Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 1.1885

DOI Artikel:
Kunstgewerbliches von der Ungarischen Landesausstellung in Budapest
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3679#0249

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
232

Kunstgewerbliches von der Ungarischen Landesausstellung in Pest.

zellanfabrik von Fischer in Herend) sind von an-
deren Ausstellungen zur Genüge bekaunt, uud ins-
besondere von Zsolnay läßt sich leider nicht
behaupten, daß er die rege gemachten Erwartungen
erfüllt. Der Fall liegt ähnlich, wie bei Schütz
in Cilli, welcher 1876 in München so großen
Ersolg hatte, sich aber nicht auf der Höhe zu
halten verstand. Auch Zsolnay's neue Erzeug-
nisse erfreuen Lurch die Schönheit des Materials
und der Glasuren, schreckeu aber ab durch die
häusig barbarischcn Fornieu und Dekors. Gutes
Glas haben Giergl in Pest und Schreiber in
Wien und Pest ausgestellt, treffliche Sachen in
Schmiedeisen Arkay, Bronze steht gänzlich unter
dem Einfluß Vvn Wieu, an Teppichcn und Möbel-
stoffen kommt das Bestc von Phil. Haas, der
auch in Ungarn eine Niederlassung hat.
Viel reichere Ausbeute gewähren die oben
bezeichnctcu Separatausstellungen, und vor allen
andercn sind die Gewebe und Stickereien auS den
verschiedensten Gegcndcu Ungarns und Sieben-
bürgens, aus Kroatien und Bosnien seheuswert.

Die Methode, den Laudmann mit Weib und
Kind in der Nationaltracht in seiner Häuslich-
kcit, niit scinen Arbeitsvvrrichtungen und seinen
Erzeugnissen auf dem Gebiete der Textilkunst, der
Schnitzerei u. s. w. zu zeigen, ist in Pest mit
ciner Konseguenz und in einem Umfange durch-
geführt, wie wir es noch niemals gesehen haben;
und es wäre zu bedauern, wenn diese ohne Zweifel
nnt vieler Milhe und großen Kosten hergestellten
Zimmernichtbeisammeugelassenundeinemderhaupt-
städtischen Museen einverleibt würden. Jnter-
essiren die Beiträge aus den Komitaten als Be-
weisstücke für das Fortleben uralter Verfahrungs-
arten und nationalen Stils, so zeugen die
Ausstellungen Kroatiens und Bosnicns sür das
rege und verständige Streben, die dortigen Jn-
dustrien exportfähig zu machen, ohne ihnen den
natürlichen Charakter zu rauben. Auf einigen
anderen Punkten mahnt die Ausstellung an die
Dörfer Potemkins: hier erhalten wir den Ein-
druck des Echten und Gesunden.
—I-


CWoniöre von Pittmann in Cincinmtti. tVcrgl. S. sss.)
 
Annotationen