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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 10.1899

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4879#0145
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KLEINE MITTEILUNGEN

schluss nach oben bildet eine kühne Rocaille-Kartusche, die
einer Uhr als Rahmen dient. In die Wände sind eingelassen
zwei grosse und vier kleinere Ölbilder von der Hand des
Gerrit Zeegelaar, der am 16. Juni 1719 in Loenen an der
Vecht geboren wurde und am 24. Juni 1794 in Wageningen
starb. Diese 1703 datierten Wandbilder sind gut erhalten.
Sie schildern in vortrefflich beobachteten, dem Leben ent-
nommenen Gruppen die Jahreszeiten und die vier Elemente;
es sind Werke eines tüchtigen, in der Nachahmung des
Gerard Dou gereiften Künstlers. Das grosse Plafondbild
mit allegorischen Darstellungen rührt von einem Künstler
der akademischen Richtung her, während die Amoretten-
schilderungen der Steinreliefs nachahmenden Grisaillen —
in den vier Ecken der Decke — die geschickte Hand eines
dem Jakob de Wit (gestorben 1754) nahestehenden Künstlers
erkennen lassen. In dem vornehm wirkenden Saale haben
einige neuere Erwerbungen des Museums Aufstellung ge-
funden. Die beiden grossen Prunkvasen aus Porzellan sind
wertvolle Erzeugnisse aus der besten Zeit der Meissner
Manufaktur. Ihre noch ganz barocke Formengebung (um
1735) lässt an die Hand des besten Modelleurs der Fabrik,
des Johann Joachim Kandier, denken. Nicht minder be-
merkenswert sind die beiden feuervergoldeten und auf das
sorgfältigste ciselierten Bronzewandleuchter; es sind charakte-
ristische und mustergültige französische Arbeiten aus der
Zeit vor 1740.

BERLIN. Eine Kunstwebeschule wird der Lette-Verein
im April d. J. eröffnen. In derselben soll das
norwegische Schicht- und Bildwirken in halbjährigen
Kursen gelehrt werden. Durch einen Vertrag mit der
„Nordischen Kunstweberei G. m. b. H." ist den ausge-
bildeten Damen für ein Jahr Beschäftigung im Accord zu-
gesichert. Der Lette-Verein will durch diese Kunstwebe-
schule nicht etwa Dilettanten eine neue Technik bieten,
sondern vielmehr einen neuen Erwerbszweig, der in erster
Linie als Hausindustrie für Frauen geeignet ist, ins Leben
rufen. Die Kunstwebeschule wird geleitet werden von
Fräulein Maria Brinckmann aus Hamburg. -u-

BRESLAU. Anlässlich der wahrscheinlich inT Oktober
d. J. stattfindenden Eröffnung des Kunstgewerbe-
museums soll eine grosse schlesische Kunstgewerbe-
Ausstellung stattfinden und zwar auf Anregung und unter
Leitung des Direktors Dr. Masner. O. setz.

COMO. Eine Nationale Seidenausstellung wird am
14. Mai 189g eröffnet werden, die gleichzeitig einen
Dankeszoll gegen den grossen Mitbürger Volta bei
Gelegenheit der Hundertjahrfeier der Erfindung der Elek-
tricität bedeuten soll. Die Arbeiten an dem im Empirestil
gehaltenen Ausstellungsgebäude sind fast vollendet. Alle

Minister haben ihr Interesse an der Ausstellung durch reich-
liche Beihilfen und durch Stiftungen von Medaillen be-
wiesen, -u-

JAPAN. Die erste Weltausstellung ist für das Jahr 1902
geplant. Die japanische Regierung schickt sich bereits
an, die ersten vorbereitenden Schritte zu thun. Zu-
nächst handelt es sich darum, den Ort zu wählen, wo die
Ausstellung abgehalten werden soll. Im nächsten Frühjahr
schon dürfte die Ankündigung der Ausstellungsabsicht an
die europäischen Regierungen erfolgen. -u-

