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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 1.1885

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Bücherschau
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Die Porzellamiimmsnktur uon Ssvres.

215

und der kunstgeschichtlichcn Bestimmung siud dem
Herausgeber die Herren I)r. Jlg und Wendelin
Boeheim mit bewährter Sicherheit an die Hand
gegangen. Mit erfreulichcm Gemcinsinn hatten
die verschiedensten Besitzer beigcstenert: die Stadt-
gemeinden, voran Steyr und Ems, die Jnnungen,
die reichen Kirchen und Stifter, wie Admont,
St. Florian, die Stadtpfarrei zu Linz u. a.; da-
neben verständnisvolle Privatsammler. Bertreten
sind untcr dem Vielen alle Haupttechniken; doch
überwiegen die Metallarbciten. Voran als
Ältestes das Tragaltärchen mit niellirtem Silber-
beschlag — datirt 1375 — aus Admont; be-
merkenswert mehrere Silbcrpokale siiddeutschcn
Ursprungs, deren Stempel wir gern sämtlich
wiedergegeben sähen; hervorragend vor allem das
einheimische Schmiedeeisen der Landschaft. Einige
Thürschlvsser und Griffe gehen in das 15. Jahr-
hundert zurück, mit jener Vorliebe für platt aus-

gehämmerte Arbeit, welche den deutschen Schmied
von dem italienischen und französischcn unter-
scheidet. Jn der Zeit der Renaissance stechen
verschiedene Eisenwerke aus Spital am Pyhrn her-
vor: unsere Abbild. 1 (S.213) giebt das zierlichste,
ein Glockenstühlchen des 17. Jahrhunderts, wieder.
Die Möbel sind nur spärlich vorhanden; cinen
Glanzpunkt der Ausstellung bildeten dagegen ein
Meßornat mit reichster Stickerei, welchen im
Jahre 1638 die Bürger von Linz ihrer Stadt-
pfarre verehrt haben. Vcspermantel, Dalmatika,
Kasel, Kelchtuch sind mit demselben Vvrnehm
prunkhaften Laub- und Rankenwerk bedeckt, dessen
üppiger Schwung die Kenntnis orientalischer
Vorbilder verrät (vergl. Abb. 2).
Alle Einzelheiten aufzuführen, ist unmvg-
lich; das Werk verdient, daß jeder es sür sein
Fach zu Rate ziehe. Die Vvllendung des Ganzen
hosfen wir in kurzem anzeigen zu können.

Die Porzellanmanufaktur von 5övre5.

lla. Es hat sich im Laufe des Jahres bereits
mehrfach Gelegenheit gebotsn, der Ssvresmanufaktur
in diesen Blättern Erwähnung zu thun*). Jetzt ver-
ösfentlicht Ch. Lauth, der Direktor der Sävresmanu-
faktur, im Llonitsnr äs l'sxxosition äs 1879, an-
schlistzend an die daselbst veröffentlichte Besprechung
der Ausstellung von Sevres in Antwerpen, eine Reihe
authentischer Daten über das Staatsinstitut. Er be-
beginnt mit der Geschichte der berühmten Fabrik,
kommt dann auf eine Besprechung des daselbst herge-
stellten Weichporzellans (xlits tsnärs), des Hartpor-
zsllans (xäts änrs) und ihrer Dekorationsmethodsn,
auf die im Laufe der Zeit eingeführten technischen
Verbesserungen, das Brennen mit Steinkohle, das
Gietzverfahren bei grotzen Stücken und die aufgelegten
Pasten (pLts 8nr xLts). Hieran reihen sich allgemeine
Bsmerkungen über die in Antwerpen ausgestellten Ob-
jekte, insbesonders über das neue Porzellan, seine
Eigenschaften und Vorzüge. Es folgt weiter eine
Darlegung der Ziele, welche die Manusaktur während
der verschiedenen Epochen ihres Bestehens verfolgt hat,
und endlich eine Besprechung ihres gegenwärtigen
Programms und ihrer Schule. Da der erwähnte
Aufsatz von dem in der Sache berufensten Autor hsr-
rührt, so mag hisr da« über die letzten beiden Punkte
Gesagts in seinen Hauptzügen folgen.
Es wird darauf hingewiesen, datz in Ssvres je
länger desto mehr der Charakter einer Bildungsanstalt
bstont worden ist, datz derselbe aber jetzt in ausge-
dehnterem Sinne verstanden wird als früher, indem
es nicht allein die Fortschritte der keramischen Jn-
dustrie zu befördern, sondern auch eine wirklichs Kunst-
*) Vergl. Kunstchronik Nr. 1 und Kunstgcwerbeblatt Hst. S.

schule zu schaffen bestrebt ist. Die dortige Fabrikation
zerfällt gewissermaßen in zwei Teile. Einerseits kurants
Artikel, die als Gaben für Wohlthätigkeitsunter-
nehmungen, als Rennpreise u. dergl. dienen, etwas
bedeutendere Gegenstände zu Ehrengeschenken für ver-
diente Männer, und — in geringer Zahl — Tafel-
gerät für den Präsidenten und die höheren Beamten
der Republik. Letztere Gegenstände gelangen auch in
beschrttnktem Umfang zum Verkauf, dessen -Quantum
sich aber nicht, wie in der Regel anderwärts, nach
dem Belieben der Käufer, sondern hier nach den Vor-
schriften des Verkäufers richtet. Da der Umsatz aus
diesen Geschäften nur etwa 190 UÜO Francs jährlich
beträgt, so ist derselbe, bei den dortigen sehr hohsn
Preisen, ein verhältnismätzig geringer. Die vorbe-
zeichneten Artikel werdsn theils auf Grund der stets
vorliegenden und regelmätzigen Bestellungen seitens
der Regierung, teils deshalb fabrizirt, um Arbeiter
auszubilden, die erforderlichenfalls der Privatindustrie
eine wirksame Beihilfs leisten können. Das Haupt-
ziel von Ssvres und dsn bei weitem grötzten Teil
seiner Fabrikation bildet jedoch die Herstellung mög-
lichst vollendeter Gegenständs, die allen Anforderungen
an ein Kunstwerk entsprechen, und es scheut zur Er-
reichung dieses Zieles keine Versuchs, welche zu unter-
nehmen die Privatindustrie bei den großen damit
verknüpften Kosten und den mannigfachen Gefahren
der Fabrikation Bedenken tragen mutz. Solche Ar-
beiten führen fast von selbst die Erledigung schweben-
der Fragen und die Lösung von mancherlei technischsn
Ausgaben herbei, deren Ergebnisse den französischen
Fabrikanten zugängig zu machen die Manufaktur als
Ehrenpflicht belrachtet. Sie bewirkt diesdurch Veröffent-
lichungen und durch sonstige mit den Fabrikanten ange-
 
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