iu dcu Nicdcrlanden, welchc
in cincm spätercu Artikcl betrachtct werdcu sollen.
 
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