HANNOVER. Am 11. Dezember v.J. fand die feier-
liche Eröffnung der neuen Ausstellungshalle des
Gewerbevereins statt. Die neuen Ausstellungsräume
bestehen aus einem zwischen dem alten Vereinsgebäude und
dem neuen Geschäftshause der hannoverschen Bank am
Georgsplatz gelegenen, ein Stock hohen Langhause und aus
einem an dieses rechtwinklig anschliessenden zwei Stockwerke
hohen Seitenflügel. Die Hauptfassade am Georgsplatz, aus
Nasselberger Sandstein, zeigt ein mächtiges Portal mit frei-
stehenden Säulen und verziertem Konsolen-Gesims. Der Ge-
schäftseingang liegt rechts neben dem Portal im alten Vereins-
gebäude. Eine breite Flügelthür führt aus dem Entree in
die Vorhalle. Hier sollen vornehmlich Bronzearbeiten, so-
wie Erzeugnisse der Goldschmiedekunst zur Ausstellung ge-
langen. Eine mächtige, von Pilastern flankierte und von
farbigen Marmorsäulen getragene Bogenöffnung verbindet
die Vorhalle mit dem grossen Oberlichtsaal. Auf 16 Stück
mit vergoldetem Kapital verzierten Pilastern ruht das in
einer Hohlkehle auslaufende Deckengeshns. Drei hohe Rund-
bogenfenster nach dem Hofe zu dienen zur Ausstellung von
gemalten Fenstern. An den Oberlichtsaal schliesst sich in
gleicher Weise wie bei der Vorhalle der Kuppelsaal an.
Diese drei Säle haben zusammen eine für Ausstellungs-
zwecke bestimmte Grundfläche von ca. 400 qm. An Wand-
flächen sind für dieselben Zwecke ca. 600 qm verfügbar.
Die Säle sollen vornehmlich zur Ausstellung von Werken
der heimatlichen Maler und Bildhauer, sowie der Kleinkunst
und der Gewerbe dienen. Von dem Kuppelsaal durch das ge-
räumige Treppenhaus, welches auch zu Ausstellungszwecken
dienen soll, getrennt liegt der Maschinensaal. Eine breite
Treppe führt zu dem Kellergeschoss. Die Raumeinteilung ist
dieselbe wie im Erdgeschoss. Der Maschinensaal, das Treppen-
haus und die Gesamträume des Kellergeschosses sollen aus-
schliesslich der Ausstellung von Kraft- und Arbeitsmaschinen,
sowie von Werkzeugen für den Klsinbetrieb dienen, und
zwar werden die einzelnen Maschienen arbeitend vorgeführt
werden. Zu diesem Zwecke erhielt vorläufig der Raum unter
dem Maschinensaal, sowie der letztere selbst eineTransmission,
die nach Bedarf vergrössert werden kann. Die anderen
Räume des Kellergeschosses sind vorläufig für Ausstellung
von Maschinen mit elektrischem Antrieb reserviert. Vom
Erdgeschoss führt eine breite, mit schmiedeeisernem Ge-
länder versehene Treppe zu dem einen grossen Saal bilden-
den Obergeschoss, in welchem sich die kunstgewerbliche
Sammlung des Vereins befindet, und das ausserdem zur
Abhaltung von Versammlungen und Vorträgen benutzt werden
soll. Dreizehn grosse Bogenfenster lassen seitlich Licht ein-
fallen und dienen zur Aufnahme der dem Verein gehörenden
gemalten Glasbilder. Die Ausstellungen sollen von Zeit zu
Zeit wechseln und in der Hauptsache Werkzeuge und
Maschinen, insbesondere für das Kleingewerbe, sodann Kunst-
gegenstände und gewerbliche Erzeugnisse umfassen. Da
aber der Gewerbeverein zur Zeit die Kosten des Gebäudes
noch nicht allein bestreiten kann, so hat er mit dem „Verein
 
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